Vor rund vier Jahren stand Serge Gnabry an der Schwelle zur Weltklasse. Als der FC Bayern sich mit dem zweiten Triple-Gewinn seiner Geschichte auf Europas Thron setzte, war auch der Nationalspieler auf einem völlig neuen Level angekommen.
Wird bei Gnabry alles anders?
Was man damals noch nicht erahnen konnte: Es sollte der vorläufige Höhepunkt in der Entwicklung des Nationalspielers sein. Seitdem geht der Trend in die falsche Richtung. Der Marktwert von 90 Millionen Euro fiel um mehr als die Hälfte. Aus einem 25 Jahre alten Hoffnungsträger wurde ein Sorgenkind - und zuletzt sogar ein Verkaufskandidat.
Neue Anläufe gab es bei dem mittlerweile 29 Jahre alten Kicker seit 2020 einige - der vielleicht vielversprechendste zeichnet sich aktuell ab.
Bei Gnabry funktionieren die kleinen Dinge wieder
Denn in der noch jungen Saison hat der Offensivspieler bereits mehrfach für Aufstehen gesorgt. Und so Sehnsüchte bei Fans und Verantwortlichen ausgelöst. Sie wünschen sich immer wieder diesen „alten“ Serge Gnabry zurück.
Im ersten Bundesligaspiel der Saison gegen den VfL Wolfsburg sicherte der Flügelspieler dem FC Bayern mit einem späten Treffer zum 3:2 den Sieg - sein persönliches Highlight in einem insgesamt guten Spiel. Für Tore war Gnabry häufig gut, aktuell funktionieren aber auch die vermeintlich kleinen Dinge wieder.
Bei Ballbehandlung, Passsicherheit, und Laufwegen ließ sich gegen den VfL ein lange nicht gesehenes Selbstverständnis erahnen.
Nur eine Woche später zeigte der 29-Jährige erneut seine Klasse. Im Spiel gegen den SC Freiburg spielte Gnabry auf der rechten Seite ohne klassischen Rechtsverteidiger im Rücken und war sowohl defensiv als auch offensiv entscheidend. Seine Arbeit wurde belohnt, als er Thomas Müllers Traumtor mit einem präzisen Pass vorbereitete.
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu alter Stärke blieb Gnabry im Anschluss allerdings verwehrt: Für die anstehenden Länderspiele des DFB-Teams wurde er (noch) nicht nominiert. Seine bisher letzte Partie im deutschen Trikot absolvierte er im November 2023. Spielt er weiter wie bisher, dürfte für Bundestrainer Julian Nagelsmann bald kein Weg mehr an ihm vorbeiführen.
Es ist eine erstaunliche Entwicklung, blickt man allein auf die vergangene Saison zurück.
Kimmich: „Habe ihn selten so professionell gesehen“
Denn diese verlief für den Offensivmann enttäuschend. Trotz seiner unbestreitbaren Fähigkeiten konnte er nur sporadisch überzeugen, was nicht zuletzt auf wiederholte Verletzungen zurückzuführen war. Ein Unterarmbruch und eine wiederholte Muskelverletzung im Adduktorenbereich sorgten dafür, dass er in der Saison 2023/24 auf nur 20 Einsätze kam und dabei lediglich fünf Tore erzielte.
Diese wiederkehrenden Rückschläge haben dazu geführt, dass der einstige Hoffnungsträger im Sommer sogar als Verkaufskandidat des FC Bayern galt. Doch Gnabry hat sich in der Sommerpause intensiv vorbereitet und sich von der Streichliste gearbeitet. „Ich will gesund bleiben und wieder angreifen“, hatte er im Juli erklärt.
Diese harte Arbeit zahlt sich aus, denn Gnabry beeindruckt nicht nur auf dem Platz, sondern auch durch seine neue Fitness und Einstellung. Joshua Kimmich lobte seinen Teamkollegen und Kumpel nach dem Wolfsburg-Spiel bei Sky: „Ich habe ihn selten so professionell gesehen wie in dieser Phase“.
Gnabrys Karriere war schon immer von Aufs und Abs geprägt. Nachdem er als Jugendlicher zum FC Arsenal wechselte und dort den Durchbruch verpasste, wagte er den Schritt zurück in die Bundesliga. Nach einer erfolgreichen Saison bei Werder Bremen und einer weiteren Leihe an die TSG Hoffenheim etablierte er sich schließlich beim FC Bayern München.
Kommen die unvergesslichen Auftritte wieder?
Seine Vielseitigkeit und Dynamik machten ihn dann schnell zu einem Schlüsselspieler, nicht nur bei Bayern, sondern auch in der deutschen Nationalmannschaft. Mit jeder Saison schien Gnabry zu wachsen, was sich in seiner konstanten Torausbeute und seiner Bedeutung für den FC Bayern zeigte. Hansi Flick attestierte ihm 2020 ein „Weltklasse-Niveau“.
Zur Erinnerung: In der Saison 2019/20 brachte es der gebürtige Stuttgarter auf 37 Scorerpunkte in 46 Partien und zeigte mit unvergesslichen Auftritten wie dem Viererpack gegen die Tottenham Hotspur in der Champions League, dass er zu den besten Flügelspielern Europas gehört. Aktuell sieht es danach aus, als ob er wieder einer werden könnte.