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Ein Ex-Nationalspieler und sein Traum von der Bundesliga

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„Kein Traum - das könnte passieren“

Als Trainer ist der ehemalige Nationalspieler und Bundesliga-Profi Thomas Brdaric schon ordentlich herumgekommen. Zahlreiche exotische Stationen zieren seinen Weg – zuletzt stand er in Albanien dicht vor dem ganz großen Triumph. Doch ein Wunschziel lässt den 50-Jährigen bis heute nicht los.
Im STAHLWERK Doppelpass lobt Thomas Brdaric DFB-Trainer Hansi Flick für seine Art und Kommunikation mit den Spielern. Jürgen Klinsmann habe ihm die Absage damals nur auf Band gesprochen.
Als Trainer ist der ehemalige Nationalspieler und Bundesliga-Profi Thomas Brdaric schon ordentlich herumgekommen. Zahlreiche exotische Stationen zieren seinen Weg – zuletzt stand er in Albanien dicht vor dem ganz großen Triumph. Doch ein Wunschziel lässt den 50-Jährigen bis heute nicht los.

Im Fußball, der von seiner Unberechenbarkeit lebt, gibt es nur wenige Konstanten. Eine davon lautet jedoch: Der Mai ist Endspielzeit. Das gilt für große Fußballnationen genauso wie für kleinere. Riesig ist dann die Begeisterung bei jenen Klubs, die um Titel spielen. Die Anspannung ebenso. Einer, der die intensiven Tage einer Saison auch in diesem Jahr am eigenen Leib spürte, ist Thomas Brdaric. Bereits zum zweiten Mal trainierte der frühere Nationalspieler den Traditionsklub F.K. Vllaznia in Shkodra, einer malerischen Stadt im Norden Albaniens, die von einer Bergkulisse umgeben ist.

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Ganze 24 Jahre triumphierte F.K. Vllaznia nicht mehr in der Kategoria Superiore, wie die albanische nationale Meisterschaft heißt. Schon Tage vor dem Finale war der Trubel deshalb enorm. „Die Albaner sind extrem emotional. Jeder sprach einen an. Das war am Ende etwas zu viel, um sich angemessen auf ein solch besonderes Spiel vorbereiten zu können“, sagte der 50-Jährige zu SPORT1. Um Ruhe zu haben, ging es drei Nächte ins Trainingslager und erst danach ins Nationalstadion der Hauptstadt Tirana. „Die Atmosphäre war großartig. 25.000 Fans, die meisten davon in unseren Vereinsfarben gehüllt, echte Champions-League-Stimmung.” Gegner war der favorisierte KF Egnatia, im Vorjahr Double-Gewinner.

„Als Trainer habe ich andere Ansprüche“

Doch der Abend des KF Vllaznia sollte es nicht werden: Letztlich hieß es 0:4. Brdaric und seine Männer sahen nur zu, wie andere feierten. „Um ein Spiel zu gewinnen, braucht man auch Erfahrung, Cleverness und das Momentum. Das hatten wir nicht“, erkannte der Trainer, bei dem trotz allem der Stolz überwog. Mit der Vizemeisterschaft des Underdogs, der es dadurch in die Qualifikation der Conference League schaffte, hatte kaum jemand gerechnet. Eine Art Abschiedsgeschenk von Brdaric. Er macht dort nicht weiter. Ganz bewusst, aus guten Gründen.

„Wir fingen wirklich bei Null an. Als ich 2024 wiederkam, dachte ich, dass sich der Verein in die richtige Richtung entwickelt hat. Von der Basis her und infrastrukturell“, berichtet Brdaric. „Allerdings war eher das Gegenteil der Fall. Im Laufe des Jahres wurde mir dann bewusst, dass ich das Abenteuer bestmöglich beenden und einen Schlussstrich ziehen möchte. Als Trainer habe ich andere Ansprüche, nicht zuletzt, was Trainingsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten angeht.“ Eine Generalkritik sei das nicht, vielmehr eine Feststellung. Die Fußball-Welt in Albanien ist etwas komplizierter als anderswo.

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Aus verhältnismäßig wenigen Mitteln möglichst viel zu herausholen, ist er eigentlich gewohnt. Aber diesmal fanden Brdaric und der Verein keinen gemeinsamen Nenner mehr. „Um den nächsten Schritt zu machen, reichen manchmal schon die einfachsten Dinge aus: zum Beispiel ein guter Trainingsplatz. Kleine Dinge sind oft wichtiger als die großen“, fährt er fort. Das Schließen des nächsten Kapitels seines Trainerlebens war also der logische Schluss. Nun ist er zurück in Deutschland und bereit für das nächste Projekt. Am liebsten wieder innerhalb der Landesgrenzen.

Von Minsk über Neustrelitz nach Indien

Denn exotische Ziele lernte Brdaric in mittlerweile über einem Jahrzehnt zu Genüge kennen. 2011 dockte er als Sportdirektor bei Dynamo Minsk an. Wenige Monate später übernahm er den gleichen Posten beim usbekischen Meister Bunyodkor Taschkent, ehe es auf die Trainerbank ging. Dabei meistens im Gepäck: der Erfolg. Brdaric führte den Regionalligisten TSG Neustrelitz durch das beste Jahr der Vereinsgeschichte und in die Aufstiegsspiele. Selbiges gelang ihm mit der Reserve des VfL Wolfsburg. Dem TSV Steinbach, ebenfalls Viertligist, verhalf er zum Klassenerhalt - und ausländische Vereine wurden aufmerksam.

Anfang 2017 griff KF Skëndija aus Nordmazedonien zu. Platz zwei in der Meisterschaft sprang heraus als tolles Ergebnis am Ende der Saison. Aufgrund einer angespannten politischen Lage wechselte Brdaric jedoch zu Tennis Borussia Berlin. Ein Jahr später ging er zu Rot-Weiß Erfurt, wurde trotz Insolvenz Fünfter und zog weiter. Danach übernahm er zum ersten Mal den albanischen Traditionsverein Vllaznia. 2021 wurde er dort Vizemeister und Pokalsieger, im März 2022 dennoch überraschend vor die Tür gesetzt. Ein Jahr zuvor war er in Albanien noch zum „Trainer des Jahres” gewählt worden.

Doch der ehemalige Nationalspieler blieb im Fokus. Gerade bei Erstligisten aus „Entwicklungsländern“ des Fußballs. So ging es in Indien beim Chennaiyin FC als Trainer weiter, dann in Kuwait bei Al-Arabi und ab April 2024 abermals in Albanien beim KF Vllaznia. All das tat Brdaric aus absoluter Überzeugung. Bereut hat er bis heute nichts. „Wenn ich etwas gemacht habe, dann immer mit dem klaren Anspruch, etwas zu bewegen“, betont Brdaric. Bei seinen Mannschaften – und bei sich selbst: „Ich habe sehr viel Reife und Erfahrung gewonnen. Es heißt ja nicht umsonst: Erfahrung kann man sich nicht kaufen.“

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Brdaric möchte kein „Weltenbummler“ sein

Als „Weltenbummler“ wolle Brdaric allerdings nicht wahrgenommen werden. „Der Begriff ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Weltenbummler steht für Experimente und das Unentdeckte. Das trifft auf mich nicht zu. Ich war in vielen tollen Märkten unterwegs. Der Fußball ist in den letzten 20 Jahren unfassbar global geworden.“ Trotzdem verfolgt Brdaric weiter seinen ganz großen Traum. Einmal als Cheftrainer oben ankommen. In seiner eigenen Heimat, in Deutschland.

„Bisher war ich als Trainer nur im Ausland in den ersten Ligen tätig. Das heißt aber nicht, dass sich das in Zukunft nicht noch mal ändern wird“, stellt Brdaric explizit klar. Mit jetzt 50 Jahren sieht er sich „im perfekten Traineralter“ – und den deutschen Fußball kennt er gut: Er stürmte einst für den VfB Stuttgart, Fortuna Düsseldorf, Fortuna Köln, Bayer Leverkusen, Hannover 96 und den VfL Wolfsburg. Allein in der Bundesliga traf der gebürtige Nürtinger in etwas mehr als 200 Spielen insgesamt 54 Mal und schaffte den Sprung in die Nationalmannschaft, für die er achtmal auflief.

Die Zeit, in der Brdaric Teil des Leverkusener Teams war, das im Frühsommer 2002 drei Titel aus der Hand gab und damit den „Vizekusen“-Mythos schuf, ist unvergessen. Umso lieber würde er dem deutschen Profi-Fußball eines Tages, sofern sich die Chance ergibt, auch als Chefcoach seinen Stempel aufdrücken – wobei ihm die Hürden bekannt sind: „Es kommen viele junge Trainer nach. Trainer, die selbst hoch gespielt haben. Vor allem aber Trainer, die keine Ex-Profis sind. Trainer, die aus Universitäten kommen, es aus verschiedenen Gründen nicht bis in den Leistungssport schafften, sich dafür aber früh ihrer Trainer-Ausbildung widmeten. Das macht den Markt komplizierter.“

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“Hätte hier und da sicherlich mehr Glück brauchen können”

Weniger kompliziert wäre es vielleicht gewesen, gäbe es die ominösen Aufstiegsspiele der vierten Liga nicht. Wenn alle Regionalliga-Meister in Liga drei aufsteigen würden. In der Saison 2013/14 blieb Brdaric mit Neustrelitz der Gang in die dritte Liga nach zwei Pleiten gegen die Zweitvertretung des 1. FSV Mainz 05, die sich manche Verstärkung von den Profis holte, verwehrt. Im Folgejahr scheiterte er mit Wolfsburg an der SG Sonnenhof Großaspach. „Ich hätte hier und da sicherlich etwas mehr Glück brauchen können”, gibt Brdaric zu. Wie viele andere zählt er zu den Kritikern des aktuellen Systems. Nicht nur, weil er einer der Leidtragenden war.

Ein Aufstieg in die dritthöchste Spielklasse hätte ihm zu Beginn seiner Trainerkarriere zwangsläufig mehr Aufmerksamkeit beschert. Die Aussicht, auf dem Radar eines Bundes- oder Zweitligisten zu landen, wäre ungleich höher gewesen, doch es blieb der Konjunktiv. Anstellungen in diesen Sphären waren für Brdaric bisher unerreicht – was nicht bedeutet, dass er dieses Ziel begraben hat. „Das ist für mich kein Traum. Das könnte passieren“, bekräftigt Brdaric. „Man muss gut überlegt an die nächsten Schritte herangehen – und dann ist das realistisch.“

Seine Herangehensweise formulierte Brdaric, wo auch immer es hingeht, ganz einfach: Er will „offensiv ausgerichteten Fußball“ zelebrieren lassen. Also: „Chancen kreieren, Tore schießen – und das möglichst oft. Ich arbeite grundsätzlich mit einem sehr intensiven Pressing. Für diese Punkte stehe ich, die sind markant“, so der frühere Torjäger. Letztlich ist aber wie so oft aber nur eines klar: Alles ist denkbar. „Das Einzige, was ich will”, sagt Brdaric, „ist Profifußball unter guten Rahmenbedingungen.” Es bleibt spannend, wohin es ihn als Nächstes verschlägt.