Die vergangene Bundesliga-Saison lief für Borussia Dortmund lange so gar nicht nach Plan. Erst mit einem überragenden Schlussspurt sicherte sich der BVB doch noch die Champions-League-Qualifikation und konnte so die Fans halbwegs versöhnen.
Gittens? „Tut mir leid für den Jungen“
Zuvor war die Stimmung in Dortmund lange extrem im Keller gewesen. Das hätte auch die Mannschaft gespürt, sagte jetzt Julian Brandt bei KMD – Der Fußball Podcast: „Man kriegt die Sachen mit, auch im Stadion.“
Brandt selbst war auch oft Mittelpunkt der Kritik, der Mittelfeldspieler erklärte aber, dass er „selbst sehr gut damit klarkommt“.
Brandt nimmt Gittens in Schutz
„Das ist ja dann auch nicht nur ich. Am Ende war es auch Jamie (Anm. d. Red.: Jamie Gittens) zum Beispiel, der dann fast schon ausgebuht worden ist. Da denkst du dann auch: Krass, das tut mir so leid für den Jungen, weil er eben auch erst 21 ist“, sagte Brandt weiter.
Die Pfiffe gegen seinen Mitspieler fand Brandt überzogen: „Der ist brutal gestartet in der Hinrunde und auf einmal lief es dann nicht mehr.“
Dass er dann so von den Fans, so hart kritisiert wurde, versteht der Mittelfeldspieler nicht: „Ich meine, was hat der Junge getan, er versucht es ja. Er versucht durchzudribbeln und bleibt dann dreimal oder viermal hängen, aber er macht das ja nicht extra. Er versucht uns ja zu helfen.“
Diese Situationen oder auch die große Kritik an seinem Mitspieler Emre Can in der Rückrunde würden ihn schon nachdenklich stimmen. „Dann leidest du schon mit“, sagte Brandt ehrlich.
„Wenn die Stimmung schlecht wird, kann es dich super bremsen“
Der 29-Jährige stellte heraus, dass die emotionalen Fans die Mannschaft tragen können: „Wenn du hier Spiele gewinnst, da gibt es kaum etwas Geileres.“ Aber wenn die Mannschaft es nicht hinbekommen würde, könne es auch sehr ungemütlich werden.
„Das ist schon krass und kann einen echt drosseln. In Dortmund ist es schon so: Das Stadion kann dich bis in den Himmel tragen, da gab es auch schon super viele Spiele, wo man das erlebt hat, aber wenn die Stimmung schlecht wird, kann es dich auch super bremsen“, sagte Brandt.
Brandt reflektiert eigene schwache Saison
Es ist nicht das erste Mal, dass Brandt sich in letzter Zeit nachdenklich zeigte. Schon vor der Abreise des BVB zur Klub-WM reflektierte er in einer Medienrunde seine eigene durchwachsene Saison.
Gerade die zur vergangenen Saison neue Rolle als Führungsspieler sei er falsch angegangen. „Wir haben in Deutschland von einem Führungsspieler ein ganz klares Bild. Er muss wie eine Eins im Wind stehen, muss kratzen, beißen, laut sein, breite Schultern haben, muss auch mal einen umwichsen“.
Er selbst hätte zu Beginn zu sehr versucht, diesem Bild zu entsprechen und sei dabei verkrampft: „Am Ende muss ich aber sagen, es hat mir mehr geschadet, als dass es mir gutgetan hat.“
Das hätte er inzwischen auch selbst erkannt und würde seine Aufgabe als Führungsspieler jetzt anders interpretieren: „Ich bin nicht der, der den Sabitzer, den Groß und anschließend den Can auf dem Platz anscheißt. Aber ich habe einen sehr, sehr guten Draht zu allen aus der Mannschaft, von jung bis alt, von Neuzugängen bis zu denen, die schon lange im Verein sind.“
Auch im Verein würde er spüren, dass die Leute weiter Vertrauen in ihn als Führungsspieler hätten. „Da hat jetzt keiner gesagt: Zieh das Ding jetzt wieder ab, du passt da nicht rein“, sagte Brandt.