Fast ein bisschen distanziert wirkte Joshua Kimmich während der Länderspielpause – zumindest, als er auf die aktuellen Verhandlungen zwischen ihm und dem FC Bayern angesprochen wurde.
Kimmich hat nicht vergessen
„Ich bin mit dem Verein im Austausch“, sagte der Nationalspieler und fügte an: „Wir wissen alle, wie meine Situation vor acht bis zehn Wochen noch war. Da hatte man das Gefühl: Wann ist der Kimmich endlich weg? Jetzt sieht es wieder anders aus.“
In Kimmichs Worten schwang Stolz mit, vielleicht sogar Trotz. Nach dem Motto: Ich habe es euch allen gezeigt! Für den 29-Jährigen keine ganz neue Art, in die Öffentlichkeit zu treten. Schon nach seinem Treffer im Champions-League-Viertelfinale gegen den FC Arsenal hatte der Bayern-Star triumphiert und daran erinnert, dass viele ihn schon abgeschrieben hätten. Nur wenige seien „pro Kimmich“ gewesen, erklärte er damals im April 2024.
Eberl startete Charmeoffensive
Seitdem ist viel passiert. Beim DFB wurde Kimmich Kapitän, in München setzt Trainer Vincent Kompany voll auf ihn. Und: Sportvorstand Max Eberl startete im Sommer eine wahre Charmeoffensive – und das, nachdem er in den Monaten davor im Umgang mit Kimmich einige Fehler gemacht hatte. Der Bayern-Boss gab das Mitte September im STAHLWERK Doppelpass sogar offen zu.
Doch seit der PR-Reise nach Korea, wo erstmals direkte Gespräche zwischen den Beteiligten stattfanden, rollt der Rekordmeister Kimmich geradezu den roten Teppich aus. Der Mittelfeldspieler soll unbedingt gehalten werden. Eine Vertragsverlängerung mit ihm hat – neben den Verhandlungen mit Jamal Musiala – oberste Priorität.
Auch, weil die Zeit schwindet. Kimmichs Vertrag läuft im Sommer 2025 aus. Ab 1. Januar können andere Klubs sich um den Bayern-Star bemühen, ohne den FCB davon in Kenntnis setzen zu müssen. An der Säbener Straße muss man also aufpassen, denn hier droht dem Klub Gefahr.
Was will Kimmich?
Dazu passend sagte CEO Jan-Christian Dreesen jüngst in der Abendzeitung: „Wir haben schon öffentlich gesagt, dass wir die Gespräche mit ihm über eine Vertragsverlängerung jetzt zügig angehen wollen.“
Der Ball liegt also bei Kimmich. Was will er? Und wann entscheidet er sich?
Fakt ist: Der DFB-Kapitän hat viele Trümpfe in der Hand. Er befindet sich im besten Fußballeralter und konnte durch seine Leistungen in den vergangenen Monaten seinen Marktwert nochmals steigern. Zudem ist er im Ausland durchaus begehrt.
Erst im Oktober, beim Auswärtsspiel der Bayern beim FC Barcelona, war zu spüren, wie groß dort die Sehnsucht nach Kimmich ist. Für einige katalanische Reporter ist ein Transfer quasi ein Muss – auch wegen Trainer Hansi Flick. Und auch Kimmich selbst wird nachgesagt, dass er viel von Barca hält. Sein erklärtes Vorbild: die katalanische Legende Xavi.
Kimmich hat nicht vergessen
Die Bayern haben Druck, die Bayern machen Druck. Doch Kimmich lässt sich noch etwas Zeit. Zu viel steht für ihn auf dem Spiel. „Es ist eine sehr wichtige Entscheidung in meiner Karriere“, sagte der Mittelfeldspieler und erinnerte nochmals daran, dass es einst auch Zeiten gab, in denen man ihn in München nicht allzu gut behandelte. Stichwort: Corona-Pandemie.
In jenen Monaten fühlte sich der lange Zeit ungeimpfte Kimmich von den damaligen Bayern-Verantwortlichen im Stich gelassen und der öffentlichen Kritik schutzlos ausgesetzt. Das hat der 29-Jährige nicht vergessen.
„Das sollte wohlüberlegt sein. Natürlich spielt die Vergangenheit da auch eine Rolle“, erklärt Kimmich. Worte, die man an der Säbener Straße eher ungern hören dürfte, denn die handelnden Personen sind an den entscheidenden Stellen mittlerweile andere. Zum Glück für Bayern sagte Kimmich aber auch, dass die Zukunftsaussichten natürlich ebenfalls entscheidend sein werden.