Die Botschaft, die Bayer Leverkusens Fans am Dienstag sendeten, war eindeutig und kam in großer Zahl. Als die Social-Media-Abteilung des Vereins ein Video des Elfmetertores von Patrik Schick beim 2:2 gegen den FSV Mainz 05 postete, häuften sich die Kommentare rasch - mit dem immer gleichen Tenor: nicht er. Nicht auch noch Gerüchte um einen Abgang von Schick. Unter anderem wurde ein „Schick muss bleiben“-Button ins Leben gerufen. Dazu brachten viele weitere User ihren Wunsch, den Tschechen zu halten, zum Ausdruck.
Auch Schick kommt ins Grübeln
Daran, dass Bayer Leverkusen ein heißer Transfersommer bevorsteht, zweifelt niemand mehr. Trainer Xabi Alonso und Jonathan Tah verlassen den Verein definitiv, zahlreiche weitere Stars wie Florian Wirtz, Victor Boniface, Jeremie Frimpong oder Alejandro Grimaldo sind seit Langem von Wechselgerüchten umgeben. Der personelle Aderlass dürfte unvermeidbar sein – einige Anhänger haben sich bereits mit der undurchsichtigen Situation arrangiert. Doch bei Schick stellt sich die Sache in gewisser Weise anders dar.
Kein Wunder. Immerhin gilt Schick längst als einer der absoluten Publikumslieblinge und gehörte zu den wenigen Akteuren, die im Vergleich zum überragenden Vorjahr sogar noch einen Schritt nach vorne gemacht haben. In der abgelaufenen Spielzeit erzielte er mit 21 Treffern die zweitmeisten Tore der Bundesliga – hinter Harry Kane und gleichauf mit Serhou Guirassy. Sein Stellenwert für die Rheinländer ging im Schatten des Transfer-Wahnsinns um Alonso und Wirtz fast ein wenig unter. Nicht zuletzt, weil sein Name in all den Wechselgerüchten weitaus seltener kursierte.
Schick heizt Gerüchte an
Das könnte sich allerdings bald ändern. „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um über die Zukunft zu sprechen”, räumte Schick die Spekulationen nach dem Gastspiel in Mainz bei Sky selbst nicht aus - im Gegenteil: „Aber ich muss sagen, es wird ein interessanter Sommer in Leverkusen.“ Ein klares Indiz dafür, dass auch er bei Bayer am Scheideweg steht. Denn trotz der starken Zahlen hakte es zwischen ihm und dem Werksklub immer mal wieder. Seine Nebenrollen in wichtigen Spielen wie dem Achtelfinale der Champions League gegen den FC Bayern München, als er nur auf der Bank saß, verärgerten ihn.
Und das offenbar zu Recht. Schick tat jedenfalls alles dafür, gerade in den Top-Spielen eingesetzt zu werden, und lieferte fast Woche für Woche. In der Bundesliga schoss er im Schnitt alle 80 Minuten ein Tor. Selbst Kane (92 Minuten) und Guirassy (124 Minuten) konnten da nicht mithalten. Kane hat für seine Saisontore rund 700 Minuten mehr gespielt als Schick, Guirassy sogar über 900 Minuten mehr. Zudem trat Schick (1) deutlich seltener zum Elfmeter als Kane (9) oder Guirassy (3) an. Um sich als unumstrittener Stammspieler zu etablieren, reichte es trotzdem nicht.
So ist seit einigen Wochen nicht mehr in Stein gemeißelt, dass Schick trotz eines gültigen Vertrags bis 2027 noch länger bei Bayer bleibt. Fest steht lediglich, dass der Klub nicht mit dem zuletzt in Ungnade gefallenen Boniface, der ebenso zu den Kandidaten für einen Abgang zählt, und Schick in die nächste Saison gehen möchte. Mindestens einer der beiden Stürmer wird den Verein verlassen, womöglich aber sogar beide. Wie SPORT1 weiß, hängt Schicks Verbleib davon ab, wer Alonsos Nachfolger und neuer Trainer wird.
Wäre Schick einer für die Bayern?
Ursache ist, dass Schick künftig als klare Nummer eins im Sturmzentrum fungieren und zuerst die taktische Ausrichtung der Leverkusener für die kommende Saison kennen will. Alonso bevorzugte vom Spielertyp her grundsätzlich Boniface, weshalb der tschechische Nationalspieler über große Teile des Vorjahres kaum zum Einsatz kam. Eine Situation, die Schick aufgrund seiner harten und von langen Anfällen geprägten Vergangenheit nicht noch einmal erleben möchte. Egal unter welchem Coach.
Zur Erinnerung: Vor seiner Bayer-Zeit litt Schick immer wieder unter gesundheitlichen Problemen. Mal streikte die Muskulatur, mal wollte das Sprunggelenk nicht mehr mitmachen. Ab Oktober 2022 durchlebte er wegen einer Leistenverletzung gar eine einjährige Odyssee, in der er nicht auf dem Platz stehen konnte. Jetzt ist der 29-Jährige erstmals in seiner Karriere über eine längere Phase hinweg fit, im besten Fußballer-Alter und schießt Tore wie am Fließband. Der Grund, weshalb er so viel wie möglich spielen und endlich beweisen will, welch starker Stürmer er ist – entweder in Leverkusen oder woanders.
Ein potenzieller Interessent ist Berichten zufolge der FC Bayern. Die Münchner suchen, wenn auch nicht mit oberster Priorität, einen Backup für Kane. Allerdings einen, der sich ähnlich wie einst Eric-Maxim Choupo-Moting hinten anstellen würde. Laut einer Meldung der Sport Bild soll sich der FCB sogar schon im Umfeld des Torjägers erkundigt haben, ob Schick sich einen Wechsel nach München prinzipiell vorstellen könne. Aktuell ist ein solcher Deal jedoch sehr unwahrscheinlich.
An Interessenten dürfte es Schick nicht mangeln
Zwischen dem gesuchten Profil des Rekordmeisters und Schicks Ambitionen, immer spielen zu wollen und Stürmer Nummer eins zu sein, liegen Welten. Fast unweigerlich würde sich ein Spannungsfeld ergeben, das niemand haben möchte. Optionen bieten sich für den Torjäger daher eher im Ausland. Vereine aus der Premier League, darunter Manchester United, die das Finale der Europa League verloren und damit nicht in die Champions League einzogen, haben ihn auf der Liste. Gleiches gilt für Top-Klubs aus Italien.
Laut verschiedenen Medienberichten hat Bayer seinem Angreifer ein Preisschild von 25 Millionen Euro verpasst. Vor allem aus Sicht der ausgabefreudigen Klubs aus England ein überschaubarer Preis, fast ein Schnäppchen - was das Verständnis der Leverkusener Fans für diesen Transfer garantiert nicht erhöhen würde. Ihren ausdrücklichen Wunsch haben sie klar kommuniziert. Jetzt liegt es am neuen Trainer und Schick selbst, zu sagen, wie sie sich die nahe Zukunft vorstellen.