Home>Fußball>Bundesliga>

BVB-Legende: "Könnte das Aus für Sahin bedeuten"

Bundesliga>

BVB-Legende: "Könnte das Aus für Sahin bedeuten"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

„Könnte das Aus für Sahin bedeuten“

Fußballerisch steckt das Ruhrgebiet aktuell tief in der Krise. Bei Borussia Dortmund, Schalke 04 und dem VfL Bochum funktioniert wenig - drei Legenden analysieren die Situation um die Traditionsvereine.
Nach dem bitteren Pokal-Aus in Wolfsburg, wächst der Druck bei Borussia Dortmund und auch bei BVB-Coach Nuri Sahin. Kann Borussia Dortmund Nuri Sahin überhaupt entlassen?
Fußballerisch steckt das Ruhrgebiet aktuell tief in der Krise. Bei Borussia Dortmund, Schalke 04 und dem VfL Bochum funktioniert wenig - drei Legenden analysieren die Situation um die Traditionsvereine.

„Du bist keine Schönheit, vor Arbeit ganz grau“ besingt Herbert Grönemeyer in seiner Hymne die Stadt Bochum. Der Song erklingt vor jedem Heimspiel durch die Lautsprecher im Stadion des VfL. Grau und trist ist momentan die Stimmung im gesamten Ruhrgebiet - betrachtet man die Leistungen des VfL, von Borussia Dortmund und Schalke 04. Der Pott lodert und weint.

{ "placeholderType": "MREC" }

Ein Blick auf die Tabelle der Ersten und Zweiten Liga reicht aus, um die Stimmung einzufangen. Der BVB belegt aktuell Platz sieben, verlor am dritten Spieltag der Champions League nach einer 2:0-Führung mit 2:5 bei Real Madrid und schied am vergangenen Dienstag nach einer 0:1-Niederlage nach Verlängerung beim VfL Wolfsburg aus dem DFB-Pokal aus. Eine Titelchance ist damit bereits weg. Erste Kritik richtet sich an Cheftrainer Nuri Sahin, der erst seit dieser Saison im Amt ist.

BVB-Legende Mill mit deutlichen Worten

„Sahin ist noch ein junger Trainer, und es wird viel von ihm erwartet. Doch angesichts des Spielermaterials müsste es deutlich besser laufen. Selbst wenn er als Trainer nichts sagen und die Spieler einfach nur aufs Feld schicken würde, sollten sie in Wolfsburg oder bei Union Berlin gewinnen können. Gegen den VfB Stuttgart kann man verlieren - aber nicht so“, sagt Frank Mill im Gespräch mit SPORT1. Sahins Team ging am vierten Spieltag bei den Schwaben mit 1:5 unter.

Mill spielte von 1986 bis 1994 für den BVB, er schnürte die Fußballschuhe den größten Teil seiner Karriere für die Dortmunder. Der 66-Jährige legt den Finger in die Wunde: „Die Entscheidungsträger wollten sich eigentlich zurückziehen, haben aber letztlich Sahin vorgeschoben und treffen weiterhin alle Entscheidungen selbst. Sahin hat keine wirkliche Entscheidungsfreiheit. Zu viele Köche verderben den Brei.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Lars Ricken ist Geschäftsführer, Klub-Boss Hans-Joachim Watzke ist immer noch da und auch Matthias Sammer als Berater der Klubführung um Watzke sowie Sportdirektor Sebastian Kehl mischen mit.

Sollte der BVB am Samstagabend sein Heimspiel gegen RB Leipzig (ab 18:30 Uhr im LIVETICKER) verlieren, „könnte das das Aus für Sahin bedeuten“, glaubt Mill - auch wenn davon nach derzeitigen Erkenntnissen nicht auszugehen ist.

Mill: „Entspricht nicht den Ansprüchen“

„Bereits in der vergangenen Saison war der BVB unberechenbar. In der Champions League erreichte der Klub das Finale gegen Real Madrid und hätte es sogar gewinnen können. Aber Platz fünf in der Liga entspricht nicht den Ansprüchen des Klubs. Man strebt Platz zwei oder drei an“, fügt er hinzu.

„Man sollte Sahin jetzt nicht verurteilen, aber im Sommer hatte ihn keiner wirklich auf dem Zettel.“ Er habe „sicher Potenzial, aber einige seiner Entscheidungen waren schlicht verwirrend. Alles wirkt konfus.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Sollte es zu einem Trainerwechsel in Dortmund kommen, hat Mill einen Favoriten als Nachfolger im Kopf: „Mein Wunschtrainer wäre Carlo Ancelotti.“ Eine unrealistische Lösung, das weiß Mill.

Der Spanier trainiert seit 2021 erfolgreich Real Madrid und gewann mit den Königlichen 2022 und 2024 die Champions League. „Spaß beiseite“, sagt Mill, „aber so eine Größenordnung meine ich. Es braucht einen erfahrenen Mann. Da geht es auch um Respekt. Wenn der Trainer erst 36 Jahre alt ist und noch nichts vorzuweisen hat, ist das einfach eine Frage des Respekts.“

Schalke findet nicht in die Spur

Schalke 04 steckt in der Zweiten Liga in der Krise und findet auch unter dem neuen Trainer Kees van Wonderen nicht in die Spur. Nach zehn Spielen belegen die Königsblauen Rang 15 - punktgleich mit Eintracht Braunschweig, das den Relegationsplatz innehat.

„Schalke ist ein so großer Verein und hat schon wieder riesige Probleme - und das seit zwei Jahren. Das muss so schnell wie möglich abgestellt werden“, sagt S04-Legende Rüdiger „Abi“ Abramczik zu SPORT1. „Wir müssen eine Mannschaft werden, die sich aus dem Tabellenkeller befreit. Wir müssen ins Mittelfeld kommen - das wird schwer genug.“ Der 68-Jährige startete 1973 als Profi bei S04 und trug sieben Jahre das Trikot der Gelsenkirchener. In der Saison 1987/88 stand er noch einmal bei Schalke unter Vertrag, von 1980 bis 1983 spielte er auch für den BVB.

S04-Ikone erhöht Druck auf van Wonderen

Abramczik sieht van Wonderen kritisch. „Ich kenne den Trainer nicht persönlich. Ein ganz wichtiges Spiel wird für ihn die Partie in Ulm.“ Am Freitag müssen die Schalker bei den Spatzen antreten (ab 18:30 Uhr im LIVETICKER). „Wenn dort keine Punkte geholt werden, wird es eng für van Wonderen. Bis jetzt ist der Effekt des neuen Besens völlig verpufft. Langsam muss er etwas zeigen“, meint Abramczik und nimmt Schalkes Kaderplaner in Schutz. „Ben Manga hat die Spieler geholt und gesagt, dass sie entwickelt werden müssen. Für diese Entwicklung ist der Trainer verantwortlich. Die Spieler haben Qualität.“

Van Wonderen macht nicht unbedingt einen souveränen Eindruck, findet Abramczik. Im Gegenteil. „Bei Pressekonferenzen wirkt er so, als wüsste er nicht, was er sagen soll. Man darf nicht vergessen, dass er noch nie einen so großen Verein trainiert hat. Er muss Ergebnisse liefern. Auf mich wirkt van Wonderen etwas ratlos. Er scheint noch nicht zu wissen, wie er mit der Mannschaft umgehen soll.“

{ "placeholderType": "MREC" }

Ist Schalke schon wieder gefühlt am Ende? Das will die Klub-Ikone nicht hören. „Schalke wird nie am Ende sein, solange wir die Zuschauer haben, die diesen Verein lieben. Irgendwann werden wir wieder eine gute Mannschaft beisammen haben.“ Zurzeit sei es schwierig, „weil wir zu viel herumhampeln“. Es herrsche eine „große Verunsicherung in der Mannschaft“.

Erneuter Trainerwechsel auf Schalke?

Ben Manga will an van Wonderen festhalten, auch im Falle einer Niederlage in Ulm. Einen erneuten Trainerwechsel hält Abramczik für wenig hilfreich: „Das wäre jetzt nicht gut. Schalke würde sich damit lächerlich machen.“ Van Wonderen müsse „von allen Seiten“ unterstützt werden. Rund um die Veltins-Arena kursieren bereits die Namen André Breitenreiter und Friedhelm Funkel. Doch auch hier wird Abramczik deutlich: „Wir brauchen weder Breitenreiter noch Funkel, obwohl ich beide menschlich schätze.“

Jakob Fimpel, der nach der Entlassung von Karel Geraerts für zwei Spiele als Interimstrainer fungierte und vier Punkte holte, wäre für Abramczik „eine gute Alternative, falls es zum Schlimmsten käme“. Der 35-Jährige kenne die Mannschaft. Breitenreiter oder Funkel kämen auch nicht umsonst zu Schalke.

Bochum: Jetzt also Feldhoff

Der dritte Krisen-Klub im Ruhrgebiet ist der VfL Bochum, Herbert Grönemeyers Herzensverein. Der Klub von der Castroper Straße ist Letzter der Ersten Liga, mit nur einem Punkt aus acht Spielen. Wie bei Schalke wurde auch bei den Bochumern schon zweimal der Trainer ausgetauscht: Auf Thomas Letsch folgte im April Interimstrainer Heiko Butscher, der den Klub in die Relegation führte und im Sommer wurde dann Peter Zeidler für einen Neustart geholt. Doch für den 62-Jährigen war kürzlich ebenfalls Schluss.

Jetzt ist Markus Feldhoff mit Murat Ural verantwortlich. Sieben Niederlagen in acht Pflichtspielen waren zu viel des Guten.

„Warum haben wir Zeidler geholt? Unter ihm war die Mannschaft nicht fit genug. Ich sehe mir jedes Heimspiel im Stadion an, ich liebe den VfL und weiß nicht, wer uns noch retten kann“, sagt Michael „Ata“ Lameck, der von 1972 bis 1988 für den VfL spielte, zu SPORT1. „Das, was die Mannschaft bisher gezeigt hat, ist traurig.“ Wie Mill ist er als gebürtiger Essener ein Kind des Ruhrgebiets.

„Du musst jetzt schauen, dass du auswärts irgendwo etwas holst und zuhause auch mal gewinnst“, betont der 75-Jährige. „Das, was jetzt passiert, ist im Frühjahr schon passiert: Wichtige Verträge liefen im Sommer aus, und es ist nicht gelungen, die Leistungsträger zu halten.“ Kevin Stöger, der nun für Borussia Mönchengladbach spielt, fehle an allen Ecken und Enden.

„Ich habe große Angst um den VfL“, betont Lameck. Im Gegensatz zu Abramczik sagt er: „Funkel wäre jemand, den ich mir vorstellen könnte.“

Lameck ist geschockt. „Das Ruhrgebiet ist Fußball - es ist wirklich verdammt traurig, was gerade passiert. Ich hoffe, dass irgendwann wieder Freude in den Pott zurückkehrt.“