Die Lage beim FC Bayern wird immer schlimmer! Nachdem sich Dayot Upamecano (Knorpelschaden im Knie) und Alphonso Davies (Kreuzbandriss) während der Länderspielreise verletzt haben, reihte sich mit Hiroki Ito am Samstagnachmittag der nächste Verteidiger ins Lazarett ein. Dadurch wird das Puzzle für Trainer Vincent Kompany immer kniffliger.
Die Bayern-Sorgen werden immer größer
Ito war gegen den FC St. Pauli erst in der 58. Minute für Raphael Guerreiro als linker Verteidiger eingewechselt worden, rund 30 Minuten später war die Partie für den Japaner dann aber schon wieder vorbei, als er einen Schlag auf seinen Fuß bekam. Die Bayern mussten das Duell zu zehnt beenden.
FC Bayern: Alte Ito-Verletzung tritt wieder auf
Am Sonntagmorgen teilten sie dann mit, dass sich der Verteidiger einen Mittelfußbruch zugezogen hat. „Die Nachricht von der erneut schweren Verletzung von Hiroki trifft uns alle sehr hart“, zeigte sich Sportvorstand Max Eberl bestürzt von den schlechten Neuigkeiten, zumal sich Ito „gerade erst nach monatelanger Reha wieder zurückgekämpft“ hatte und nun wieder „lange“ ausfällt.
Bereits im Juli, kurz nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart, hatte sich Ito im selben Fuß einen Mittelfußbruch zugezogen, weswegen er mehr als sechs Monate ausgefallen war. Schon damals hatte es Komplikationen gegeben, weshalb er ein zweites Mal operiert werden musste.
Effenberg: „Das kannst du nicht kompensieren“
Durch den dritten Ausfall binnen weniger Tage gehen Kompany so langsam die Alternativen aus. „Diese Verletzungen sind hart, das tut weh in so einer Phase“, stellte SPORT1-Experte Stefan Effenberg im STAHLWERK Doppelpass klar.
Er fügte hinzu: „Wenn so eine halbe Achse ausfällt, dann kannst du es nicht kompensieren. […] Es gibt kaum noch Alternativen in der Mannschaft. Die Mannschaft stellt sich mehr oder weniger von alleine auf.“
Neben den drei Verteidigern fehlen zurzeit noch Torwart Manuel Neuer (Muskelfaserriss), Mittelfeldspieler Aleksander Pavlovic (Pfeiffersches Drüsenfieber) sowie Flügelflitzer Kingsley Coman (Reizung im Fuß).
Es darf sich niemand mehr verletzten
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Bayern im Viertelfinale der Champions League gegen Inter Mailand (Hinspiel am 8. April) mit derselben Viererkette auflaufen werden wie gegen St. Pauli – sollte sich niemand weiteres verletzten.
Das würde bedeuten, dass Konrad Laimer den Rechtsverteidiger-Part einnimmt, Minjae Kim und Eric Dier die Innenverteidigung bilden sowie Guerreiro die linke Abwehrseite abdeckt.
Als mögliche Alternativen stünden als gelernte Verteidiger nur noch Sacha Boey und Josip Stanisic zur Verfügung. Beide haben allerdings ihre Stärken auf der Rechtsverteidigerposition, auch wenn Stanisic schon öfter Innenverteidiger spielte, gerade in einer Dreierkette.
„Wenn jetzt noch was passieren sollte, wer spielt dann? Das macht die Sache kompliziert“, gab Effenberg zu bedenken.
Dirc Seemann, Teil der SPORT1-Chefredaktion, fand noch deutlichere Worte zur Lage beim Rekordmeister: „Ich halte das für ein komplettes Desaster in dieser Phase der Saison. Das wirbelt alles durcheinander. Da kann alles wackeln, aber das ist Pech. Das ist wirklich ein Debakel für die Bayern.“
Wie sehen Bayerns Alternativen aus?
Kommentator Marco Hagemann bezeichnete die Misere als „ein Brett“. Auf so eine Situation könne man sich nicht vorbereiten. „Bis zuletzt sind sie eigentlich relativ gut mit wenig Verletzungen durch die Saison gekommen, aber jetzt kommt es knüppeldick“, stellte er fest.
Bei einem weiteren Ausfall – abgesehen auf der Rechtsverteidigerposition – muss Coach Kompany kreativ werden und Akteure als Innen- sowie Linksverteidiger aufstellen, deren Paradeposition eigentlich eine andere ist.
In der Vergangenheit lief Boey schon als Linksverteidiger auf, Leon Goretzka zentral in der Abwehrkette und Joshua Kimmich hinten rechts. Diese Position bekleidet Kimmich immerhin auf einem sehr hohen Niveau in der deutschen Nationalmannschaft.
„Bayern gegen Inter nicht der Favorit“
Das Problem bei dem aktuell verfügbaren Personal in der Abwehr: Die Bayern kassierten in den letzten Wochen zu viele und zu einfache Gegentore. Es ist der Defensive anzusehen, dass sie noch nicht viele Partien in der Konstellation zusammengespielt hat, immer wieder durchgewirbelt wird und dadurch wackelig ist.
„Sie bekommen aktuell zu viele Gegentore und das darf dir gegen Inter nicht passieren, das ist eine andere Kragenweite“, mahnte Hagemann, doch Effenberg hielt dagegen: „Bayern war vor den Spielen gegen Leverkusen in einer ähnlichen Rolle und was ist passiert? Leverkusen war chancenlos.“
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Timmo Hardung, der Sportdirektor von Eintracht Frankfurt: „Beim FC Bayern ist es schon so, dass sie in den entscheidenden Moment wieder hochfahren. Vielleicht schafft es Kompany bis zum Inter-Spiel, einige defensive Abläufe zu automatisieren.“
Effenberg ergänzte: „Dann ist der FC Bayern auf den Punkt da. Gegen St. Pauli war der Schlendrian drin, aber gegen Inter werden sie nicht so viel anbieten.“ Dennoch meinte der SPORT1-Experte, dass die Bayern gegen die Italiener nicht der Favorit seien: „Wir sollten Inter Mailand nicht unterschätzen, sie werden vermutlich italienischer Meister und wissen ganz genau, wie man in solche Spiele geht.“