Joshua Kimmich faltet einen Umzugskarton im Kinderzimmer, trägt wenig später zwei mannshohe Kuscheltiere in den Flur und bekommt wenig später einen Seitenhieb seiner Frau Lina. „Dein erster Umzug, wo du hilfst - so ungewohnt“, tadelt sie den Bayern-Star zu Beginn seiner ZDF-Doku „Joshua Kimmich - Anführer und Antreiber“.
Wohin Kimmich wechseln könnte
Im Januar 2024 packte die sechsköpfige Familie Kimmich ihre Sachen und bezog ein neues Eigenheim in München. Dort, wo der 29-Jährige sich wohlfühlt, wo seine vier Kinder daheim sind und wo er die Chance hat, zur Legende zu werden.
Muss Kimmich den FC Bayern verlassen?
Doch wenige Monate nach dem Richtfest durchkreuzt womöglich Kimmichs Arbeitgeber die Pläne des Nationalspielers: Beim FC Bayern sollen Profis gehen. Die Liste jener prominenten Namen, die den Rekordmeister bei entsprechenden Angeboten verlassen dürften, ist lang. Serge Gnabry, Leon Goretzka, Kingsley Coman sind die Namen von potenziellen Abgängen. Und auch Kimmich, der noch einen Vertrag bis 2025, ist nicht mehr unantastbar.
Obwohl der 29-Jährige selbst SPORT1-Informationen zufolge nicht an einen baldigen Abschied denkt und sich unter Neu-Trainer Vincent Kompany beweisen will, wären die Bosse bei einem entsprechenden Angebot durchaus gesprächsbereit.
Aber zu welchen Klubs könnte Kimmich passen? Wer kann sich den Bayern-Star leisten, ist sportlich attraktiv genug? SPORT1 blickt auf mögliche Ziele für Kimmich.
Manchester City
Bereits im April tauchte Manchester City auf als möglicher Klub für Kimmich. The Athletic brachte den Mittelfeldspieler ins Gespräch bei Pep Guardiolas Team. Kimmich, der 2015 zum FC Bayern kam, erlebte den spanischen Startrainer nur eine Saison an der Säbener Straße. 2016 verließ Guardiola den deutschen Rekordmeister.
Legendär ist bis heute eine Szene aus dem März 2016, als der Katalane nach dem Bayern-Spiel in Dortmund minutenlang wild auf den damals 21-Jährigen einredete. Selbst der FC Bayern schrieb auf seiner Website damals: „Es musste einem angst und bange werden. Pep Guardiola hatte die Augen aufgerissen. Gestikulierte wild mit den Armen. Stand Stirn an Stirn mit Joshua Kimmich.“
Es ging aber nicht um eine Standpauke, im Gegenteil. „Ich habe ihm gesagt, dass er vielleicht einer der besten Innenverteidiger der Welt ist“, enthüllte der Star-Coach später sein kurioses Lob: „Ich liebe diesen Jungen.“ Mehrfach nahm Guardiola seinen Schützling damals in den Arm, schwärmte hinterher: „Joshua Kimmich hat ein tolles Spiel gemacht. Großes, überragendes Wahnsinns-Kompliment!“
Der Trainer schätzte schon damals die Allrounder-Qualitäten von Kimmich. In 23 Bundesliga-Spielen unter Pep agierte Kimmich im defensiven Mittelfeld, als Innenverteidiger und vereinzelt auch als rechter Verteidiger.
„Mit ihm haben wir einen sehr guten Verteidiger und einen guten Aufbauspieler“, lobte Guardiola schon 2016 auch Kimmichs „Persönlichkeit mit dem Ball. Ich mag das Arbeiten mit diesen Spielern, die lernen wollen. Er hat den Wunsch, den Willen, die Leidenschaft. Er hat absolut alles.“
Personell ist ManCity mit Stars wie dem Ausnahme-Abräumer Rodri und den Kreativen Kevin De Bruyne und Bernardo Silva im Mittelfeld gut aufgestellt, eine Rolle für Kimmich dürfte sich im Zweifel aber finden. Rechts hinten ist Kapitän Kyle Walker gesetzt, aber auch schon 34.
FC Barcelona
Auch ein weiterer Ex-Bayerntrainer könnte bald ein Wiedersehen mit Kimmich feiern. Hansi Flick, mittlerweile beim FC Barcelona, feierte mit Kimmich in München das „Sextuple“ aus Meisterschaft, Champions League, DFB-Pokal, dem nationalen Supercup, dem UEFA Super Cup und der Klub-Weltmeisterschaft.
Neben der sprachlichen Verbundenheit zu Flick hätte Barca auch eine passende Rolle für Kimmich. Er könnte die Lücke füllen, die Sergio Busquets nach seinem Abschied 2023 hinterlassen hat. Und Kimmich könnte mit seiner Erfahrung die Barca-Jungstars Pau Cubarsi, Alejandro Balde, Gavi, Pedri und Lamine Yamal führen.
Doch die Spanier sind klamm, der Stadionumbau verschlingt viel Geld und daher ist es fraglich, ob ein kostspieliger Transfer in diesem Sommer angesichts eines im nächsten Jahr ablösefreien Kimmichs sinnvoll ist. Außerdem darf Barca aufgrund der Vorgaben der La Liga auf dem Transfermarkt nur so viel Geld ausgeben, wie durch Verkäufe wieder reinkommt. Teure Abgaben sind derzeit aber nicht zu verzeichnen.
Paris Saint-Germain
Geld spielt bei Paris Saint-Germain bekanntlich keine Rolle. Der Klub mit dem milliardenschweren katarischen Geschäftsmann Nasser Al-Khelaifi am Ruder soll laut der französischen L‘Équipe bereits im Winter ein Tauschgeschäft zwischen Kimmich und Außenverteidiger Nordi Mukiele ins Auge gefasst haben.
Bei Bayerns Sportdirektor Christoph Freund sorgte das für einen Schenkelklopfer. „Da kann ich nur drüber schmunzeln. Total an den Haaren herbeigezogen“, sagte er bei Welt TV.
Auch aktuell soll PSG Kimmich als neuen Mittelfeld-Chef wollen, meldet die Sport Bild. Beim Hauptstadt-Klub wäre der Nationalspieler zwar aus dem Stand der Boss in der Zentrale - spätestens seit dem Abgang von Kylian Mbappé ist der Gigant aber komplett im Umbruch. Zudem soll Kimmich Vorbehalte haben, mit seiner Frau und vier Kindern nach Paris zu ziehen.
Real Madrid
Auch als Nachfolger von Toni Kroos bei Real Madrid wurde Kimmich bereits ins Spiel gebracht. Ex-Bayern-Profi Dietmar Hamann rät ihm in der Sport Bild sogar, es wie sein Nationalmannschaftskollege zu machen.
„Kimmich hat viel abbekommen, egal ob bei Bayern oder in der Nationalmannschaft. Er kann es irgendwie keinem recht machen, es ist wie beim Propheten im eigenen Land, der nicht zählt“, meinte Hamann: „Möglicherweise gilt bei ihm das gleiche Phänomen wie bei Toni Kroos: Erst wenn Kimmich ins Ausland geht, werden seine Leistungen wirklich gewürdigt.“
Was würde da besser passen, als direkt Kroos bei Real zu beerben? Zwar sind die Königlichen neben Altstar Luka Modric (38), der nochmal um ein Jahr bis 2025 verlängert hat, auch mit Namen wie Aurélien Tchouameni, Federico Valverde, Eduardo Camavinga und Jude Bellingham gut besetzt - gerade als direkter Kroos-Nachfolger könnte Kimmich aber gut passen.
Auf der rechten Verteidigerposition ist Real mit Daniel Carvajal und Lucas Vázquez gut bestückt, auch wenn die beiden 32 bzw. 33 Jahre alt sind und damit älter als Kimmich.
FC Liverpool
Alternativ bliebe noch ein Wechsel in die Premier League. Beim FC Liverpool hätte Kimmich hinten rechts Trent Alexander-Arnold vor der Nase.
Im Mittelfeld von Trainer Arne Slot, der Legende Jürgen Klopp abgelöst hat, wäre neben Weltmeister Alexis Mac Allister allerdings durchaus ein Platz für Kimmich. Die „Reds“ sollen aber, neben Real, Barca und den England-Klubs ManCity und Arsenal eines der Teams sein, zu denen sich der Deutsche einen Wechsel zumindest vorstellen könnte.
FC Arsenal
Beim FC Arsenal dürften sie indes keine guten Erinnerungen an Kimmich haben. Im Viertelfinale der Champions League köpfte der Münchner den englischen Traditionsklub mit seinem Tor aus dem Wettbewerb.
Auf der Position im defensiven Mittelfeld ist Arsenal allerdings mit Declan Rice, gepaart mit Jorginho, gut aufgestellt, rechts hinten war bislang Ben White gesetzt.
Manchester United
Eine Option wäre ebenfalls Manchester United. Dort ist der Brasilianer Casemiro im Mittelfeld nicht unumstritten und ein Verkaufskandidat, als Nachfolger brachte die Sport schon im März Kimmich ins Spiel.
Mit Jungstar und EM-Fahrer Kobbie Mainoo (19 Jahre) haben die Red Devis hier aber einen großen Hoffnungsträger im Team, zudem mit Kapitän Bruno Fernandes oder 60-Millionen-Mann Mason Mount auch noch prominente Namen im Kader. Aufgrund der zuletzt eher chaotischen Verhältnisse und sportlichen Misserfolge darf bezweifelt werden, dass United für Kimmich eine ernsthafte Überlegung ist.
Newcastle United
Sportlich ein Rückschritt, aber finanziell reizvoll wäre Newcastle United. Die Sport Bild berichtete im Januar bereits, dass sich der Klub nach dem deutschen Nationalspieler erkundigt hat.
Seit dem Einstieg eines saudischen Konsortiums mangelt es den Engländern nicht an Geld. Allerdings verpasste Newcastle als Siebter der Premier League den internationalen Wettbewerb.