Zum Abschied wurde es emotional. „Gefühlt kommen zehn Jahre in einem Tag zusammen“, sagte Jonathan Tah nach seinem letzten Heimspiel für Bayer Leverkusen.
Tahs Zahlen enthüllen Erstaunliches
Doch der 29-Jährige richtete auch den Blick nach vorne. Der Entschluss, seinen Vertrag nicht zu verlängern stand seit geraumer Zeit fest. Er fühlt sich bereit für den nächsten Schritt. „Die zehn Jahre waren natürlich mit Höhen und Tiefen, aber am Ende bin ich zu dem Mann, dem Spieler gereift, zu dem ich reifen wollte und jetzt ist einfach der richtige Moment.“
Wie gut ist Tah im Vergleich zu Kim und Upamecano?
Wohin sein Weg führt, ist noch offen. Doch es zeichnet sich immer mehr ab, dass der FC Bayern nach dem geplatzten Wechsel im vergangenen Sommer mittlerweile doch wieder die erste Wahl ist. Die Aussicht, dort den waschechten Abwehr-Boss geben zu können, spielt dabei eine große Rolle.
Aber wäre Tah wirklich der gesuchte Stabilisator für die mitunter wackelige Defensive des Rekordmeisters. Dieser Frage geht SPORT1 mit den Daten von Sportec Solutions nach - und enthüllt spannende Erkenntnisse.
Tah ist der beste Zweikämpfer der Liga
Tah ist mit 67,2 Prozent gewonnener Duelle der zweikampfstärkste Spieler dieser Bundesligasaison. Damit liegt er klar vor den beiden Stamm-Innenverteidigern der Bayern: Dayot Upamecano gewann 63,5 Prozent, absolvierte allerdings auch weniger als zwei Drittel der Spiele. Minjae Kims Erfolgsquote liegt bei nur 60,7 Prozent.
In der Luft ragt der 1,95 Meter große Noch-Leverkusener mit 77 Prozent gewonnener Zweikämpfe sogar noch mehr heraus. Upamecano (65,8 Prozent) und Kim (65,4 Prozent) liegen mit deutlichem Abstand dazu etwa gleichauf.
Ein Pluspunkt ist Tahs generelles Abwehrverhalten. Er kam in dieser Spielzeit mit nur 15 Fouls aus, er wurde also nur alle 192 Minuten zurückgepfiffen. Tah sah dabei nur zweimal Gelb.
Nahezu fehlerfreier Stabilisator - auch bei Bayern?
Insgesamt ist der Nationalspieler ein Muster an Verlässlichkeit und Stabilität - insbesondere in den vergangenen beiden Spielzeiten.
Seit 2018 verursachte Tah in der Bundesliga keinen Elfmeter mehr. Upamecano spielt seit 2016 in der Bundesliga und kommt seitdem auf neun verschuldete Elfmeter.
Auch Tahs geringe Fehlerquote ist bemerkenswert. Weder in dieser noch in der vorherigen Doublesaison leistete sich der Innenverteidiger in der Bundesliga einen Ballverlust, der zu einem Gegentor führte. Bei den Bayern führten allein in dieser Spielzeit zwei Ballverluste von Kim zu Gegentreffern, Upamecano leistete sich einen folgenschweren Ballverlust.
Starkes Passspiel
Die spielerische Komponente bringt Tah ebenfalls mit. Schließlich setzte Leverkusen unter Xabi Alonso ebenso auf einen geordneten Spielaufbau.
Mit einer Passquote von 94 Prozent ist Tah in dieser Saison in dieser Statistik der beste Leverkusener. Im ligaweiten Vergleich von allen Spielern, die mindestens zwei Drittel der Partien absolviert haben, ist übrigens nur einer ganz knapp besser: Kim mit 94,1 Prozent.
Offensiv könnte Tah ebenso einen Gewinn darstellen. In der Meistersaison stellte der gebürtige Hamburger mit vier Treffern einen persönlichen Rekord auf. Aktuell ist er nur ein Tor von dieser Bestmarke entfernt.
Bei Standards eine Waffe
Insbesondere bei Standards ist Tah eine Waffe: Zehn seiner 15 Bundesligatore erzielte er nach Ecken. In dieser Bundesliga-Saison verzeichnet die Statistik mehr Abschlüsse von Tah (21) als von Upamecano (14) und Kim (6) zusammen. Zur Ehrenrettung der Bayern-Verteidiger sei erwähnt, dass auch Kim und Upamecano in der Liga je zweimal trafen.
Fest steht: Der Verlust von Tah ist für Leverkusen aus sportlicher Sicht schmerzhaft. „Jonathan war für uns ein sehr wichtiger Spieler“, sagte sein scheidender Coach Alonso. „Nicht nur in dieser Saison, sondern über meine gesamte Amtszeit war er einer der besten Spieler.“
Vielleicht knüpft Tah im Bayern-Trikot an diese Leistungen an.