Liebe Fußball-Freunde,
Das darf Bayern nicht mehr passieren
der FC Bayern wird nach dem Ausscheiden im Halbfinale der Champions League zum ersten Mal seit 2012 ohne Titel bleiben. Das untermauert meine Kritik, dass der FC Bayern nicht durchweg erfolgreich war. Nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in den letzten Jahren.
Im Pokal sind sie immer früh ausgeschieden gegen Underdogs, in der Bundesliga haben sie letztes Jahr Glück gehabt und in den letzten Jahren sind sie auch nicht weiter als das Champions-League-Viertelfinale gekommen.
Ich glaube, dass jetzt ein paar Dinge anstehen. Einige Verträge laufen 2025 aus, vor allem Dingen stehen die Personalien Thomas Müller und Manuel Neuer im Fokus. Was passiert danach? Wer wird für die beiden geholt? Auch bei Kimmich und Goretzka musst du dich entscheiden.
Bayern muss über Kim und Upamecano nachdenken
Wenn wir auf den Kader schauen, dann wurde viel investiert in die zwei Innenverteidiger Min-Jae Kim und Dayot Upamecano, die zurzeit gar keine Rolle spielen. Da wurden fast 100 Millionen Euro ausgegeben - sowas darf in Zukunft nicht mehr passieren!
Die Frage ist: Gehe ich auch mit jungen Spielern wie Aleksandar Pavlovic in die neue Saison und wird er auch Bestandteil dieser zentralen Position?
Ich glaube, dass sie auf vielen Positionen Handlungsbedarf haben. Also in der Defensive: Was machst du mit den zwei, die eben erwähnt habe? Sie werden unzufrieden sein. Gebe ich sie ab und generiere noch Geld?
Müssen die Bayern-Stars Gnabry und Coman gehen?
Dann hast du im Mittelfeld mit Sicherheit auch Baustellen und was machst du mit Serge Gnabry und Kingsley Coman? Vielleicht muss man auch darüber nachdenken.
Beide sind ständig verletzt, was mir für sie leidtut, aber wenn du in eine Saison gehst, die zehn Monate geht, und die Spieler sind vier, fünf Monate verletzt, bringen sie mich dann an das Ziel, das ich ausgebe? Sind es wirklich die Spieler, mit denen du auch in die nächsten Jahre gehen kannst? Das wird eng, zumal höchstwahrscheinlich Chris Führich zum FC Bayern kommt.
FC Bayern hat die größten Baustellen aller Top-Teams
Über allem steht aber die Frage, die wir hier schon diskutiert haben: Die Trainer-Frage. Die Trainer, die im Gespräch waren, haben sich für ihre Verbände oder Vereine entschieden, es ist also nichts gegen Bayern München. Nur: der Markt wird immer kleiner. Die logischste Entscheidung wäre dann wahrscheinlich Hansi Flick.
Diese Position musst du relativ schnell besetzen. Da kann Max Eberl auch nicht hingehen und sagen: Am 15. Juli ist Trainingsstart bei Bayern München und da werden wir schon jemanden haben. Nein, da sollte der Trainer schon Einfluss haben, wie die Mannschaft auch in Zukunft aufgebaut wird.
Es gibt also viele Baustellen, die dort bereinigt werden müssen. Bayern München hat von den Top-Teams in der Bundesliga für mich in den kommenden Jahren die größten Baustellen auf dem Weg zur Meisterschaft. Trainersuche, du brauchst die Ruhe im Umfeld - das sind alles Dinge, die in Zukunft nicht passieren dürfen, um wieder erfolgreich Fußball zu spielen.
Hoeneß hat Charakter gezeigt
Wirklich beeindruckt hat mich Sebastian Hoeneß. Er hat sich für den VfB Stuttgart entschieden, denn es gab viele Anfragen und Angebote. Das zeigt seinen Charakter, eben nicht zu sagen, dass meine Reise hier beendet ist, sondern den Weg weitergeht.
Des Weiteren muss ich sagen, dass er wirklich jeden Spieler besser gemacht hat. Wir können über Alexander Nübel, Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav, Chris Führich, Waldemar Anton reden - alle haben nochmal das nächste Level erreicht. Und das ist seine Handschrift durch den Fußball, den er spielt: Mutig, offensiv, hohes Pressing. Diesen Fußball lieben die Zuschauer und ich übrigens auch.
Er ist 42 Jahre alt hat und hat noch eine lange Karriere vor sich. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ihn irgendwann beim FC Bayern sehen werden. Er hat aber jetzt auf jeden Fall erstmal den richtigen Schritt gemacht.
Der Abstiegskampf ist sehr eng
Blicken wir zum Abschluss in Abstiegskampf, der sehr eng ist. Dabei ist die Niederlage von Borussia Dortmund für mich kein Wettbewerbsverzerrung, es hat allerdings ein Geschmäckle.
Du musst vor deiner eigenen Haustür kehren und nicht auf die anderen schauen. Du musst deine Aufgaben erledigen, aber dann mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, finde ich grenzwertig.
So oder so, ist es nach wie vor eine schwierige Situation für Köln. Das letzte Spiel in Heidenheim wird nicht einfach. Sie leben noch und halten diesen einen Strohhalm noch fest, den sie noch haben. Ich freue mich auf nächsten Samstag.
Bis bald, euer Stefan Effenberg
Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 55-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.