Seit Montag befindet sich der FC Bayern wieder in heimischen Gefilden. Und während sich die Spieler nach der Landung in München in einen dreiwöchigen Urlaub verabschiedeten, steht die sportliche Führungsriege um Vorstand Max Eberl vor jeder Menge Arbeit.
Warum nicht Wanner?
Vor allem der Poker um Nick Woltemade könnte nun Fahrt aufnehmen. Wie SPORT1 berichtet hat, besteht zwischen den Bayern und dem Angreifer vom VfB Stuttgart bereits eine mündliche Einigung. Doch die Vorzeichen haben sich aufgrund des langfristigen Ausfalls von Jamal Musiala zuletzt etwas verändert.
„Die Stuttgarter können jetzt berechtigterweise fast jeden Preis verlangen“, sagte SPORT1-Experte Peter Neururer bei Spotlight mit Blick auf die nun gestiegene Not der Bayern auf der Spielmacherposition.
Musiala-Ausfall: Eberl will nicht in Aktionismus verfallen
Nach SPORT1-Informationen sind die Münchner weiterhin nicht bereit, einen Mondpreis für Woltemade zu zahlen.
Eberl selbst hatte bereits am Samstag unmittelbar nach dem Viertelfinal-Aus bei der Klub-WM gegen Paris Saint-Germain und unter dem Eindruck der schweren Verletzung Musialas angekündigt, nicht in Aktionismus verfallen zu wollen.
„Wir haben das Gefühl, dass wir bei der Kaderplanung 2025/26 nicht so viel machen müssen. Wir wollen definitiv Dinge anpassen“, sagte Eberl. „Wir wollen jetzt nicht auf jede Verletzung reagieren und dafür Spieler holen.“
Wunschspieler Woltemade oder ein Liverpool-Star?
Doch Woltemade galt schon vor Musialas Verletzung als Wunschspieler. Der flexible Offensivspieler könnte Musiala, der mit einem Wadenbeinbruch und einer Sprunggelenksluxation vier bis fünf Monate ausfallen wird, positionsgetreu ersetzen.
Ein weiterer Name, der nun verstärkt gehandelt wird, ist Luis Díaz. Der Offensivstar des FC Liverpool ist allerdings eher auf dem Flügel zu Hause, kann aber auch zentral agieren.
Zudem gibt es widersprüchliche Gerüchte zu dem 28-Jährigen. Während Mundo Deportivo berichtet, Díaz sei offen für einen Wechsel zum FC Barcelona, vermeldete die Bild, er habe den Bayern seine Bereitschaft für einen Transfer nach München signalisiert.
Musialas langfristiger Ausfall könnte aber auch anderweitig aufgefangen werden - allerdings nicht von Thomas Müller. Nach einem Kurzzeit-Vertrag für das Klub-Idol sieht es aktuell nicht aus, dass er in der Not aushilft - zumal er selbst solche Gedankenspiele als „geschmacklose Diskussionen“ bezeichnete.
Interner Musiala-Ersatz „wäre ein Statement“
Doch es gibt noch andere Optionen. Der Musiala-Schock könnte auch eine Chance sein, die Förderung eigener Talente, die sich der FC Bayern eigentlich wieder verstärkt auf die Fahnen geschrieben hat, zu intensivieren.
„Wenn Vincent Kompany mutig ist, dann sagt er: ‚Ich habe Lennart Karl und Paul Wanner. Ich versuche das mit denen aufzuziehen und mache sie zu großen Spielern‘. Das wäre ein Statement!“, sagte Chefreporter Stefan Kumberger in der aktuellen Ausgabe des SPORT1-Podcasts „Die Bayern-Woche“.
Bislang vertraute Bayern-Coach Kompany eher den erfahreneren Kräften. Auch bei der Klub-WM kam beispielsweise der 17-jährige Lennart Karl nur im ersten Gruppenspiel gegen Außenseiter Auckland City FC zu einem 45-minütigen Einsatz.
Was wird aus Wanner?
Bei Wanner war eigentlich der Plan, ihn erneut an einen Bundesligaklub, der auch europäisch spielt, zu verleihen. Zuletzt wurde der 19-Jährige beim VfB Stuttgart gehandelt, auch als Teil eines möglichen Woltemade-Deals.
Die Schwaben holten indes mit U19-Kapitän Noah Darvich bereits Verstärkung für die Spielmacherposition.
Statt nach Elversberg und Heidenheim bei einer dritten Leihe weiter Erfahrungen bei einem anderen Verein zu sammeln, könnte Wanner nun auch versuchen, bei den Bayern seinen Durchbruch zu schaffen.
An der nötigen Qualität mangelt es Talenten wie Karl und Wanner nicht, glaubt auch Neururer. „Die sind gut genug, mit Sicherheit, sonst wären sie nicht bei Bayern München“, sagte der frühere Bundesliga-Coach.
Bischof schlüpfte schon in die Musiala-Rolle
Auch Neuzugang Tom Bischof bezeichnete Neururer als „überragenden Fußballer“. Der 20-Jährige feierte bei der Klub-WM beim 0:1 gegen Benfica sein Bayern-Debüt als Zehner auf der Musiala-Position, blieb dabei allerdings blass und wurde zur Pause ausgewechselt.
„Verjüngungsprozesse sind gut und schön. Der Trainer könnte sie einleiten“, sagte Neururer. „Aber Entwicklungsprozesse in der jetzigen Situation durchzuführen - und nicht von längerer Hand geplant -, sind äußerst problematisch, weil ja mehrere Leistungsträger bereits aufhören.“
Ein einzelnes Talent könne sich in einem funktionierenden Team entwickeln und Leistung bringen, argumentierte der 70-Jährige: „Aber mehrere Spieler gleichzeitig in den Prozess einzubeziehen, bei dem Leistungs- und Erwartungsniveau bei Bayern, ist kaum möglich.“
Egal ob externer Neuzugang oder ein eigenes Talent - die Frage nach einem Ersatz für Musiala dürfte den FC Bayern noch länger beschäftigen.