Für den SC Freiburg war der Saisonabschluss 2023/24 besonders emotional. Erst verpassten die Breisgauer durch eine Niederlage bei Union Berlin (1:2) das internationale Geschäft - dann hieß es Abschied nehmen von Erfolgscoach Christian Streich.
Grifo: „Das hat uns sehr wehgetan“
Nach 29 Trainer-Jahren in Freiburg trat der 59-Jährige offiziell von der Bühne - und überließ Ex-Profi Julian Schuster den Platz als Chefcoach.
Im exklusiven SPORT1-Interview verrät der langjährige Leistungsträger Vincenzo Grifo, wie sich der Abschied von Streich angefühlt hat - und was er über den bisherigen Auftritt von Neu-Trainer Schuster denkt.
Streich? „Genießt jetzt irgendwo die Sonne“
SPORT1: Herr Grifo, die Vorbereitung auf die kommende Saison hat begonnen – haben Sie die zurückliegende schon verdaut?
Grifo: Uns hat es natürlich wehgetan, dass es uns vergangene Saison Jahr nicht gelungen ist, international zu spielen, und dass wir so in die Pause gegangen sind. Wenn man das ganze Jahr dafür arbeitet und am Ende ein Punkt fehlt, ist das sehr bitter. Aber deswegen versuchen wir jetzt, hart zu arbeiten, das umzusetzen, was unser Trainer vorgibt, und gut in die Saison reinzustarten.
SPORT1: War es besonders bitter für Sie, weil Sie Ex-Trainer Christian Streich einen anderen Abschied gewünscht hatten?
Grifo: Das war der Wunsch des ganzen Vereins, aller Verantwortlicher und aller Spieler, dass er sich international verabschieden kann. Wir waren auf einem sehr guten Weg, hatten es am letzten Spieltag bei Union Berlin selbst in der Hand, aber wir haben es nicht geschafft. Deswegen tut es mir leid, dem ganzen Verein und allen Spielern, und ich entschuldige mich noch mal. Aber ich glaube, er kann das einordnen und genießt jetzt irgendwo die Sonne.
SPORT1: Wie blicken Sie auf Ihre Beziehung zu Christian Streich?
Grifo: Ich habe ihm sehr viel zu verdanken, weil er mich mehrfach zurückgeholt und die Möglichkeit gegeben hat, auf dem Platz zu stehen. Es ist sehr schade, ich hätte es ihm sehr gegönnt, nach den 30 Jahren, die er für diesen Klub gearbeitet hat.
„Oh Gott, da gibt es einige“
SPORT1: Gab es einen gemeinsamen Abschied?
Grifo: Am Samstagabend sind wir von Berlin nach Freiburg zurückgeflogen und da gab es dann einen Abschied. Und ich persönlich habe noch mal im Urlaub von ihm gehört. Wir haben uns nur das Beste gewünscht und ich hatte die Möglichkeit, mich für die Zeit zu bedanken. Aber ich bin sicher, wir laufen uns wieder über den Weg.
SPORT1: Gibt es besondere Erinnerungen an Christian Streich – oder Anekdoten?
Grifo: Oh Gott, da gibt es einige. Aber ich glaube, die behalten wir lieber für uns.
SPORT1: Inzwischen hat Julian Schuster den Trainerposten übernommen. Wo sind die Unterschiede zu Christian Streich?
Grifo: Er ist deutlich jünger - ohne Streich zu nahezutreten. Julian lebt, er ist sehr hungrig. Er arbeitet mit uns sehr intensiv und sehr eng zusammen. Und ich glaube, kein anderer kennt diesen Verein so gut wie er. Natürlich hat er auch eine klare Philosophie. Er hat uns viel Input mitgegeben und das müssen wir erst einmal verarbeiten. Klar ist auch, dass nicht direkt alles klappen kann, dass es Zeit braucht.
„Wir sollen den SC Freiburg total ausleben“
SPORT1: Was verlangt Schuster von Ihnen?
Grifo: Dass wir den SC Freiburg total ausleben sollen. Dass wir unangenehm sein sollen, aber darauf achten, trotzdem guten Fußball zu spielen. Da geht es darum, auf dem Platz alles zu leben und zu fühlen und dem Gegner zu zeigen, dass wir immer ans Maximum gehen.
SPORT1: Wie fühlt es sich an, dass ein ehemaliger Teamkollege nun Ihr Trainer ist?
Grifo: Das hat Vor- und Nachteile, weil ich natürlich ganz andere Sachen mit ihm erlebt habe. Und ja, jetzt ist er der Chef, trotzdem ist der Austausch sehr gut. Er hat sich nicht verändert, ist sehr kommunikativ und geht auch auf die Spieler zu.
SPORT1: Hat sich durch die Erfolge der jüngeren Vergangenheit auch die Erwartungshaltung verändert?
Grifo: Ja, natürlich. Freiburg hat sich verändert, indem wir das Stadion gewechselt haben und einfach ein Stück weit größer geworden sind. Und das müssen wir dann auch akzeptieren. Wir haben die beiden vergangenen Jahre international gespielt, dadurch blicken einige jetzt in ein anderes Regal. Aber wir wissen trotzdem, woher wir kommen.