David Raum ist bei RB Leipzig zu einer festen Größe geworden. Beim 2:2-Remis gegen den 1. FC Heidenheim bestritt der 26-Jährige bereits sein 100. Pflichtspiel für RB Leipzig.
Raum: „Haben beide leichten Knacks“
Im exklusiven Interview mit SPORT1 spricht Raum unter anderem über seine erste Begegnung mit „Head of Global Soccer“ Jürgen Klopp, schwärmt von einem Mitspieler und scherzt, was einen möglichen Wechsel zum FC Bayern angeht.
SPORT1: Herr Raum, Sie haben gegen den 1. FC Heidenheim Ihr 100. Pflichtspiel für RB Leipzig absolviert. Ist das etwas Besonderes für Sie?
David Raum: Ja, natürlich, es fühlt sich fast etwas verrückt an – im positiven Sinne. Jetzt sind es schon bald drei Jahre, die ich hier bin und ich habe die 100 Spiele vollgemacht. Das ist natürlich eine schöne Marke, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn wir gewonnen hätten.
SPORT1: Wie sehen Sie Ihre Entwicklung in den vergangenen Jahren?
Raum: Es ging alles sehr schnell. Von einem Bank- und Einwechselspieler in der Zweiten Liga zum Bundesligaspieler und dann über Hoffenheim direkt nach Leipzig – das waren für mich große Schritte. Ich habe mich hier aber auch noch mal entwickelt, bin reifer geworden, zum Führungsspieler aufgestiegen. Die Mannschaft ist jünger geworden, deswegen gehe ich da auch voran.
Von diesem Mitspieler schwärmt RB-Star Raum
SPORT1: Sie sind seit acht Jahren im Profi-Geschäft. Welcher war Ihr bester Mitspieler in dieser Zeit?
Raum: Ich habe mit vielen Guten zusammengespielt – die besten hatte und habe ich in Leipzig. Ich bin zum Beispiel nach wie vor von den Qualitäten von Dominik Szoboszlai überzeugt, die zeigt er auch bei Liverpool. Mit dem Jungen habe ich mich sehr gut verstanden, wir haben beide einen leichten Knacks (lacht).
SPORT1: Was meinen Sie mit „Knacks“?
Raum: Wir sind zwei verrückte Typen, emotional, auf und neben dem Platz, auch ein bisschen extrovertierter. Das sieht man an auch unseren Tätowierungen und wir mögen beide Fashion.
SPORT1: Steht ihr noch in Kontakt?
Raum: Ja, hier und da. Wenn wir gegeneinander spielen, er oder ich ein gutes Spiel machen, dann schreiben wir mal eine kurze Nachricht. So bleiben wir verbunden.
„Klopp ist für Red Bull eine Riesen-Bereicherung“
SPORT1: Seit Januar ist Jürgen Klopp bei RB tätig. Kriegen Sie seinen Einfluss auch als Spieler mit oder sind das Vorgänge, die mehr auf der Managementebene vonstattengehen?
Raum: Ich habe ihn bei uns auf dem Trainingsgelände kennengelernt. Wir haben ein bisschen gequatscht, er ist sehr sympathisch und hat direkt eine gute Energie reingebracht. Er arbeitet ja im Hintergrund, ist für Red Bull insgesamt eine Riesen-Bereicherung.
SPORT1: Wenn ich richtig informiert bin, war Liverpool-Star Andrew Robertson damals Ihr Vorbild. Haben Sie mit Klopp über ihn gesprochen?
Raum: (lacht) Nein, so tief waren unsere Gespräche nicht. Er war auf jeden Fall einer, mit dem ich mich identifizieren konnte.
SPORT1: Sie sind jetzt 26, haben eine WM und eine EM gespielt, waren bei Olympia dabei sind mit Fürth aufgestiegen und haben mit Leipzig den Pokal geholt. Was war Ihr persönliches Highlight?
Raum: Der EM-Titel mit der U21 war ja auch noch mit dabei. Es sind tatsächlich viele Highlights – auch, Champions League zu spielen. Immer wenn die Hymne ertönt, habe ich Gänsehaut. Die Heim-EM war etwas Außergewöhnliches. Das hat jeder im Land gemerkt. Wie wir da nach vorne gepeitscht wurden, was wir ausgelöst haben. Besonders meine Vorlage gegen die Schweiz, als das ganze Stadion, das ganze Land vor Freude ausgerastet ist. An diesen Moment werde ich mich immer erinnern.
Raum: Viel Wertschätzung von Nagelsmann bekommen
SPORT1: Wie sehen Sie Ihre Rolle allgemein in der Nationalmannschaft?
Raum: Ich finde, es herrscht ein gesunder Konkurrenzkampf. Ich habe viel Wertschätzung von Julian (Nagelsmann; Anm. d. Red.) bekommen. Jetzt geht es für mich erst mal wieder darum, gute Leistungen im Verein zu zeigen, und dann sieht man, was im März passiert, wenn die Spiele in der Nations League anstehen. Ich würde mich schon freuen, wieder dabei zu sein.
SPORT1: Zurück zu Leipzig. Sie haben mal gesagt: Wenn man sich selbst heiraten könnte, würde Xavi Simons es tun. Wie selbstverliebt darf ein Spieler sein?
Raum: Selbstverliebt würde ich es nicht nennen, er ist einfach überzeugt von sich, nicht nur sportlich, sondern auch abseits des Platzes. Natürlich steht er im Rampenlicht. Der Verein hat ihn fest verpflichtet, da macht man sich als junger Spieler natürlich ein bisschen Gedanken, dass man das zurückzahlen will. Diese Gedanken muss er sich aber gar nicht machen. Er soll einfach er selbst bleiben und sich nicht unter Druck setzen. Seine Qualität ist riesig. Er hat eine große Zukunft vor sich.
SPORT1: Waren Sie überrascht, dass er bei Leipzig unterschrieben hat, oder war das in der Kabine schon vorher Thema?
Raum: Ich habe mich natürlich gefreut. Für den Verein ist es auch ein großer Schritt, so einen Spieler zu halten.
SPORT1: Haben Sie ein gutes Gefühl, dass Sie auch in der kommenden Saison mit ihm auf dem Rasen stehen?
Raum: Also ich habe noch Vertrag und er hat gerade unterschrieben. Also gehe ich davon aus.
Bayern-Wechsel? Raum gibt deutliche Antwort
SPORT1: Um Ihre Zukunft gab es immer wieder Gerüchte, auch um einen möglichen Wechsel zum FC Bayern. Denken Sie darüber nach, irgendwann einen solchen Schritt zu machen?
Raum: Bei Bayern hat Davies ja gerade verlängert (lacht). Nein im Ernst: Gerüchte sind ja ein Stück weit ein Zeichen, dass man wertgeschätzt wird, nicht nur vom eigenen Verein. Aber ich fühle mich in Leipzig sehr, sehr wohl, privat wie sportlich. Ich genieße hier große Anerkennung. Ich war sogar zweimal Kapitän. Und: Als Spieler geht es ja auch darum, dass man sich wohlfühlt.
SPORT1: Ihr DFB-Kollege Jamal Musiala hat gerade bei den Bayern verlängert. Ist das ein gutes Zeichen für die Bundesliga?
Raum: Absolut, er ist ein Weltklassespieler. Mit ihm und Flo (Florian Wirtz; Anm. d. Red.) haben wir in Deutschland zwei Riesen-Talente, mit denen wir noch eine Menge Freude haben werden. Für die Bundesliga ist es gut, dass er bleibt.