Thomas Müller soll laut Medienberichten im Sommer keinen neuen Vertrag beim FC Bayern erhalten. Nach 17 Jahren in der ersten Mannschaft, zwei Champions-League-Titeln, zwölf Meisterschaften und sechs Pokalsiegen mit dem Rekordmeister wäre damit Schluss für die Bayern-Legende.
„Bayern verliert Stück seiner Seele“
Sepp Maier, eine weitere Vereinsikone, spricht im exklusiven SPORT1-Interview über das bevorstehende Ende von Müllers Zeit bei den Münchnern.
Bayern bald ohne Müller? „Für viele Fans sicher ein Schock“
SPORT1: Herr Maier, was sagen Sie dazu, dass Thomas Müller im Sommer keinen neuen Vertrag bekommen soll?
Sepp Maier: Das ist für viele Fans sicher ein Schock, aber so ist nun mal der Kreislauf eines Fußballers – irgendwann kommt für jeden das Ende. Thomas wird dem FC Bayern bestimmt in einer anderen Funktion erhalten bleiben, wenn er das möchte. Und falls nicht, wird ihm sicher auch nicht langweilig. Traurig ist es trotzdem. Ich hätte mir gewünscht, dass er noch ein Jahr als Spieler dranhängt. Er tut dem Spiel und dem Innenleben der Mannschaft einfach gut. Ganz nachvollziehen kann ich die Entscheidung nicht. Ein ziemlich bitteres Ende.
SPORT1: Mit dieser angeblichen Entscheidung der Bayern-Bosse geht natürlich eine Ära zu Ende. Verliert man mehr als nur einen großartigen Sportler?
Maier: Auf jeden Fall! Thomas ist eine großartige Persönlichkeit und wird es auch bleiben – eine lebende Legende des FC Bayern. Er hat sich so sehr mit dem Klub identifiziert, dass es da keine zwei Meinungen gibt. Thomas ist der FC Bayern. Selbst nur in der Kabine hätte er dem Team noch ein weiteres Jahr gutgetan. Ich glaube nicht, dass er ins Ausland geht. Thomas wird seine Karriere beenden. Was soll er in Amerika oder Dubai? Thomas gehört nach München – hier hat er seine Familie, seine Frau, die Pferde und alles, was ihn glücklich macht.
Bayern-Legende Maier über Müller: „Mehr als nur ein Spieler“
SPORT1: Haben die Bayern-Bosse mit dieser angeblichen Entscheidung nicht bewiesen, dass sie den emotionalen Wert eines Spielers wie Müller unterschätzen? Wird der Klub zunehmend seelenloser?
Maier: Ich glaube nicht, dass die Bayern-Bosse den emotionalen Wert von Müller unterschätzen. Natürlich muss ein Verein wirtschaftlich und sportlich denken, aber Thomas ist mehr als nur ein Spieler – er verkörpert die Identität des Klubs. Solche Spieler machen einen Verein aus, sie sind seine Seele – und genau diese Typen werden in der heutigen Zeit immer seltener. Mit ihnen verliert der Klub ein Stück seiner Seele. Die Bayern haben stets betont, dass sie für ihre Werte stehen. Jetzt können sie es erneut beweisen: „Mia san mia.“
SPORT1: Glauben Sie, dass Müller verärgert ist, weil er eine solche Entscheidung nicht vollständig nachvollziehen kann und es aus seiner Sicht zu wenige Gespräche gab?
Maier: Wer Thomas kennt, weiß, wie sehr er den Verein liebt. Er hätte sicher gern noch eine Saison gespielt. Natürlich ist er über diese Entscheidung nicht erfreut – dieser Schmerz sitzt tief. In Deutschland wird er jetzt nur noch sieben Spiele absolvieren, dann ist leider Schluss. Und wenn Thomas kein Abschiedsspiel bekommt, fresse ich einen rot-weißen Besen!
Sepp Maier widerspricht Lothar Matthäus
SPORT1: Wird hier aber deutlich, dass die Kommunikation zwischen Max Eberl und Uli Hoeneß nicht perfekt ist? Lothar Matthäus meinte, dass die Chemie nicht ganz stimme. Wie sehen Sie das?
Maier: Das sehe ich nicht so. Max und Uli sprechen sich mit Sicherheit über alles ab – auch wenn es im Fall von Müller nicht unbedingt so wirkt. Aber wenn Lothar etwas raushaut, dann lauert das Echo meist schon hinter der nächsten Ecke. Bei großen Personalentscheidungen war es beim FC Bayern in der Vergangenheit immer eine gemeinsame Entscheidung.
„Solche Dinge hinterlassen Spuren“
SPORT1: Glauben Sie, dass Müller eine mögliche Entscheidung irgendwann akzeptieren wird, oder könnte es sein, dass hier ein tiefer Riss zwischen ihm und dem FC Bayern entsteht?
Maier: Thomas wird das sicher irgendwann akzeptieren müssen, aber ob er es wirklich versteht, ist eine andere Frage. Er hätte noch ein Jahr drangehängt, das ist doch klar. Ich hoffe nicht, dass ein Bruch entsteht, aber solche Dinge hinterlassen Spuren. Es wäre fatal, wenn am Ende ein Verhältnis wie mit Schweinsteiger oder Lahm entstehen würde, wo erstmal Distanz da war. Thomas gehört zu Bayern wie die Weißwurst nach München – und das sollte man nicht aufs Spiel setzen.
SPORT1: Wie schwer wird es sein, sich vorzustellen, dass Thomas Müller ab nächster Saison nicht mehr auf dem Platz stehen wird?
Maier: Das ist schwer vorstellbar. Aber noch gibt es sieben Spiele. Er hat beim FC Bayern Geschichte geschrieben. Ich bin mir sicher, dass er 2026 in einer neuen Funktion zurückkommen wird. Mach’s gut, mein lieber Thomas!