Die Länderspiele in den Bundesliga-Pausen sind immer auch ein Treffpunkt für viele Protagonisten und Entscheider der großen Vereine.
Er begeistert die Bundesliga-Bosse
Mal ganz ohne persönlichen Druck eine hochklassige Partie verfolgen und nebenher zum entspannten Austausch Mitstreiter und Ex-Kollegen treffen, das ist im stressigen Liga-Alltag sonst kaum möglich.
Letzte Woche in Frankfurt, beim 2:1 gegen Holland, waren nicht nur viele ehemalige Nationalspieler und Bundesliga-Stars vergangener Tage im VIP-Bereich, auch Weltmeister-Macher Jogi Löw genoss die Gespräche mit anderen Fußballgrößen.
Vom Abstiegskandidaten zum soliden Mittelfeldklub in der Bundesliga
Thema neben der bevorstehenden EM war auch immer wieder der FC Bayern, wie es unter Max Eberl nun weitergeht beim deutschen Vorzeigeklub.
Doch in Frankfurt war auch ein Mann wieder Thema, den manch Bundesliga-Verantwortlicher schon seit mehreren Wochen genau auf dem Radar hat: Jess Thorup, 54. Dessen Arbeit in Augsburg wird hochgeschätzt, der Däne ist längst nicht mehr nur Experten ein Begriff.
Die rasante Entwicklung des FCA unter Thorup, der die Mannschaft Mitte Oktober von Enrico Maaßen übernahm, ist vergleichbar mit dem „Aufstieg“ des VfB Stuttgart unter Sebastian Hoeneß.
Aus vier Punkten Vorsprung auf den direkten Abstiegsrang machte Thorup mittlerweile 17. In der Thorup-Tabelle, also gerechnet seit Einstieg des neuen Trainers, stehen die Augsburger aktuell auf Rang sechs, vor Frankfurt und Freiburg. Sie holten in diesem Zeitraum, seit Spieltag acht, 15 Punkte mehr als der VfL Wolfsburg.
Thorup überzeugt in Augsburg mit Expertise und Sympathie
Was Thorup in Augsburg macht, nehmen die Topklubs der Bundesliga sehr genau zur Kenntnis. Aber eben auch, wie er es macht. Wie der Däne führt, sein sympathisches, aber klares Auftreten, kommt, gepaart mit dem taktisch flexiblen Fußball, den Thorup spielen lässt, in der Branche ausgesprochen gut an. Und bringen auch ihn persönlich in eine hervorragende Position.
Der Schritt zum FCA geht für Thorup vollumfänglich auf. Als er sich im letzten Oktober, nach einem Jahr Pause, für den deutschen Mittelklasse-Klub entschied, kam das für einige Beobachter durchaus überraschend.
Viele fragten sich: Passt der titelkampfverwöhnte Thorup, der in Dänemark schon mit zwei unterschiedlichen Vereinen die Meisterschaft gewonnen hatte und mit Gent in der Europa League spielte, nach Augsburg? Und zum überschaubaren Potenzial der Bayern?
Die Antwort ist mittlerweile klar gegeben, von ihm und vom Verein, der mit Thorup eine starke Wahl getroffen hat.
VfB Stuttgart zeigte schon einmal Interesse
Ein Jahr zuvor, kurz nach seinem Aus beim FC Kopenhagen, wäre der Däne bereits fast in der Bundesliga gelandet, war sich nach intensiven Gesprächen mit dem VfB Stuttgart einig, die sich dann aber doch für eine Fortführung der Zusammenarbeit mit Michael Wimmer entschieden.
Es ist wahrscheinlich, dass Thorup in der Bundesliga trotzdem noch mal den Sprung zu einem der großen Vereine macht.
So ziemlich jeder Sportchef hat ihn mittlerweile auf dem Zettel, wenn Stuttgart oder Frankfurt wieder suchen, wird Thorup ein Kandidat. Sven Mislintat, der ihn zum VfB holen wollte, kehrt in Kürze als neuer Sportdirektor nach Dortmund zurück. Thorups Vertrag in Augsburg läuft nächstes Jahr aus.
Jess Thorup, das ist klar, tut dem deutschen Fußball extrem gut, als Trainer und als Typ. Und seine persönliche Bundesliga-Endstation, davon darf man ausgehen, wird nicht der FC Augsburg sein.