Es war kein Geringerer als Harry Kane, der Jonas Urbig aufzubauen versuchte - wenn auch nur mit einer flüchtigen Geste.
Das soll Urbig aus Patzer lernen
Nach dem entscheidenden Patzer des Bayern-Talents lief der 31-Jährige zu seinem Keeper und versetzt ihm einen Klaps auf den Hinterkopf - nach dem Motto: Macht nichts, immer weiter.
Wenige Sekunden zuvor hatte Urbig eine Flanke von Union-Profi Josip Juranovic mit der flachen Hand nach vorne abgeklatscht und damit direkt in die Füße von Benedict Hollerbach, der aus kurzer Distanz zum 1:1-Endstand abstaubte.
Urbig-Fehler? „Es gehören alle dazu“
Es war der erste Bock des 21-Jährigen in seinem vierten Einsatz für die Bayern, bei denen er seit Januar unter Vertrag steht und jetzt ganz unverhofft Manuel Neuer vertreten muss bzw. darf.
Und tatsächlich wirkte er im Anschluss relativ gefasst, parierte den finalen Torschuss der Eisernen tief in der Nachspielzeit - einen Ball, den er problemlos festhielt. Nicht zuletzt deshalb nahmen die Bosse den Ex-Kölner nach dem Spiel in Schutz.
„Es gehören alle dazu. Wir hätten die Flanke verhindern können, wir hätten vorher den Kopfball verhindern können. Auch Jonas gehört ein Stück weit dazu. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen - in dem Fall spielen wir auch unentschieden zusammen“, sagte Sportvorstand Max Eberl.
Schwierigkeit für Bayern-Keeper
Urbig habe in seiner kurzen Bayern-Zeit bereits gezeigt, „was er kann. Er kam in der Champions League kalt rein, war zu Hause gegen Bochum ohne Fehler, in Leverkusen hat er ein bravouröses Spiel gemacht. Jetzt hatte er gegen Union ein Spiel, das unglaublich kompliziert ist - darauf muss man sich als Bayern-Torwart einstellen.“
Was Eberl meint: Keeper sind beim deutschen Rekordmeister weniger beschäftigt als anderswo, stehen auch mal gefühlt stundenlang rum, ehe sie entscheidend eingreifen müssen - wie Urbig am Samstag in Berlin.
„Wir sind froh, dass wir einen Jungen haben mit so viel Talent, der in so einem Moment Manu ersetzen kann. Natürlich ist es nicht einfach, nicht leicht. Bei mir liegt der Druck nie auf den jungen Spielern, nie auf denen, die gerade dazukommen“, sagte auch Trainer Vincent Kompany und stellte sich demonstrativ vor seinen Spieler.
Urbig werde seine „eigenen Erfahrungen machen. Der Druck liegt immer auf den Spielern, die schon Meister waren, die schon Erfahrung haben, die schon lange auf diesem Level spielen. Und auf mir selbst.“
Das zwischen den Zeilen mitschwingende Fazit: Fehler können passieren, Fehler passieren vor allem denen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen - den Auftrag, aus diesen Situationen zu lernen, gibt es trotzdem.
„Aber da machen wir uns keine Sorgen, das kriegt er hin“, schloss Eberl am Samstag.