Granit Xhaka ist ein besonderer Typ. Wo auch immer er sich aufhält, er hebt sich von vielen anderen ab. Auf dem Platz als unermüdlicher Antreiber und Rhythmusgeber. Daneben als kluger und pfiffiger Kommunikator, dem immer mal wieder ein heißer Spruch von den Lippen fällt. Kaum jemand ist in der Lage, mit wenigen Worten für so viel Aufregung zu sorgen wie der Schweizer. Auch jetzt wieder, bei einem Auftritt in Basel.
Was steckt hinter dem Xhaka-Wirbel?
“Ich kann euch eines sagen: Ein Xhaka geht – aber bald ist der andere auch wieder hier”, brüllte Xhaka am Samstag bei seinem Jugendklub FC Basel ins Stadion-Mikrofon, als er diesen anlässlich der großen Verabschiedung seines Bruders Taulant besuchte. Auf den Rängen jubelten ihm die 36.000 anwesenden Fans lautstark zu und skandierten seinen Namen.
Ein einziger Satz genügte, um Basels Anhänger von einer imposanten Rückkehr träumen zu lassen – und so manches Fragezeichen in die Welt zu setzen. Immerhin klangen Xhakas Worte wie ein eindeutiges Versprechen, dass der noch bis 2028 an Bayer Leverkusen gebundene Mittelfeldspieler zeitnah wieder an alter Wirkungsstätte aufschlagen will. Müssen sich die Rheinländer also auf einen schnellen Abflug ihres Strategen einstellen?
Xhaka-Wechsel aktuell unrealistisch
Die Antwort: sehr wahrscheinlich nicht. Klar ist, dass sich Xhaka in Leverkusen und Umgebung nach wie vor wohlfühlt. Mit 32 Jahren steht er zudem in der Blüte seiner Karriere, ist sportlich sehr ambitioniert und unumstrittener Führungsspieler. Ein Wechsel? Zum jetzigen Zeitpunkt eher heiße Luft als heiße Spekulationen, sprich: kein Thema. Weder für Xhaka noch für Bayer. Ändern könnte das nur ein außergewöhnliches Angebot. Sei es finanziell nicht ausschlagbar oder vom Prestige her extrem reizvoll.
Trotzdem zeigen die sentimentalen Worte, die Xhaka im St.-Jakob-Park wählte, dass in ihm mit Blick in die Zukunft durchaus etwas grummelt. Passend dazu halten sich seit Wochen hartnäckig Gerüchte um einen Wechsel zu Galatasaray. Laut Medienberichten ist der Vater des Sechsers bereits vor einigen Wochen in Istanbul gewesen, um sich das Trainingsgelände des Vereins anzuschauen und über Bedingungen eines möglichen Deals zu sprechen.
Dazu sollen ihn auch zahlungskräftige Vereine aus Saudi-Arabien auf dem Wunschzettel haben. Die Aufregung um seinen Ex-Klub aus Basel kommt jetzt noch obendrauf. So liegt es nun vor allem am neuen Bayer-Coach Erik ten Hag, Xhakas Abschiedsgedanken – sofern diese tatsächlich vorhanden sind – im Keim zu ersticken. Wie der Niederländer im Detail mit ihm plant, dürfte eine entscheidende Rolle in den Gedankengängen spielen. Wertschätzung und der Anspruch, absoluter Leader zu sein, sind dabei zentrale Elemente.
Wie plant ten Hag mit Xhaka?
Denn: Xhaka hatte für den zu Real Madrid gewechselten Ex-Trainer Xabi Alonso eine enorm hohe Bedeutung. Der Rekordnationalspieler aus der Alpenrepublik war sein verlängerter Arm, sein Sprachrohr auf dem Platz, der Wortführer und die ordnende Instanz in der Kabine. Er war derjenige, der vorgab, welches Tempo und welche Richtung eingeschlagen werden sollten. Ob Xhaka ohne die Strahl- und Überzeugungskraft des Basken überhaupt den Weg nach Leverkusen gefunden hätte, ist fraglich.
Jetzt ist Alonso nicht mehr da - und das Grundgerüst des Kaders angesichts der so vielen offenen Transferfragen völlig unklar. Ein erstes Gespräch ten Hags mit Xhaka, in dem der Trainer seinem Spieler vermittelt, welche Rolle er unter ihm spielen soll, wäre ein Anfang, um Unsicherheiten zu vertreiben. Wenn für Xhaka dann alles beim Alten bleibt, kann er den Routinier als perfektes Zugpferd nutzen, um trotz des drohenden Ausverkaufs eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Aber auch sonst dürfte ten Hags Umgang mit Xhaka ganz genau beobachtet werden.
Schließlich hängt ten Hag nach seiner von vielen Tiefen und Unruhen begleiteten Zeit bei Manchester United das Image nach, nicht gut mit Alphatieren – wie es Xhaka ist – umgehen zu können. Ausgangspunkt war sein Streit mit Cristiano Ronaldo sowie Querelen mit Jadon Sancho. Szenarien, die sich nun mit Xhaka keinesfalls wiederholen sollten. Den Schweizer hinter sich zu bringen, wäre für ten Hag daher ein erstes starkes Zeichen.