„Was Hoeneß als Führungskraft bewusst auszeichnet, ist, dass er einen ganz klaren Plan hat, den er einem Team mitgeben kann. Und dass dieser Plan auch verlässlich ist fürs Team”, sagt VfB-CEO Alexander Werle im SPORT1-Podcast Leadertalk über seinen Trainer, mit dem er sich unlängst auf eine Vertragsverlängerung bis 2028 geeinigt hat.
Wehrle: “Es funktioniert nur im Team“
„Gleichzeitig ist er in der Lage, alle im Team mitzunehmen und allen eine Wertschätzung zu geben… Er ist in seiner Kommunikation klar, nach innen, aber auch nach außen", erklärt der Stuttgart-Boss weiter: „Und das allesentscheidende bei einer Führungskraft und einem Trainer ist, authentisch zu sein. Hoeneß ist keiner, der versucht, in eine Rolle hineinzuschlüpfen“,
Wehrle erinnert sich an seine Anfänge als CEO des VfB: „Wir hatten 2022 eine verunsicherte Belegschaft. Es gab viele Wechsel, viel Unruhe. Es gab zwischen CEO Thomas Hitzlsperger und Claus Voigt öffentliche Schlammschlachten. Da waren die Mitarbeiter schon verunsichert“, stellt der 50-Jährige fest.
Mit den darauffolgenden Querelen rund um den Abgang von Ex-Präsident Claus Vogt blieb es unruhig. „Unsere Aufgabe war es damals, diese Unruhe weg von der Mannschaft zu halte, damit sie weiterhin performen kann. Das hat funktioniert, sonst hätte man auch keine 73 Punkte erreicht in der abgelaufenen Spielzeit. Und trotzdem wünscht man sich, wenn solche Konflikte auftreten, dass sie erstmal intern bleiben.“
„Es funktioniert nur im Team“
Nun soll es in ruhigere Fahrwasser gehen. „Wir haben seit acht Monaten Ruhe durch Dietmar Allgeier, der zum Präsidenten gewählt wurde und vorher Interimspräsident war… Losgelöst von der Thematik Claus Voigt, ist es ganz wichtig, sich im Vorstand aber auch im Aufsichtsrat kontrovers auseinanderzusetzen. Das ist aus meiner Sicht sogar zwingend notwendig, aber es muss intern, auf einer gewissen Augenhöhe stattfinden und es sollte nie unter die Gürtellinie gehen. Was ich gar nicht mag und das kommt im Profifußball immer wieder vor, dass dann Dinge einfach durchgestochen werden an die Medien, um dann auch öffentlich Politik zu machen. Damit habe ich immer ein Problem, weil ich finde, sowas muss man intern lösen“, sagt der Stuttgarter Vorstandsboss.
Wehrle ist ein Teamplayer. „Es funktioniert nur im Team. Man muss sich aufeinander verlassen können. Man muss miteinander vertrauensvoll umgehen können. Und wichtig: Im Team auch Kompromisse eingehen zu können, weil wir alle ein Stück weit unterschiedlich sind.“
Wehrle ist sich sicher, dass Veränderungen nur im Team machbar und umsetzbar sind. „Change bedeutet, dass eine Organisation immer eine lernende Organisation sein muss und bereit sein muss, sich Veränderungen im Markt, in der Branche und im globalen Kontext zu stellen und nicht stehenzubleiben, sondern die Veränderungen und Herausforderungen anzunehmen.“
Identifikation mit dem VfB notwendig
Die Mitarbeitenden des Vereins sollen sich mit den Zielen identifizieren. „Jeder einzelne Mitarbeiter und jede einzelne Mitarbeiterin ist Botschafter des VfB, Botschafter in ihrem Alltag. Ob das im Freundeskreis ist, in der Familie, beim Bäcker, beim Metzger, immer sind sie Botschafter und je mehr sie sich damit identifizieren können, mit unseren Zielen und auch wo, wir hinwollen, umso besser können sie es auch vertreten“, ist sich Wehrle sicher, der auch soziale Projekte vorantreibt.
Wegweisend dabei: Die Gründung der VfB Stiftung „Brustring der Herzen“ 2023. „Wir sind als Verein, der 1893 gegründet wurde, für die Region ein gesellschaftlicher und ein sozialer Faktor und zwar unumstritten. Wir haben 140 000 Mitglieder. Und wir können natürlich Themen setzen, die in unserer Gesellschaft relevant sind. Da haben wir zwei Schwerpunkte, Bildung und Nachhaltigkeit, die wir zusammenbringen. Die habe ich in eine Stabsabteilung überführt, die direkt an mich berichten, um auch die Bedeutung klarzumachen“, so Wehrle, der in seiner Zeit als Altenpfleger vor allem eines gelernt habe, nämlich „zuhören“.
Mounir Zitouni (54) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Führungskräfte und Teams in puncto Leadership, Kommunikation und Teamentwicklung. Der ehemalige Profifußballer hat die Autobiographie von Dieter Müller geschrieben und im Buch „Teams erfolgreich führen“ (Metropolitan-Verlag, 2024) die Erkenntnisse aus den Gesprächen im Podcast LEADERTALK zum Thema Leadership zusammengefasst.