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Der wohl dämlichste Platzverweis der Bundesliga-Geschichte

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Der wohl dämlichste Platzverweis

Uli Stein sorgte vor 36 Jahren für einen Platzverweis, über den noch lange gesprochen wurde.
28. Juli 1987: Uli Stein brennen im Supercup-Finale gegen den FC Bayern die Sicherungen durch. FCB-Stürmer bekommt nach seinem Treffer die Faust des HSV-Torwarts ins Gesicht.
Uli Stein sorgte vor 36 Jahren für einen Platzverweis, über den noch lange gesprochen wurde.

In der Geschichte der Bundesliga hat es bisher 2470 Platzverweise gegeben und die meisten hat man längst vergessen. Wer kann sich schon all die Fouls, Tätlichkeiten und Ausraster merken? Dazu muss schon etwas Besonderes geschehen sein, über das noch tagelang gesprochen wird. So wie am 23. Juli 1988 beim Duell zwischen Bayern München und Eintracht Frankfurt.

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Damals hat sich der als Skandalnudel bekannte Gäste-Keeper Uli Stein den wohl dämlichsten Platzverweis der Bundesligageschichte eingehandelt. Was war da los vor fast 36 Jahren?

WM-Rausschmiss und Faustschlag: Die Eskapaden des Uli Stein

Nie startete die Bundesliga früher als 1988/89, die Urlaubszeit sorgte für leere Ränge zum Saisonauftakt. Im Olympiastadion wurden 26.000 Zuschauer gezählt und Zeuge einer seltsamen Posse, die dieses Spiel entschied. Es war eine weitere Eskapade im Leben des Torhüters Uli Stein, als hätte es nicht schon genug gegeben.

Im Sommer 1986 war er als erst zweiter Spieler der DFB-Geschichte vorzeitig aus einem WM-Kader geschmissen worden, Monate später flog er bei einem Pokalspiel in Augsburg wegen Schiedsrichterbeleidigung vom Platz.

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Als er im Juli 1987 im Super-Cup-Finale Bayerns Jürgen Wegmann für dessen Tor mit einem Faustschlag ins Gesicht bestrafte, flog er erneut – und nun auch aus dem Verein, dem HSV. Das machte buchstäblich Schlagzeilen.

Zeitverzögerung und Hohn - Stein sieht Rot

In Frankfurt fand der zuweilen Unbeherrschte aber schnell einen neuen Verein, der seine Leistungen höher als seine gelegentlichen Eskapaden gewichtete.

Ein Jahr ging alles gut, dann passierte das unter dem Zeltdach des Olympiastadions: Als Bayerns Libero Klaus Augenthaler nach 75 Minuten das 1:0 köpfte, zog sich Ulli Stein frustriert in den Schmollwinkel zurück. Genauer gesagt an die Werbebande. Er war die Fassungslosigkeit in Person.

Schiedsrichter Kurt Witke wollte das Spiel fortsetzen, doch Stein nahm sich jetzt eben seine Auszeit. Nur wenige Sekunden zwar, aber Witke hatte dafür nur bedingt Verständnis und gab ihm, den Regeln, entsprechend Gelb wegen Zeitverzögerung.

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Dafür erntete er von Stein höhnischen Applaus mit den Händen, wofür er prompt die Rote Karte erntete. Stein trottete kopfschüttelnd vom Platz, die Eintracht musste den Ersatztorhüter einwechseln.

Hansi Gundelach kassierte binnen zwölf Minuten noch zwei Tore – Endstand 3:0! Der Saisonstart des Pokalsiegers war gründlich vermasselt und dafür gab es einen Sündenbock.

Stein teilt gegen Schiedsrichter aus

Der ließ die Reporter lange warten, dann gab er seine Version zum Besten: „Der Schiedsrichter kam zu mir und sagte, ich solle zurück auf den Platz. Warum er mir die Gelbe Karte gezeigt hat, weiß ich nicht. Der hat doch das ganze Spiel über nur darauf gewartet. Ich weiß nicht, was ich verbrochen haben soll.“

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Doch damit nicht genug: „Diese Rote Karte war eine Frechheit, zumal ich nichts gesagt habe.“ Dann kündigte er für den Fall einer Sperre den Gang vor „ein ordentliches Gericht“ an.

Schiedsrichter Witke bestätigte das im Großen und Ganzen und erklärte den Reportern: „Wir sind angehalten, den Regeln Geltung zu verschaffen.“

„Gnade für Stein“

Damit waren nicht alle einverstanden. Der kicker kommentierte in dicken Lettern „Überzogen“ und forderte sogar auf der Titelseite: „Gnade für Stein“.

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Bayern-Manager Uli Hoeneß fand: „Dieser Schiedsrichter ist eine Katastrophe.“ Dietmar Beiersdorfer, sein früherer Mitspieler beim HSV, erklärte: „Ich dachte zuerst, er sei wieder mal ausgerastet. Als ich dann die Fernsehbilder sah, waren die Gelbe und Rote Karte für mich ein Witz.“

Dieser schlechte „Witz“ kam am Donnerstag, den 28. Juli, vor dem DFB-Sportgericht in Frankfurt zur Sprache. Der gefürchtete Kontrollausschussvorsitzende Hans Kindermann, seit der Aufdeckung des Bundesligaskandals 1971 im ganzen Land bekannt, sagte schon zuvor: „Der Schiedsrichter hat richtig gehandelt“.

Stein kommt ohne Sperre davon

Von Geldstrafe bis acht Wochen Sperre für einen Wiederholungstäter reichte der Strafrahmen. Kindermann soll drei Wochen gefordert haben, aber Steins Anwalt Michael von Kummer boxte seinen Klienten raus.

Schon am Samstag darauf stand er wieder im Eintracht-Tor – er war nun einer von bis dahin 18 Bundesligaspielern, die nach einem Platzverweis nicht gesperrt worden waren. Er musste bloß 5000 DM Geldstrafe für „unsportliches Verhalten“ entrichten.

Auch das Sportgericht betrachtete den Vorfall wohl eher als ziemlich dämliche Aktion, aber sie hatten weiß Gott schon Schlimmeres verhandelt.

Sein letzter Auftritt vor dem Sportgericht sollte es allerdings nicht bleiben: im September 1994 flog Uli Stein wieder vom Platz. Nun wieder als HSV-Keeper – und wieder im Münchner Olympiastadion. Für ein Handspiel außerhalb des Strafraums gab es zwei Wochen Sperre.