Es käme nicht nur überraschend, sondern auch einem mittelgroßen Bundesliga-Drama gleich, sollte der FC Bayern am Wochenende plötzlich elf Punkte Vorsprung auf Platz zwei haben. Die Chancen dafür stehen gut.
Bundesliga droht der Super-GAU
Die Bayern wären, so viel Ehrlichkeit sollte sein, Mitte Februar im Grunde Meister. Ja, theoretisch sind auch danach noch viele Punkte zu vergeben, aber praktisch braucht am bayrischen Schalen-Comeback dann niemand mehr zu zweifeln.
Und während zum Beispiel in Spanien oder Italien ein packender Dreikampf tobt, also an der Spitze, dürfte Deutschlands Vorzeigeklasse im Frühling zur Langeweile-Liga werden. Zumindest, was den Titelkampf betrifft. Aber das ist eben das wichtigste Wettrennen einer Liga.
Ist oben alles entschieden, steht der Meister quasi fest, dann sinkt das allgemeine Interesse rapide.
Das zeigt der Fußball immer wieder. Und da braucht man sich ja nur selbst mal als Maßstab nehmen und seinen Blick auf andere Ligen. Ohne Spannung wenig Begeisterung.
Bayer-Titel weckte bei Bayern Jagdinstinkt
Den Bayern, das ist klar, kann man das alles nicht vorwerfen. Sie scheinen tatsächlich hochmotiviert, nach der verlorenen letzten Saison Fußball-Deutschland wieder deutlich zu zeigen, wer die einzige und sowieso allergrößte Nummer eins der Bundesliga ist.
Haben sie die Schale mal ein Jahr nicht im Trophäenschrank, dann war das einerseits eine Aneinanderreihung unglücklicher Ereignisse und dann ist sie andererseits eh nur verliehen. Um ganz bald glänzend wieder zurückzukehren.
Dass Bayer Leverkusen „ihre“ Schale mit nach Hause nahm, hat bei den Bayern einen Jagdinstinkt geweckt, den sie so schon länger nicht mehr spürten.
Zumindest national. Hat ja auch so immer geklappt.
Nur ein One-Hit-Wonder? Bayer muss liefern
Der Druck vor dem beachtlichen Aufeinandertreffen am Samstag liegt nun klar beim Gastgeber. Bei den Leverkusenern.
Sportlich steht der Kontakt zur Spitze auf dem Spiel, aber tatsächlich geht es doch auch um ihren Ruf. Wenn sie die Bayern wieder nicht schlagen, wie schon im September, dann sind sie wohl doch nur ein One-Hit-Wonder.
Dann waren sie, irgendwann im Rückblick, einmal über sich hinausgewachsen und konnten aber schon im Jahr danach, obwohl zusammengeblieben, also Mannschaft und Trainer, und trotz zusätzlicher Verstärkungen, diese Leistung nicht wiederholen.
Meister? Die Realität heißt Bayern München
Das größte Problem, tatsächlich den Super-GAU, hätte aber die Bundesliga. So viele hatten gehofft und geredet, dass nach Jahren der Eintönigkeit die Bayern-Dominanz nun endlich gebrochen sei.
Weil der Rekordmeister, nach den ganzen Fehlentscheidungen und der Unruhe von oben bis unten, gehörig wackelt und weil die anderen tatsächlich mächtig aufgeholt haben. Nicht nur Leverkusen, auch der BVB und vor allem RB Leipzig, das sind die Meister der Zukunft.
Was für ein Witz. Mit der Realität hat das nichts zu tun.
Die Realität, völlig egal, wie man das findet, heißt Bayern München. Und daran wird sich wenig ändern.