Nach der Entscheidung des FC Bayern, den im Sommer auslaufenden Vertrag von Thomas Müller nicht zu verlängern, hat Sportvorstand Max Eberl im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 über die Hintergründe aufgeklärt - und eingeräumt, in seiner ersten Einschätzung überstürzt gehandelt zu haben.
Eberl: „Habe einen Fehler gemacht“
„Es hat nichts mit Finanziellem zu tun und auch das Sportliche ist nicht das alles Entscheidende. Wir haben mit Thomas und seinem Berater das erste Mal im November gesprochen, nachdem wir mit fast allen Beratern gesprochen haben, deren Spieler die Verträge auslaufen. Wir haben ganz offen gesprochen, im November ist alles offen und dann hat sein Berater direkt gesagt, lass uns gerne im Februar noch mal reden, dann weiß auch Thomas, was er will“, sagte Eberl am Sonntag.
Dann habe er „im Januar diese Aussagen getätigt, auf diese sich das Ganze gerade aufbaut. Das war ich vielleicht nicht so schlau. Dann ist das passiert, was im Sport passiert: Seine Einsätze sind seit Januar rapide runtergegangen. Dann haben wir uns intern hingesetzt und Thomas Müller war ein ganz großes Thema. Wir haben irgendwann in der sportlichen Leitung die Entscheidung getroffen, den Vertrag nicht mehr zu verlängern, und haben es dann mit Diederich und Jan-Christian Dreesen besprochen, weil es kein gewöhnlicher Spieler ist, eine Legende.“
Eberl: „Das tat mir auch weh“
Das Ergebnis: „Es ist mir emotional extrem nahgegangen und das tat mir auch weh. Wir haben mit dem Aufsichtsrat gesprochen und es herrschte Einhelligkeit. Wir waren uns sehr, sehr einig. Wir haben uns dann mit Thomas hingesetzt und über die Zukunft des Vereins gesprochen. Ich weiß, wir ernten mit der Entscheidung keinen Applaus.“
Müller hatte am Samstagvormittag bekannt gegeben, dass sein Vertrag in München nicht verlängert wird. Der 35-Jährige soll trotzdem an der Klub-WM mitwirken. Dafür nötig: Eine Mini-Verlängerung über den 30. Juni hinaus.
Brisant: Sportvorstand Max Eberl hatte noch im Januar eine Vertragsverlängerung mit Müller in Aussicht gestellt. Ehrenpräsident Uli Hoeneß kassierte diesen Vorstoß bei der Kinopremiere der Müller-Doku im Februar aber wieder ein - und pfiff Eberl damit öffentlich zurück.
„Ich verstehe, dass Thomas am Ende enttäuscht war“
„Wir haben das erste Gespräch, in welchem wir ihm die Entscheidung mitgeteilt haben, im März geführt. Am langen Ende kann man sagen, dass ich einen Fehler gemacht habe, dass ich so euphorisch war. Ich verstehe auch, dass Thomas mit diesem Gefühl in dieses Gespräch gegangen ist und am Ende enttäuscht war“, sagte Eberl.
Die ersten Worte des 51-Jährigen an Müller: „‚Thomas, ich habe drei Tage lang schlecht geschlafen.‘ Es war nicht schön und man muss möglicherweise diese Aussagen aus dem Januar revidieren. Wir haben in den vergangenen Wochen natürlich auch miteinander gesprochen, aber tatsächlich nicht über den Vertrag. Am Ende wollte ich nicht fragen, was er machen möchte, sondern wir haben die Entscheidung getroffen.“
SPORT1-Experte Stefan Effenberg drückte derweil sein Bedauern über Müllers Abschied aus: „Ich hätte ihn gerne noch ein weiteres Jahr im Trikot des FC Bayern gesehen. Nicht nur für Bayern, sondern auch in Deutschland: Jeder liebt Thomas Müller. Aber irgendwann ist eine Karriere auch vorbei. Die Situation ist jetzt, wie sie ist, und damit muss er umgehen.“
Für Bundesliga-Legende Felix Magath liegt es nahe, „dass das kein Thema war mit der Verlängerung. Es war keine Entscheidung, die er treffen musste, sondern der Verein. Dieses Thema musste man sich annehmen. Thomas Müller hat eine Riesenbedeutung. Natürlich ist es eine richtige Entscheidung, denn jeder kommt an den Punkt, dass die Karriere zu Ende ist.“