Die BVB-Fans feierten ihren Königsklassen-Retter nach dem Sieg gegen Holstein Kiel ab. Trainer Niko Kovac freute sich darüber, hob aber auch den Zeigefinger: „Unter dem Strich sind wir alle glücklich, aber es besteht kein Grund zum Feiern.“
So viel verschlingt der BVB-Kader
Kovac weiß nur zu gut, dass bei aller Euphorie einige schwierige Themen im Sommer anstehen. SPORT1-Reporter Manfred Sedlbauer und BVB-Reporter Oliver Müller sprechen im SPORT1-Podcast „Die Dortmund-Woche“ über die Herausforderungen - und warum die Altlasten auf die Stimmung drücken.
Für den BVB ging es im Kampf um die Königsklasse um nicht weniger als 100 Millionen Euro. „Alles andere als die Champions League wäre ein Desaster gewesen. Die Einnahmen durch die anderen europäischen Wettbewerbe sind im Vergleich dazu Peanuts“, sagt Sedlbauer und ergänzt: „Allein die Teilnahme an der Champions League ist lukrativer als ein Sieg in der Conference League.“
Knifflige Transfers: Welche Rolle Schlotterbeck spielt
Kann der BVB nun mit Geld um sich werfen und hochkarätige Spieler nach Dortmund lotsen? Wohl eher nicht. Denn richtig viel Kohle dürfte für die Dortmunder Kaderplanung nicht hängen bleiben.
„Die Spielergehälter, wie beispielsweise bei Süle, sind zum Teil horrend. Dazu verschlingt die Verpflichtung von Yan Couto mindestens 25 Millionen Euro – allein an Ablöse. Dieses Geld ist schon verplant“, sagt Sedlbauer und weist auf die leistungsbezogenen Verträge hin, die durch das Erreichen der Königsklasse nicht gekürzt werden können.
Zudem wird weiteres Geld nötig sein, um Nico Schlotterbeck langfristig an den Verein zu binden. Eine Verdopplung des Gehalts steht im Raum.
„Wir wollen Gehälter sparen“, machte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl im STAHLWERK Doppelpass bei SPORT1 deutlich. Und das muss er laut der beiden Podcaster auch. Denn der Kader verschlingt rund 200 Millionen Euro Etat.
Sedlbauer erwähnt in diesem Zusammenhang auch Youssoufa Moukoko und Sébastien Haller als besonders schmerzhaft: „Die kassieren zusammen knapp 20 Millionen Euro. Der Ertrag ist gleich Null. Und so wird es auch erstmal bleiben“, sagt Sedlbauer und bezweifelt, dass man die beiden Spieler gewinnbringend losbekommt.
Ein Verkauf von Gittens ist schon fast Pflicht
Müller ergänzt: „Auch deshalb dürfte der BVB fast schon gezwungen sein, Spieler wie Gittens bei einem entsprechenden Angebot gehen zu lassen. Dortmund braucht dieses Geld.“
Kehl befeuerte gegenüber SPORT1 einen Abgang des Youngsters im Sommer: „Für ihn gibt es sicher einen Markt: Er ist ein hochspannender Spieler. Wir werden die Gespräche jetzt auch führen. Wenn etwas reinkommt, werden wir uns damit beschäftigen müssen.“
Nach SPORT1-Informationen ist ein Verkauf von Jamie Gittens schon fast Pflicht, um Transfers von Spielern wie Rayan Cherki oder Kobe Bellingham, immerhin die beiden Sommer-Transferziele der Dortmunder, zu finalisieren.
BVB-Probleme wie bei Bayern
Dass sich ein Verein in der Vergangenheit bei Spielergehältern zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, ist übrigens kein Einzelphänomen. Auch der FC Bayern hat ähnliche Probleme.
„Bei mir schrillten die Alarmglocken, als Uli Hoeneß darauf hingewiesen hat, dass der FC Bayern sehr, sehr gut überlegen muss, wen er kauft. Und die haben noch mal ein ganz anderes Gehaltsvolumen“, mahnt Müller und betont weiter: „Das wird eine enorme Herausforderung für Sebastian Kehl. Auf der einen Seite den Kader punktuell zu verstärken und auf der anderen Geld einzusparen.“
Die Einnahmen durch die Champions League und die lukrative Klub-WM puffern zwar die hohen Ausgaben ab. Doch so richtig aufatmen kann der BVB aufgrund der finanziellen Altlasten nicht.