Das gab es noch nie! 12.000 Bayer-Fans haben die Reise in die irische Hauptstadt Dublin zum Finale der Europa League angetreten. Vor wenigen Monaten wäre diese Anzahl an Unterstützern noch undenkbar gewesen. Überspitzt hieß es lange Zeit: Leverkusen-Fans? Die gibt es doch gar nicht! Die Straßen in Dublin zeichnen allerdings ein anderes Bild. Die große Mehrheit ist in schwarz-rot gehüllt. Zum Vergleich. Aus Bergamo sind rund 9.000 Tifosi in der Stadt.
Mehr als nur Erfolgsfans?
Bayer 04 boomt, Mitglieder-Zahlen explodieren
„Das hat sich über Jahre schon immer weiter aufgebaut. Aber natürlich ist diese Saison noch einmal ein ordentlicher Boost gewesen“, bestätigte auch Bayer-Geschäftsführer Simon Rolfes beim Abflug der Leverkusener auf SPORT1-Nachfrage.
Klar ist: In Leverkusen hat sich etwas getan. Ein Beleg dafür sind die explodierenden Mitgliederzahlen. Vor kurzem hat der Verein die Marke von 50.000 eingetragenen Anhängern geknackt, 10.000 mehr als noch vor Weihnachten. Vor der Saison waren es rund 30.000. Gut möglich, dass sich am Ende der Saison die Anzahl nahezu verdoppelt hat - in nur einer Saison (!).
Kurzfristiger Boom oder dauerhafte Entwicklung? Bayer-Fans geteilter Meinung
Christian Bourtscheidt (46) aus Köln ist seit 40 Jahren Bayer-Fan und von dem Trend begeistert: „Ich finde das geil. Vor allem freut es mich, dass auch immer mehr Kinder in Leverkusen-Trikots rumlaufen. Ich hoffe, dass der Boom anhält.“
Der Startschuss für diese Entwicklung liegt noch gar nicht lange zurück. Vor allem durch die Teilnahme am internationalen Geschäft in der vergangenen Spielzeit wuchs die Begeisterung. Als Schlüsselmoment gilt das Viertelfinale gegen Union Saint-Gilloise vor rund einem Jahr.
Dass Leverkusen auch im Ausland immer mehr in den Fokus rückt, bestätigen auch Harry (68) und sein Sohn Robbie (33) aus der Nähe von Maastricht. „Ich bin schon seit 20 Jahren Mitglied bei Leverkusen und komme jede Saison zu knapp zehn Heimspielen in die BayArena. Mein Papa ist seit dieser Saison auch Mitglied geworden. Aber hauptsächlich deshalb, damit wir mehr Tickets für die Spiele bekommen“, verrät Robbie.
Steigende Mitgliederzahlen verärgern Bayer-Fans
Ein Aspekt, der Detlef Specht aus Offenbach und seine Gruppe, mit denen er seit Jahren zu nahezu allen Spielen der Werkself fährt, bei aller Freude über die steigende Mitgliederzahl nicht gefällt: „Dass es mittlerweile schwer ist, an Tickets zu kommen, nervt schon.“ Einer der Gruppe meckert aber auch über die „Erfolgsfans“: „Viele von denen waren vergangene Saison noch BVB-Anhänger. Jetzt Leverkusen und nächste Saison vermutlich wieder Dortmund.“
Erfolgsfans hin oder her. Die Stimmung in der BayArena ist in dieser Saison so gut wie nie zuvor, meinte auch Christoph Daum zuletzt im SPORT1-Exklusivinterview: „Als ich damals da war, hatten wir 14.000 Zuschauer, dann wurde das Stadion erweitert auf 21.000, später auf über 30.000. Jetzt hast du eine ganz andere Wucht im Stadion. Damals wurden Choreografien entwickelt. Der Fanblock wurde mehr und mehr zum 12. Mann. Es hat sich wirklich viel getan. Bayer Leverkusen wächst und wächst und wächst.“
Und tatsächlich: In dieser Spielzeit ist jedes Spiel im Heimbereich ausverkauft. Einzige Ausnahme: Das erste Gruppenspiel der Europa League gegen den schwedischen Klub BK Häcken (4:0).
Immer bei Auswärtsfahrer bei Leverkusen-Spielen
Doch nicht nur bei den Heimspielen ist die Unterstützung gewachsen. Auch bei den Auswärtsfahrern ist der Ansturm auf Tickets enorm gestiegen. Waren die Bayer-Fans im vergangenen Jahr mit durchschnittlich noch 2.300 Fahrern im Bundesliga-Vergleich auf Rang 13, sind sie in dieser Saison mit durchschnittlich über 4.000 im oberen Mittelfeld (Platz 8) angesiedelt. Nur knapp weniger als Traditionsvereine wie der 1. FC Köln (4.400) und der FC Bayern München (4.700).
Die Begeisterung für Bayer 04 Leverkusen ist so groß wie selten zuvor. Zum einen wegen des Erfolgs, aber auch durch Gesichter der Mannschaft wie Xabi Alonso, Granit Xhaka und Co. Wie nachhaltig dieser Triumphzug ist, muss der Werksklub aber noch beweisen. Doch Fakt ist: In Leverkusen tut sich etwas.