Ex-Nationalspieler Markus Babbel hat Uli Hoeneß scharf kritisiert und ihn als Unruheherd beim FC Bayern ausgemacht. „Er merkt gar nicht mehr, dass er mittlerweile das größte Problem des FC Bayern ist“, sagte Babbel in einem Interview mit Absolut Fußball.
Hoeneß? “Das größte Problem des FC Bayern“
Babbel geht auf Hoeneß los
„Ich verstehe Uli Hoeneß nicht mehr, aber schon seit Längerem nicht mehr“, ergänzte Babbel, der selbst 261 Pflichtspiele für die Bayern bestritt und mit dem Klub dreimal Deutscher Meister wurde. „Er schadet dem Verein mehr, als er ihm im Moment nutzt.“
Woltemade-Poker Auslöser des Zoffs
Auslöser der harten Kritik war der öffentlich ausgetragene Streit zwischen Hoeneß und Lothar Matthäus. Der TV-Experte hatte sich zu einer möglichen Ablösesumme für Nick Woltemade geäußert und erklärt, er empfinde 60 Millionen Euro eher als zu niedrig. Eine Summe zwischen 80 und 100 Millionen hätte ihn auch nicht überrascht.
Darauf reagierte Hoeneß mit einer scharfen Attacke und sagte, Matthäus habe „nicht mehr alle Tassen im Schrank“. Der Rekord-Nationalspieler treibe mit solchen Aussagen die Preise in die Höhe, warfen ihm Hoeneß und andere Bayern-Granden vor. Babbel hingegen stellte sich auf die Seite von Matthäus.
Babbel unterstützt Matthäus
„Es ist doch als Experte logisch – wenn einer einen Vertrag bis 2028 hat und der Verein keine Not hat, ihn zu verkaufen -, seine Meinung kundzutun, das ist Lothars Pflicht. Und jetzt kommt der Uli Hoeneß wieder und beleidigt ihn öffentlich”, betonte Babbel: „Und ich frage mich: Was soll das?“
Auch innerhalb des Klubs schwimme Hoeneß oft gegen den Strom. „Jan-Christian Dreesen sagt: ‚Wir reden nicht über andere Spieler.‘ Was macht Uli Hoeneß eine halbe Stunde später? Sagt: ‚Der Woltemade ist ein Riesenkicker und den holen wir gerne. Und wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann holen wir ihn nächstes Jahr.‘ Uli Hoeneß gefällt mir überhaupt nicht. Entweder machst du mit oder du bleibst weg, aber das Zwischendrin ist für alle Beteiligten ein Desaster”, befand Babbel.
Hoeneß? „Er muss sich entscheiden”
Dass Hoeneß einen riesigen Anteil daran hat, dass der FC Bayern heute dort steht, wo er steht, ist für den Europameister von 1996 keine Frage. Aber Babbel schränkte ein: „Er muss sich entscheiden: Entweder ist er wieder voll dabei und kann so weitermachen wie früher und meinen, das ist immer noch in, wobei sich die Zeiten nun mal geändert haben, oder er bleibt komplett weg.”
„Dieses ‚Jetzt ist mir langweilig, jetzt haue ich mal wieder einen raus‘ wird auf Dauer nicht funktionieren. Deswegen ist es für mich auch kein Zufall, dass sie sportlich, wenn es in die Crunchtime geht und Details entscheidend sind, immer den Kürzeren ziehen. Dabei ist die Mannschaft top. Doch das ist dann irgendwann kein Zufall mehr“, so Babbel weiter.
„Max Eberl ist die ärmste Sau”
Hoeneß war jahrzehntelang Manager und anschließend Präsident an der Säbener Straße. Mittlerweile sitzt der 73-Jährige nur noch im Aufsichtsrat, sein Wort hat als Klubpatron aber nach wie vor Gewicht. Diese unklaren Machtverhältnisse sind laut Babbel ein entscheidender Knackpunkt in München.
Für Babbel gibt es vor allem einen Leidtragenden dieser Situation. „Max Eberl (Sportvorstand; Anm. d. Red.) ist die ärmste Sau, weil er lustigerweise dann alles wegmoderieren muss und vor allen Dingen sich permanent rechtfertigen muss, warum die Dinge nicht klappen“, sagte er.