Viel besser kann ein Startelf-Debüt fast nicht verlaufen, als das Spiel von Carney Chukwuemeka in Freiburg. Der junge Engländer spielte für den BVB beim 4:1-Sieg in Freiburg erstmals von Beginn an und überzeugte direkt komplett.
Entwicklung erinnert an Sancho
Chukwuemeka erzielte ein Tor selbst und leitete ein weiteres Tor so stark ein, dass der Treffer nur noch Formsache war. Zunächst hatte der 21-Jährige Glück, als sein Distanzschuss von Lienhart glücklich zum 2:0 ins Tor abgefälscht wurde.
Doch kurz vor dem 3:0 zeigte er dann seine gesamte Klasse: Erst löste er sich mit einer eleganten Bewegung von seinen Gegenspielern und schickte anschließend Julian Brandt so mustergültig in den Raum, dass dieser völlig frei vor dem Tor nur noch zum Torschützen Serhou Guirassy querlegen musste.
„Es war ein fantastischer Tag für mich. Es war natürlich eine große Chance heute von Beginn an zu spielen und es war extrem wichtig, dass wir drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten holen konnten“, freute sich Chukwuemeka bei BVB-TV.
Chukwuemeka? „Er ist brutal stark“
Seine eigene Leistung wollte der 21-Jährige aber nicht zu hoch hängen: „Wenn ich ehrlich bin, habe ich in der ersten Halbzeit nicht wirklich gut gespielt. Ich bin natürlich sehr froh, dass ich der Mannschaft in der zweiten Hälfte dann noch helfen konnte.“
Und wie Chukwuemeka seiner Mannschaft half! Die Leihgabe des FC Chelsea brachte eine völlig neue Note in das Spiel des BVB. Auf der 10 aufgestellt, marschierte er mehrfach mit seiner Dynamik durchs Mittelfeld und setzte seine Mitspieler regelmäßig mit schönen Pässen in Szene. Starke 91 Prozent seiner Anspiele kamen beim Mitspieler an.
„Er ist brutal stark der Junge. Das hat man schon vom ersten Training gesehen, dass er eine gute Athletik und Spritzigkeit hat. Er ist sehr mutig und will immer den Ball haben. Auch wenn er einen Fehler macht, ist ihm das egal, er macht einfach weiter sein Ding. Er tut uns sehr, sehr gut“, sagte Gregor Kobel nach dem Spiel über seinen Mitspieler.
„Er ist so ein bisschen ein Straßenfußballer”, stellte Karim Adeyemi die Besonderheiten im Spiel von Chukwuemeka heraus.
„Ist die Frage, ob er es schafft, fit zu bleiben“
Die Qualitäten des 21-Jährigen sind definitiv sehr hoch. Dass er dem BVB-Spiel nicht schon früher seinen Stempel aufdrücken konnte, liegt an seinem großen Problem - der Verletzungsanfälligkeit.
Chukwuemeka verpasste nach seinem Wechsel im Winter bereits vier Spiele mit Knieproblemen und muskulären Problemen. In sechs weiteren Spielen reichte es nur zu Kurzeinsätzen. Auch gegen Freiburg musste er nach 70 Minuten ausgewechselt werden. In der vergangenen Saison fiel er für den FC Chelsea mit drei Verletzungen einen großen Teil der Spielzeit aus.
„Ich wusste, was da für ein Fußballer kommt. Bei ihm ist die Frage, ob er es schafft, fit zu bleiben über einen längeren Zeitraum“, sagte Pascal Groß nach dem Spiel über die Verletzungsanfälligkeit, stellte dann aber auch heraus: „Über sein Talent und seine Anlagen brauchen wir nicht zu reden. Er ist ein sehr dynamischer Spieler, der mit großem Selbstvertrauen spielt. Er bringt viel mit. Jetzt hoffen wir, dass er gesund bleibt.“
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Sportdirektor Sebastian Kehl: „Ich finde, er hat es gut gemacht. Klar, er erarbeitet sich die Dinge hart, das muss er aber auch. Wenn man so lange nicht spielt, fehlt es an Rhythmus. Er ist noch immer nicht bei 100 Prozent.“
Arbeitseinstellung begeistert BVB-Verantwortliche
Dass Chukwuemeka trotzdem solch eine starke Leistung zeigte, wirkt fast wie eine Drohung. Kehl lobte anschließend die herausragende Arbeitseinstellung seines Spielers: „Er hat versucht, die Länderspielpause zu nutzen, um näher ran zu kommen. Wir sind sehr zufrieden.“
Gerade diese Einstellung kommt beim BVB extrem gut an. „Das freut uns alle. Der Junge hat in den letzten Wochen fleißig an sich gearbeitet und den Rückstand aufgeholt“, sagte Cheftrainer Niko Kovac nach dem Spiel bei der Pressekonferenz.
Wird Chukwuemeka wie Sancho zum X-Faktor?
Beim BVB hoffen nun alle, dass Chukwuemeka in den entscheidenden Wochen wirklich fit bleibt. Seine Qualitäten seien unbestritten, sagte Cheftrainer Kovac: „Was er am Ball kann, haben wir heute gesehen.“
Sebastian Kehl geht sogar noch einen Schritt weiter. Angesprochen darauf, ob der 21-Jährige zum Unterschiedsspieler werden könne, sagte der Sportdirektor deutlich: „Der Unterschiedsspieler war er ja heute schon.“
Zeigt Chukwuemeka dies in den kommenden Wochen noch häufiger, könnte er für den BVB zum echten X-Faktor beim Erreichen der Ziele werden.
Die Entwicklung des Engländers erinnert sehr stark an den Leih-Wechsel von Jadon Sancho in der vergangenen Rückrunde. Auch Sancho musste sich zu Beginn erst wieder auf sein Top-Niveau kämpfen. Gerade in der Champions League spielte er im Viertel- und Halbfinale dann aber sehr stark und half dem BVB so, ins Finale der Champions League einzuziehen.
Gegen eine ähnliche Entwicklung hätte beim BVB wohl niemand etwas. Seine nächste Bewährungsprobe hat Chukwuemeka schon am Mittwoch (ab 21 Uhr im LIVETICKER) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Barcelona.