Es war Sinnbild für die anhaltende BVB-Krise, dass die Mannschaft nach der 0:1-Pleite gegen Augsburg mit einem gellenden Pfeifkonzert aus dem eigenen Stadion verabschiedet wurde.
Hamann zerlegt zwei BVB-Stars
Kapitän Emre Can war ratlos, was auch an Sky-Experte Dietmar Hamann nicht spurlos vorbeiging. Can sprach von einem „schrecklichem Auftritt“ und fuhr fort: „Es tut so weh!“
Hamann nimmt Can in Schutz
„Was soll er sagen? Er ist ja noch einer, der wirklich vorangeht, der sich immer zeigt, immer stellt - und versucht, die Fehler seiner Mitspieler auszubügeln“, sprach sich Hamann für Can aus.
Und auch wenn dieser in den letzten Monaten viel Kritik abbekommen habe: „Can wäre neben Nico Schlotterbeck und Gregor Kobel noch einer, den ich in Schutz nehmen würde“, sagte Hamann und fällte dennoch ein vernichtendes Urteil: „Ich dachte wir haben den Tiefpunkt in Bochum gesehen, in Augsburg, oder wo auch immer. Das war heute der Tiefpunkt!“
Sollte Brandt den BVB verlassen?
Hamann fordert Veränderungen - und zwar gewaltige. „Du musst wirklich mal einen Cut machen und fünf, oder sechs Spieler rausschmeißen“, forderte der TV-Experte.
Aber wen? „Der Erste wäre Julian Brandt! Er ist einer der Schlüsselspieler und der Trainer hat ihn im selben Atemzug mit Jamal Musiala und Florian Wirtz genannt“, was schließlich auch seine Gründe habe. „Wenn er gut drauf ist, dann hat er eine Riesenqualität“, räumte Hamann ein.
Das große Problem sei dabei: Brandt, der seit 2019 für den BVB aufläuft, „ist zu lange da“. Geht es nach Hamann, würde dem offensiven Mittelfeldspieler ein Tapetenwechsel guttun, ein neuer Verein.
„Ich hoffe, dass der Verein irgendwann mal einen Schnitt macht. Er ist symptomatisch für das, was seit Jahren in Dortmund passiert“, kreidete er den Verantwortlichen an. Vor Spielbeginn hatte Sportdirektor Sebastian Kehl ein Bekenntnis zu Brandt noch verweigert, dessen Zukunft offengelassen - Hamann reagierte prompt.
Heftige Kritik an Gittens
Nicht nur Brandt bekam die Hamann-Breitseite zu spüren: „Der andere ist der Jamie Gittens“, fuhr der Experte fort. Auch wenn der 20 Jahre alte Engländer einer der jüngeren Spieler im Kader der Dortmunder sei, „ist er wahrscheinlich der Spieler mit dem höchsten Marktwert.“
Zu Saisonbeginn habe der Linksaußen noch alles „zerschossen“, sei nicht zu stoppen gewesen. Ganze elf Scorerpunkte steuerte Gittens noch in der ersten Saisonhälfte der laufenden Bundesliga-Saison bei - seither herrscht Ebbe.
„Dass so ein Spieler mal einen Hänger hat, das verstehe ich. Nur hängt der seit fünf Monaten. Das kann nicht sein“, wunderte sich Hamann über den Leistungsabfall. Doch was steckt dahinter?
Gittens wurde insbesondere im Wintertransferfenster immer wieder mit Vereinen aus der Premier League in Verbindung gebracht, „vielleicht haben ihm die Angebote aus England den Kopf verdreht“, vermutete Hamann.
Der ehemalige Bayern-Spieler nahm kein Blatt vor den Mund. „Wenn die Jungs nicht hundertprozentig bei der Sache sind und denken, sie wollen woanders hin, weil sie dort mehr Geld verdienen und ein schöneres Leben haben, dann sollen sie gehen“, fand Hamann deutliche Worte.
Bemerkenswert: Ausgerechnet bei den beiden jüngsten Erfolgen (6:0 gegen Union Berlin und 2:0 bei St. Pauli) verzichtete Trainer Niko Kovac auf Gittens und Brandt in der Startelf.
Fast wie die gesamte Mannschaft wirft das fußballerisch so talentierte Offensiv-Duo Fragen auf: Wieso läuft beim BVB derzeit kaum etwas zusammen? Hamann meint die Antwort zu kennen: „Du brauchst Leute, die Fußball arbeiten und davon haben sie im Moment zu wenig.“