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Mit 28 Jahren aufs Abstellgleis

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Mit 28 auf dem Abstellgleis

Der ohnehin nur noch selten in Gladbach gefragte Florian Neuhaus leistet sich einen bösen Ausrutscher und verhöhnt Manager Roland Virkus. Dafür verhängt der Verein ein mehrwöchiges Straftraining. Es ist der bisherige Tiefpunkt des einstigen Hoffnungsträgers.
Dieses Video sorgt aktuell für mächtig Wirbel. Darauf zu hören und zu sehen ist augenscheinlich der Gladbacher Florian Neuhaus, der sich mit deutschen Fußball-Fans auf Mallorca über Manager Roland Virkus unterhält.
Der ohnehin nur noch selten in Gladbach gefragte Florian Neuhaus leistet sich einen bösen Ausrutscher und verhöhnt Manager Roland Virkus. Dafür verhängt der Verein ein mehrwöchiges Straftraining. Es ist der bisherige Tiefpunkt des einstigen Hoffnungsträgers.

Der Juni ist warm, der Juni hat die längsten Tage und der Juni ist eine beliebte Urlaubszeit. Für alle Teile der Bevölkerung gilt das, vor allem aber für Sportteams und Fußballprofis. Wenn die Saison vorüber ist, wird das Erlebte gebührend begossen. Oft auf Mallorca. Nach Monaten der Einschränkung mal so richtig auf den Putz hauen. Dachte sich wohl auch Florian Neuhaus.

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Blöd nur, dass es Handykameras und das Internet längst ermöglichen, fast alles auf Video festzuhalten und nichts zu vergessen. Noch blöder, wenn man dadurch erwischt wird, wie man den eigenen Boss – augenscheinlich leicht angetrunken – verunglimpft. Dabei fielen Sätze wie „er ist der schlechteste Manager der Welt“, weil der ihm „ein, zwei, drei, vier Millionen“ zahlt.

Genau das ist Neuhaus passiert. Die Video-Affäre soll sich auf Höhe des Ballermann 6, der beliebten Partymeile, abgespielt haben und richtete großen Schaden an. Gladbach zögerte nicht lange, um den Vorfall drastisch zu sanktionieren: Vier Wochen muss der 28-Jährige mit der U23 trainieren und eine hohe Geldstrafe zahlen.

Ex-Coach bietet Neuhaus Hilfe an

„Da hat sich viel Frust angestaut. Und in einer kleinen Runde lässt man sich dann zu Aussagen verleiten – Dinge, die einfach nicht korrekt sind, die er aber normalerweise niemals sagen würde“, sagte sein früherer Trainer Friedhelm Funkel im SPORT1-Interview und bot ihm Unterstützung an: „Ich würde Flo jetzt gerne helfen und ihn wieder aufbauen.“

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Funkel trainierte Neuhaus in der Saison 2017/18 bei Fortuna Düsseldorf und hat ihn als „lieben Kerl“ und „tollen Menschen“ in Erinnerung. „Von daher ist es für mich sehr schwer nachzuvollziehen, dass er sich zu so etwas hat hinreißen lassen. Das ist sehr, sehr schade.“ Neuhaus habe in den vergangenen zwei Jahren „sportlich keine gute Zeit in Mönchengladbach gehabt“, ergänzte Funkel.

Neuhaus spielt in Gladbach nur noch eine Nebenrolle

Nun kommt die Affäre um das „Mallorca-Video“ hinzu. Und in dieser Angelegenheit gibt es zu viele Verlierer.

Da ist zum einen der Verein Borussia Mönchengladbach, dessen bisher beschauliche Sommerpause plötzlich alles andere als beschaulich ist. Zum anderen ist da der sowieso häufig kritisierte Manager Roland Virkus, an den sich die Nachricht richtete. Und schließlich Neuhaus selbst, der den sportlichen Erwartungen seit geraumer Zeit nicht gerecht wird und nun ganz von der Bildfläche zu verschwinden droht.

Im Prinzip ist Neuhaus seit dem Amtsantritt von Gladbach-Coach Gerardo Seoane im Sommer 2023 eine Baustelle im Kader, für die keine Lösung gefunden wurde. Nach seiner Vertragsverlängerung im selben Jahr hätte der Mittelfeldspieler eigentlich eine Führungsrolle übernehmen sollen; stattdessen entwickelte er sich unter dem Schweizer Übungsleiter zum Dauerreservisten. Neuhaus rief sein Potenzial selten ab.

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In der abgelaufenen Saison kam der Mittelfeldspieler in 18 Bundesliga-Spielen auf gerade einmal 368 Einsatzminuten und somit nicht an Rocco Reitz, Julian Weigl oder Philipp Sander vorbei. Nur in den Partien gegen Frankfurt am 8. Februar und gegen Freiburg am 12. April stand er überhaupt in der Startelf.

Ein ziemlich großer Absturz für einen Spieler, der Anfang 2021 laut transfermarkt.de noch einen Marktwert von 38 Millionen Euro hatte und jetzt, im wohl besten Fußballeralter, auf einen Wert von 3,5 Millionen gefallen ist.

Neuhaus stand einst mit dem FC Bayern in Verbindung

Bereits im vergangenen Sommer-Transferfenster gab es immer wieder Gerüchte, wonach der Klub nicht abgeneigt gewesen sei, den bis 2027 vertraglich gebundenen Profi vorzeitig abzugeben. Von der anfänglichen Entwicklung, die Neuhaus bei seiner Leihe zu Fortuna Düsseldorf in der Saison 2017/18 und später unter den Gladbacher Trainern Dieter Hecking und Marco Rose zeigte, war kaum mehr etwas übrig.

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Unter Rose reifte Neuhaus gar zum Nationalspieler. Bei seinem furiosen Debüt im Oktober 2020 gegen die Türkei erzielte er direkt ein Tor und traf auch acht Monate später in seinem sechsten von insgesamt zehn Länderspielen. Einer der Gründe, weshalb der gebürtige Bayer zu dieser Zeit – trotz seiner Vergangenheit beim TSV 1860 München – oft und lange mit einem Wechsel zum FC Bayern in Verbindung gebracht wurde.

Nicht zuletzt, weil Neuhaus, auf die Welt gekommen im oberbayerischen Landsberg am Lech, über einen möglichen Wechsel zum Rekordmeister selbst sagte: „Ich will mich da nicht festlegen. Der FC Bayern ist ein großer Verein. Ich habe bei der Nationalmannschaft ja auch ein paar Jungs von den Bayern kennengelernt, die nur positiv über den Verein sprechen.” Zudem ist sein Vater ein großer Fan der Münchner.

Der schleichende Abstieg von Neuhaus

Geworden ist daraus bekanntlich nichts. Stattdessen entwickelte sich Neuhaus schlicht und einfach nicht mehr so, wie man das einst von ihm erwartet hatte. Schon unter Roses Nachfolger Adi Hütter und später unter Daniel Farke sank seine Aktie immer weiter.

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Inzwischen bekommt er überhaupt kein Bein mehr auf den Boden. Mal offenbart er große Schwächen in der Defensive, mal ist er nach vorne nicht durchsetzungsstark genug.

Wie es mit Neuhaus jetzt weitergeht, ist spätestens nach der Video-Affäre unklarer denn je. „Wenn eine bestimmte Zeit vorbei ist, dann spricht man wieder miteinander, und dann blickt man in die Zukunft“, sagte Geschäftsführer Stefan Stegemann beim Gladbacher Trainingsauftakt und hielt die Tür für Neuhaus einen kleinen Spalt geöffnet.

Wie geht es mit Neuhaus weiter?

Nach Bild-Informationen plant der Spieler seine Zukunft in Gladbach und will sich während seiner Strafzeit bei der U23 sportlich wieder für die Profis empfehlen. Seinen Vertrag möchte er erfüllen.

Doch bereits vor seiner verbalen Entgleisung zählte er zu den Verkaufskandidaten. Interesse meldete vor einigen Wochen dem Vernehmen nach der FC Augsburg an, eine Rückkehr nach Düsseldorf zerschlug sich dagegen.

In einem Gespräch mit der Gladbacher Führung sei zuletzt nicht konkret über die weitere Zukunft gesprochen worden, berichtet die Bild - nach Ende der Verbannung wolle man die Situation neu bewerten.

Für Neuhaus immerhin ein Hoffnungsschimmer, nachdem zunächst fast ausgeschlossen schien, dass er jemals wieder für die Gladbacher in der Bundesliga spielen würde.

Mit der Strafversetzung ist der einstige Hoffnungsträger für den Moment aber trotzdem auf dem Abstellgleis angekommen - jetzt muss er zeigen, dass er sie doch wert ist, seine ein, zwei, drei, vier Millionen.