Mit seiner öffentlichen Schelte leitete Matthias Sammer in seiner Rolle als Experte für Prime Video im Januar das Aus von Nuri Sahin als BVB-Trainer ein. Nun räumte Sammer ein, dass er nicht seinem Profil entsprechend gehandelt habe.
Sammer bereut folgenschweren Auftritt
„Vielleicht war ich in diesem Moment in Bologna zu sehr Fan, zu emotional und habe kurzfristig meine Rolle vergessen“, sagte Sammer in einem kicker-Interview.
Mit solchen Aussagen über den BVB an die Öffentlichkeit zu treten, sei grundsätzlich nicht seine Rolle, sondern die der Verantwortlichen, führte Sammer weiter aus.
Der 57-Jährige ist als externer Berater der Dortmunder Geschäftsführung tätig und gleichzeitig TV-Experte für Prime Video. Seit seiner Kritik am damaligen BVB-Coach Sahin ist Sammer nicht mehr bei Spielen von Borussia Dortmund im Einsatz.
So sieht Sammer seine Rolle beim BVB
Seine Beraterrolle will er nicht in Form von öffentlichen Aussagen ausüben. „Mein Job ist es, die Dinge, die ich sehe und wahrnehme, innerhalb des BVB anzusprechen“, erklärte Sammer. „Gerade in Krisenzeiten braucht es keine öffentlichen Selbstdarsteller, sondern internen Zusammenhalt und konstruktive und vertrauliche Analysen.“
Nach dem Ende seines Engagements als Sportvorstand des FC Bayern 2016 habe er die Grundsatzentscheidung getroffen, nicht mehr operativ tätig zu sein.
2018 nahm er seine Beratertätigkeit beim BVB auf und entwickelte seither nach eigener Aussage ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis zum langjährigen BVB-Boss Hans-Joachim Watzke.
„Auf dieser Basis will ich dem Verein dienen und mich nicht in den Mittelpunkt stellen. Täte ich dies extern, würde meine Positionierung im Verhältnis zu den handelnden Personen nicht mehr stimmen“, sagte Sammer.
Sammer schwärmt von Kovac
Zudem schwärmte Sammer von Trainer Niko Kovac: „Was Niko macht, ist klug und von Fachwissen gekennzeichnet. Er mag in Deutschland als konservativer Trainer gelten, ist aber sehr fortschrittlich.“
Sport-Geschäftsführer Lars Ricken habe „intern frühzeitig klar gesagt, er wolle einen Trainer wie Niko Kovac zumindest mittelfristig binden“, sagte Sammer: „Was ich jetzt wahrnehme, kann daraus durchaus eine langfristige Lösung werden.“
Kovac besitzt in Dortmund einen Vertrag bis 2026. Der 53-Jährige hatte den strauchelnden BVB im Januar übernommen und mit einer Aufholjagd in der Saisonendphase noch auf den vierten Platz der Bundesliga und damit in die Champions League geführt.
Sammer ist froh, „dass der BVB diesen Trainer hat“
Kovac sehe sich „als Teil des Vereins und dieser Mannschaft“, betonte Sammer. „Nach Platz vier sagte er: Es ist wunderbar, die Champions League erreicht zu haben, doch es gibt keinen Grund zu feiern, wir sind nur Vierter geworden, das ist nicht der Maßstab des BVB. Ich bin froh, dass der BVB diesen Trainer hat“, erklärte der 57-Jährige, der sportlich wie menschlich von Kovac überzeugt ist.
Dieser sei in Dortmund analytisch vorgegangen, habe „die körperliche und geistige Verfassung der Mannschaft verbessert und darauf geachtet, dass die Zahl der Gegentore geringer wurde und in der Offensive mit Laufwegen, höherer Flexibilität und Individualität mehr Tore erzielt wurden“, führte Sammer aus.
Der „wichtigste Aspekt“ sei jedoch, dass er „die Spieler stabilisiert“, ihnen „Selbstvertrauen gegeben“ und sie „einbezogen“ habe.
Kovac wisse, „dass die vergangene Saison ein permanenter Ausnahmezustand“ gewesen sei und „er die richtigen Hebel bedient“ habe, sagte Sammer: „Genauso habe ich ihm gesagt, dass spätestens zu Beginn der neuen Saison für ihn wie für den gesamten Verein die Uhren wieder auf null gestellt sind.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)