Insgesamt hat der FC Bayern in der Causa Thomas Müller in den vergangenen Wochen kein gutes Bild abgegeben. Mit der Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung hat der Klub endgültig viel Fan-Wut auf sich gezogen.
Ein Auftritt, der Respekt verdient hat
In den Fokus der Kritik geriet dabei Max Eberl - auch wegen seiner forschen, noch anders klingenden Aussage aus dem Januar. Dass sein damaliger offen geäußerter Optimismus über die Zukunft der Bayern-Legende „nicht so schlau“ war, merkte Eberl am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass an.
Eberl entscheidet sich für Flucht nach vorne
Es war auch wegen der Selbstkritik ein beachtlicher Auftritt. Gerade aus Sicht der Bayern herrschte zwar durchaus Erklärungsbedarf, und der Doppelpass bietet die perfekte Bühne dafür, einige Dinge in der Öffentlichkeit wieder ins rechte Licht zu rücken.
Sich einen Tag nach der aufsehenerregenden Verkündung des Müller-Aus in München live im TV zu stellen, hat angesichts der Umstände aber dennoch Respekt verdient.
Mit ihm statt über ihn reden – die Flucht nach vorne erschien für Eberl als der richtige Weg, der kein leichter war („Wir ernten mit der Entscheidung keinen Applaus“).
Eberl versucht sich zu erklären
Eine Parallele zur Müller-Entscheidung: Einfacher wäre es gewesen, den Spieler noch ein weiteres Jahr zu beschäftigen und damit der emotionalen Komponente noch mehr Wert einzuordnen als den rationalen Argumenten, die Eberl zumindest versuchte, im Doppelpass zu erläutern.
Auch wenn ihm das nicht vollends gelang – weder finanzielle noch sportliche Gründe seien ausschlaggebend gewesen - gab er eine klar bessere Figur ab als beispielsweise auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in Augsburg, als er über Müller nichts sagen konnte bzw. wollte.
Eberl schien froh, dass nun endlich Klarheit herrschte.
Keine Ausflüchte vom Bayern-Boss
Der Sportvorstand konnte es auch am Sonntag nicht allen recht machen, nicht alle Fragen beantworten, nicht alle Kritiker überzeugen. Dafür ist die Personalie Müller auch mit zu vielen Emotionen verbunden, was auch Eberl mit seiner Schlaf-Beichte offen zugab.
Aber: Er versuchte nicht, sich herauszureden. Weder als es um seine Aussage aus dem Januar oder um die Entscheidung gegen Müller an sich ging noch beim viel beachteten Foto zur Mini-Verlängerung Müllers zur Klub-WM.
Eberl ging auf alles ein und sprach eigene Fehler offen an. Das mag selbstverständlich klingen, ist es in dem Geschäft aber selten. Er zeigte zudem Verständnis für den Ärger der Fans.
Eine Aussage mit gewissem Risiko
Eine Aussage mit einem gewissen Risiko hat Eberl - trotz seiner Erkenntnis wegen der Entwicklung seiner Worte aus dem Januar dann doch wieder getroffen.
Eberl betitelte das Müller-Aus als „eine Entscheidung für die Zukunft des FC Bayern“ und ergänzte: “Ich kann noch nicht alles sagen, was wir im Sommer vorhaben.“
Eberl erinnert an Hoeneß-Auftritt
Worte, die an einen Auftritt von Uli Hoeneß - ebenfalls im Doppelpass - erinnerten.
„Wenn sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die neue Saison“, sagte der langjährige Bayern-Manager im Februar 2019 im SPORT1-Talk und kündigte damit eine Transferoffensive an.
Neben den bereits feststehenden bzw. sich anbahnenden Transfers von Benjamin Pavard und Lucas Hernández folgte allerdings wenig, was Hoeneß‘ Ansage untermauerte.
Wirtz-Verpflichtung als gutes Argument?
Zwar besteht zwischen „sicher haben“ und „vorhaben“ ein Unterschied, dennoch wird sich Eberl an dieser Aussage und ebenfalls erwähnten „Investitionen“ messen lassen müssen.
Sollte am Ende tatsächlich Florian Wirtz im angesprochenen „Gesamtbild“ eine entscheidende Rolle einnehmen, wäre das ein kaum zu schlagendes Argument, das dann doch einiges erklären würde.