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Keven und Nico Schlotterbeck in einem Team? "Er müsste zu mir kommen"

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Wechsel? „Nico müsste zu mir kommen“

Keven Schlotterbeck spielt mit dem FC Augsburg eine starke Saison. Im SPORT1-Interview spricht der 27-Jährige über das Duell mit seinem Bruder Nico und die Schwierigkeiten mit seinem Vornamen. Außerdem verrät er, was ihm graue Haare beschert.
Augsburgs Keven Schlotterbeck freut sich auf das Duell mit seinem Bruder Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund. Der FCA-Verteidiger verrät im exklusiven SPORT1-Interview, wie die Partie familienintern aufgearbeitet wird.
Keven Schlotterbeck spielt mit dem FC Augsburg eine starke Saison. Im SPORT1-Interview spricht der 27-Jährige über das Duell mit seinem Bruder Nico und die Schwierigkeiten mit seinem Vornamen. Außerdem verrät er, was ihm graue Haare beschert.

Die Familie Schlotterbeck hat zwei prominente Gesichter. Während Nico mit Borussia Dortmund um die Champions League kämpft, spielt Keven eine erfolgreiche Bundesliga-Saison beim FC Augsburg.

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Was die beiden trennt? Schlappe drei Punkte in der Tabelle.

Vor dem Familien-Duell am kommenden Samstag (Bundesliga: BVB - Augsburg, ab 15.30 Uhr im LIVETICKER) spricht Keven Schlotterbeck im exklusiven SPORT1-Interview über die nicht unerheblichen Schwierigkeiten mit seinem Vornamen und den Vergleich mit seinem Bruder Nico.

Schlotterbeck: „Nicht so glücklich“

Außerdem verrät der 27-Jährige, was ihm in der Vergangenheit graue Haare beschert hat und worin er einer Meinung mit Mats Hummels ist.

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SPORT1: Keven Schlotterbeck, wissen Sie eigentlich, wie viele berühmte Träger des Vornamens Keven im deutschen Wikipedia gelistet sind?

Keven Schlotterbeck: (lacht) Tatsächlich nicht. Ich glaube, es gibt einen, der hat mal in der Oberliga Baden-Württemberg gespielt. Aber sonst? Ich müsste schätzen. Wahrscheinlich zehn - maximal.

SPORT1: Es sind tatsächlich sogar nur vier, Sie eingeschlossen. Daran anschließend: Wird Ihr Vorname öfter richtig oder falsch geschrieben?

Schlotterbeck: Klar, Freunde und Familie wissen es mittlerweile, aber wenn die eine oder andere Fanpost kommt, wird schon häufiger Kevin geschrieben. Das macht mich dann nicht so glücklich. Natürlich ist Keven irgendwo ein besonderer Name, aber wenn man etwas möchte, dann sollte man den Namen schon richtig schreiben.

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Schlotterbeck-Familie reist durch Deutschland

SPORT1: Wissen Sie denn, wie Ihre Eltern auf die Idee für den Namen gekommen sind?

Schlotterbeck: Genau weiß ich es gar nicht. Wenn die Geschichte stimmt, dann wollten sie tatsächlich einen Kevin haben, aber dann hat der Papa gesagt: „Na ja, machen wir doch aus dem I ein E.“ Letztendlich ist es Keven geworden.

SPORT1: Heute sind Ihre Eltern sehr viel in Sachen Fußball unterwegs. Am vergangenen Wochenende hat Ihr Bruder samstags mit dem BVB auf St. Pauli gespielt, sonntags dann Sie zuhause in Augsburg gegen Freiburg - und immer war jemand dabei.

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Schlotterbeck: Mein Papa ist am Freitag oder Samstag nach Hamburg geflogen, am Sonntag nach München und ist dann mit dem Zug nach Augsburg gekommen. Der Fußball lässt sie nicht in Ruhe, sie reisen überall mit hin. Gerade jetzt sind es aufregende Wochen, weil es sowohl für uns als auch für den BVB in die Crunchtime geht, von daher freut es sie immer, wenn sie dabei sind. Und uns natürlich auch.

SPORT1: Wie froh sind Ihre Eltern, wenn ihre Jungs wie am kommenden Wochenende mal gegeneinander spielen und sie nur in ein Stadion müssen?

Schlotterbeck: Das ist natürlich so ein bisschen zweigeteilt. Auf der einen Seite spielen wir gegeneinander, da wünschen sich unsere Eltern ein Unentschieden, damit beide Jungs glücklich sind. Auf der anderen Seite sind sie auch froh. Im vergangenen Jahr mit Bochum und Dortmund ist es öfter nur ein Weg gewesen, der akzeptabel war, wenn sie beide Söhne sehen konnten. Nichtsdestotrotz sind sie, glaube ich, insgesamt froh, wenn sie am Samstag auch mal nur einen Weg fahren müssen.

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Vergleich mit den Kelce-Brüdern

SPORT1: In der NFL hatte die Mutter der Kelce-Brüder des Öfteren ein Oberteil an, das zu jeweils einer Hälfte aus dem Trikot eines Sohnes bestand. Gibt es so etwas in der Familie Schlotterbeck auch?

Schlotterbeck: Die Kelce-Brüder haben natürlich jahrelang bei denselben Teams gespielt. Nico ist jetzt seit 2022 beim BVB, aber ich hatte in den vergangenen drei Jahren ein paar unterschiedliche Teams. Da jedes Jahr ein neues Trikot zu flechten, wäre wahrscheinlich nicht so schön. Es wäre eine Überlegung wert, aber ich glaube, sie teilen es sich dann auf: Der eine zieht das Dortmund-Trikot am Wochenende an und der andere das Augsburg-Trikot.

SPORT1: Wie ist es denn zwischen Ihnen und Ihrem Bruder vor so einem direkten Duell - ist der Kontakt dann eher mehr oder weniger?

Schlotterbeck: Wir freuen uns einfach, dass wir uns jetzt wiedersehen. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, seit Weihnachten eigentlich, weil wir dann doch beide unterwegs sind. Aber der Kontakt ist ganz normal. Man fragt natürlich nach: Wie sieht es aus? Spielst du? Aus Augsburger Sicht muss man ja sagen, ist es die perfekte Woche für uns, denn der BVB spielt rund um unser Spiel zwei englische Wochen. Wir wissen, was sie in der Champions League geleistet haben diese Saison - und vielleicht können wir sie dann zwischendrin am Samstag ärgern.

SPORT1: Das hat im Hinspiel schon ziemlich gut geklappt, aktuell ist der FCA obendrein seit acht Bundesligaspielen ungeschlagen. Wie schafft es dieser Verein immer wieder, so zu überraschen?

Schlotterbeck: In der Hinrunde war es schon ein kleines Auf und Ab, als wir einfach viele Gegentore gefressen haben und dann immer wieder viel anlaufen mussten. Jetzt stehen wir gerade sehr stabil, haben in den vergangenen acht Spielen sechsmal zu Null gespielt. Klar fehlt dann manchmal ein bisschen was in der Offensive - aber wenn die Null steht, weißt du, dass du auf jeden Fall einen Punkt hast. Finn (FCA-Torwart Finn Dahmen; Anm. d. Red.) hat ja über 30 Bundesligaspiele auf sein erstes Zu-Null-Spiel gewartet. Der ist gerade sehr glücklich und macht es sehr gut. Ein bisschen Glück gehört natürlich dazu, wenn man an das Heimspiel gegen Heidenheim zurückdenkt, wo der Ball nicht ins Tor fällt. Aber wir sind gerade sehr stabil und so wollen wir auch die nächsten Wochen angehen.

SPORT1: In Umfragen gehört der FCA zu den Vereinen, auf die viele Fans in der Bundesliga am ehesten verzichten könnten. Wieso ist Augsburg eine Bereicherung für die Bundesliga?

Schlotterbeck: Es ist jetzt die 14. Bundesliga-Saison in Folge - und ich glaube, hier hat sich in den vergangenen Jahren einfach ein bisschen was entwickelt. Vielleicht wünscht sich vielleicht der eine oder andere, dass wir mal runtergehen, aber da kann ich aus vollster Überzeugung sagen: Wir werden dieses Jahr in der Bundesliga bleiben, davon bin ich felsenfest überzeugt. Und klar ist auch: Hier macht es für den Gegner keinen Spaß, Fußball zu spielen! Wir haben vor allem in den vergangenen Wochen die FCA-Tugenden auf den Platz gebracht und machen es dem Gegner sehr schwer. Deswegen stehen wir auch gerade wieder da, wo wir sind.

Schlotterbeck: „Es bringt graue Haare“

SPORT1: Sie haben in Ihrer Karriere nicht nur die Augsburger Tugenden, sondern auch schon diverse andere Vereine kennengelernt und dabei meistens eher in den unteren Tabellenregionen gespielt. Was macht das mit einem, wenn man dann länger keine Erfolgserlebnisse hat - und wie gut tut dann mal so eine Erfolgsserie wie aktuell?

Schlotterbeck: Es bringt vor allem graue Haare, muss ich sagen. Das habe ich jetzt in den vergangenen Jahren gemerkt. Wenn man beispielsweise an die vergangene Saison zurückdenkt: Wir waren mit Bochum eigentlich fast schon sicher, haben dann Spiel um Spiel verloren und sind in die Relegation gekommen, die knapper hätte nicht sein können. Da musst du mental stark sein, das ist einfach so. Denn du möchtest kein Absteiger sein! Du möchtest in deiner persönlichen Vita keinen Abstieg drin haben. Wir spielen jetzt eine solide bis gute Saison und schauen mal, wo es hingeht - aber das oberste Ziel ist immer der Klassenerhalt für den FCA, weil viele Vereine ein Budget haben, das über unserem liegt.

SPORT1: Wenn wir auf das kommende Wochenende schauen: Kennen Sie eigentlich die Statistik in direkten Duellen mit Ihrem Bruder?

Schlotterbeck: Jedes halbe Jahr wird das eigentlich ausgepackt. Ich glaube, ich liege immer noch hinten, aber ich konnte durch den Hinrundensieg meine Bilanz aufbessern.

SPORT1: Wenn Sie beide auf dem Platz standen, müssten Sie jetzt beide je zweimal gewonnen haben, bei 6:6 Toren. Also alles ausgeglichen.

Schlotterbeck: Das könnte sein, ja. Der erste Sieg war mit Freiburg gegen Union im Pokal damals, den zweiten gab es in der Vorrunde. Und die anderen zwei Spiele? Ich erinnere mich nicht gern an Niederlagen, nur an Siege - das ist immer besser (schmunzelt).

SPORT1: Sie haben sich schon als Kinder immer wieder duelliert. Was waren das für Situationen oder Challenges?

Schlotterbeck: Wir waren schon recht oft auf dem Bolzplatz und einer musste und wollte immer gewinnen, das gehört natürlich dazu. Ob es dann die Schulnoten waren oder der Fußball, als Brüder findest du immer irgendwelche Challenges - und das hört nie auf. Deswegen: Ich glaube, dieses Jahr bin ich immer noch vorne mit den Toren - und das ist gut so (lacht)!

SPORT1: Passend dazu hat Mats Hummels am Ende der vergangenen Saison mal gesagt, dass der Offensivkopfball etwas ist, woran Nico noch arbeiten muss. Würden Sie da zustimmen?

Schlotterbeck: Ja, zum Teil. Er kann sicherlich noch ein bisschen am Timing arbeiten, aber wenn man zurückblickt aufs EM-Achtelfinale Deutschland gegen Dänemark, da ist er schon mit Wucht und ordentlich Druck reingekommen. Das wünsche ich mir noch öfter von ihm. Das gehört dazu, weil Standards in der heutigen Zeit Dosenöffner sind - und das würde sicherlich sowohl Nico als auch Borussia Dortmund dieses Jahr helfen.

SPORT1: Was können Sie sich denn von ihm abschauen - und wo, abgesehen von den Toren, haben Sie vielleicht sonst noch die Nase vorn?

Schlotterbeck: Vom Spielstil her sind wir schon relativ gleich. Vielleicht habe ich das eine oder andere Geschwindigkeitsdefizit ihm gegenüber. Aber wir haben beide einen guten linken Fuß. Wir wissen beide, wie wir stehen müssen. Ich glaube, wir schenken uns da nicht viel. Der eine oder andere gute Ball kommt sowohl von ihm als auch von mir. Aber es ist schwierig, da Vergleiche zu ziehen: Dortmund hat ein bisschen mehr Ballbesitz, wir versuchen, dem Gegner ein bisschen den Ball zu überlassen und über Konter zu gehen. Wenn wir in unseren Spielen nur 50 Prozent Ballbesitz haben und Dortmund 70 Prozent, dann hat er schon die eine oder andere Möglichkeit mehr, den Ball durch die Linien zu jagen.

Schlotterbeck: „So ist Fußball“

SPORT1: Ende Januar gab es einen etwas speziellen Tag für Sie beide. Nico ist gegen Bremen früh vom Platz geflogen, am selben Tag haben Sie in der Nachspielzeit das Siegtor gemacht gegen Heidenheim. Wie geht man als Brüder mit so ganz unterschiedlichen Gefühlswelten um?

Schlotterbeck: Ganz normal eigentlich. Wenn ich zurückdenke, war es keine unnötige Rote Karte, sondern eher ein bisschen unglücklich. Von daher kann man die relativ schnell abhaken. Aber natürlich tauscht man sich dann über die jeweilige Situation aus. Ich habe mir die Szene relativ schnell nach dem Spiel angeschaut, Nico hat sich mein Tor auch nach dem Spiel angeschaut - und dann wird der eine aufgebaut und der andere freut sich natürlich. Aber so ist Fußball, da können die Emotionen ganz schnell bergauf wie bergab gehen.

SPORT1: Wie groß ist der Wunsch, diese Emotionen irgendwann auch mal wieder gemeinsam in einem Team zu erleben?

Schlotterbeck: Das ist sicherlich noch mal ein Traum, zusammen auf dem Platz zu stehen als Bruderpaar. Es war immer schön damals. Ich glaube, es wird trotzdem ein bisschen schwierig, wenn man die gleiche Position spielt und den gleichen starken Fuß hat. Da müsste die jeweilige Mannschaft wahrscheinlich schon mit Dreierkette spielen. Von daher schauen wir mal. Ich habe einen Vertrag in Augsburg, Nico hat einen Vertrag in Dortmund. Ich bin ja auch noch mal zwei Jahre älter, er müsste also wahrscheinlich eher zu mir kommen (lacht).

„In Dortmund hatte er ein nicht ganz so gutes Jahr“

SPORT1: Sie haben Nicos Vertrag in Dortmund angesprochen, auch beim DFB ist er eine feste Größe. Wie stolz sind Sie als großer Bruder, was er da für Schritte gemacht hat in den vergangenen Jahren?

Schlotterbeck: Man muss mal Revue passieren lässt, was er in den vergangenen Jahren geleistet hat. Er hatte ein unfassbares Jahr bei Union, dann in Freiburg und schließlich der Wechsel zu Dortmund, den er sich verdient hat, zudem ist er Nationalspieler geworden. In Dortmund hatte er ein nicht ganz so gutes erstes Jahr, aber das Trikot vom BVB ist wahrscheinlich doch ein bisschen schwerer als beim SC Freiburg. Da musste er sich sicherlich anpassen. Aber klar bin ich unglaublich stolz auf ihn, weil er seinen Weg gegangen ist. Er ist, seit er 13, 14 ist, eigentlich nur davon ausgegangen, dass er Fußballprofi wird. Das war sicherlich bei mir anders. Aber ich versuche, ihn auf all den Wegen zu unterstützen. Er hat sich in der Nationalmannschaft gefangen - das ist auch sehr, sehr wichtig, weil es schon Phasen gab, in denen viel auf ihn geschossen wurde. Ob es dann damals in Katar war gegen Japan - oder auch sonst. Da versuche ich, ihm einfach beiseitezustehen und so gut es geht zu helfen. Vielleicht schaffe ich es nach Amerika dieses Jahr (zur Klub-WM; Anm. d. Red.) und versuche, ihm meine positive Energie zu übertragen.