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Gladbach-Hoffnung: Einer wie ter Stegen?

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Einer wie ter Stegen?

Uwe Kamps, Marc-André ter Stegen, Yann Sommer: Starke Torhüter haben bei Borussia Mönchengladbach Tradition - und das nächste Top-Talent steht schon in den Startlöchern. Ein junger Mann aus Luxemburg, der bei den Fohlen bald eine Grundsatzfrage auslösen könnte.
Leipzig muss eine bittere Auswärtspleite in Mönchengladbach hinnehmen. Für Marco Rose ist es das letzte Spiel als RB-Coach.
Uwe Kamps, Marc-André ter Stegen, Yann Sommer: Starke Torhüter haben bei Borussia Mönchengladbach Tradition - und das nächste Top-Talent steht schon in den Startlöchern. Ein junger Mann aus Luxemburg, der bei den Fohlen bald eine Grundsatzfrage auslösen könnte.

Die Situation erscheint außergewöhnlich - und in gewisser Weise ist sie das auch: Jonas Omlin verletzt, Moritz Nicolas verletzt, deshalb muss ein unerfahrener Nachwuchstorhüter ran. Trotzdem kommt sie manchem Fan von Borussia Mönchengladbach so bekannt vor, dass man fast unweigerlich in Erinnerungen schwelgt. Die Älteren denken an die Saison 1982/83, als Uwe Kamps, heute mit 518 Pflichtspielen eine Fohlen-Legende, mit 18 Jahren ins kalte Wasser geworfen wurde und dem Team in den letzten zehn Spieltagen zum Klassenerhalt verhalf.

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Oder, was den Jüngeren eher in den Sinn kommen dürfte, an Marc-André ter Stegen, der im April 2011 erstmals in der Bundesliga zum Einsatz kam. Auch er war damals 18 Jahre alt. Auch bei ihm war der Druck maximal, weil es gegen den Abstieg ging. Doch der heutige deutsche Nationaltorhüter schlug sich bravourös, führte Gladbach in die Relegation und avancierte dort zum Garanten der Rettung - der Startschuss für eine große Karriere. Und vielleicht ein Vorbild für den jungen Mann, der jetzt im Mittelpunkt steht: Tiago Pereira Cardoso.

Pereira Cardoso erinnert an ter Stegen

Auch er ist erst 18 Jahre alt und hat kaum Erfahrung auf höchstem Niveau. Auch Pereira Cardoso rückte plötzlich ins Rampenlicht der Bundesliga - und natürlich begann auch er vielversprechend. Einige Parallelen sind so frappierend, dass man sie kaum verschweigen kann. Die Last des Abstiegskampfes bleibt ihm zwar erspart, die Bedeutung seiner Person ist aber nicht geringer. Auf seinen Schultern lasten die Träume der Fans. Gladbach spielt um die Teilnahme am Europapokal, nimmt nach dem 1:0 gegen Leipzig am vergangenen Wochenende gar die Champions League ins Visier.

Pereira Cardoso, der die länger ausfallenden Omlin und Nicolas ersetzt, besitzt einen großen Anteil daran. Dreimal stand er inzwischen für die Gladbacher Profimannschaft auf dem Platz, das unangenehme Gefühl eines Gegentores kennt er allerdings nicht. 3:0 in Heidenheim, nach seiner Einwechslung in Bremen den Kasten sauber gehalten und schließlich der Sieg gegen die Sachsen: Nach 199 Minuten im deutschen Oberhaus ist seine Weste immer noch weiß. Reden wollte der Torhüter am Samstag darüber aber nicht. Diesen Part übernahmen andere.

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„Er strahlt eine große Ruhe aus“

„Er strahlt eine große Ruhe und Sicherheit für sein Alter aus. Das ist absolut beeindruckend und nicht selbstverständlich. Er macht es top“, schwärmte Kollege Rocco Reitz. „Tiago kontrolliert das emotional sehr gut. Er hat gute Entscheidungen im Spielaufbau getroffen und die Situationen gut gelesen“, ergänzte Borussia-Trainer Gerardo Seoane und lobte weiter: „Auch wenn Leipzig keine Topchancen hatte, war er präsent und hat die Flanken wachsam verteidigt. Er war eine sehr reife Leistung für einen so jungen Mann bei seinem Debüt zu Hause.“ Robin Hack sagte: „So kann er weitermachen.“

Zugegeben: Weder die Heidenheimer noch die Bremer oder Leipziger forderten Pereira Cardoso so sehr, dass er spektakuläre Bälle parieren musste. Dennoch sind die Ansätze des 1,90 Meter großen Schlussmanns, der seit 2022 zum Nachwuchs der Fohlen gehört und in der vergangenen Saison bereits mehrfach am Training der Profis teilgenommen hat, mehr als gut. Er zeichnet sich durch eine gesunde Mischung aus Selbstvertrauen und Lockerheit aus und bringt mittlerweile alle körperlichen und athletischen Voraussetzungen mit, um im Männerbereich bestehen zu können.

Pereira Cardoso debütierte schon im Nationalteam

Zudem glänzte der Youngster durch seine klare und motivierende Kommunikation. Kein Wunder also, dass Pereira Cardoso bei Gladbachs Verantwortlichen hohes Ansehen genießt - und er schon Länderspiele auf dem Buckel hat. Im Sommer 2023 debütierte er im Alter von 17 Jahren, zwei Monaten und zwei Tagen im Testspiel gegen Malta für die luxemburgische A-Nationalmannschaft. Damit ist er der jüngste Torhüter seines Landes, der jemals ein A-Länderspiel bestritten hat. In den letzten beiden Länderspielphasen kamen drei weitere Einsätze hinzu.

Eine Garantie für eine große Karriere ist all das nicht, denn der Weg nach oben ist bekanntlich lang. Neben dem Faktor Glück braucht es Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Vor allem, wenn die Karriere einmal nicht den gewünschten Verlauf nehmen sollte. Doch ein sehr guter Anfang ist allemal gemacht. „Wir haben auf der Torhüterposition eine Quelle, die offenbar nie versiegt“, sagte Geschäftsführer Roland Virkus. „Wenn die Nummer eins und die Nummer zwei fehlen, dann ist das schon ein Brett. Aber Tiago macht das sehr ruhig, sehr bedacht. Es freut mich für ihn.“

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Zwischen Bundesliga und Abitur-Stress

Vielleicht hilft es Pereira Cardoso sogar, dass sein Fokus in diesen Tagen nicht nur auf dem Fußball liegt, er den Druck so besser verarbeiten kann. Der Teenager steckt mitten im Abitur-Stress. Bald stehen die Prüfungen an, unter anderem im Fach Sport. „Ich glaube, er hat bewiesen, dass er das ganz gut kann. Zumindest die Ballsportart funktioniert. Er muss aber auch noch einen theoretischen Teil absolvieren“, fügte Virkus mit einem Augenzwinkern hinzu: „Wäre ich Lehrer, hätte ich gesagt: Okay, da können wir ein Auge zudrücken und ihm eine gute Note geben.“

Längerfristig werden Virkus aber andere Fragen beschäftigen: Was passiert, wenn Omlin und Nicolas wieder fit sind? Bleibt Gladbachs Torwart-Juwel vielleicht doch im Kasten? Und was wird aus Pereira Cardoso, wenn er sich seinen ersten Patzer erlaubt? Seine erste Reifeprüfung bestand er, die Geschichte klingt wie ein Märchen. Eines, das früher auch Kamps oder ter Stegen geschrieben haben. Jetzt gilt es, diese Leistung konstant abzurufen. Dann dürfte vieles von selbst kommen - und er früher oder später die Chance erhalten, eines Tages in große Fußstapfen zu treten.