Es sind immer wieder die gleichen Parolen, die die Dortmunder von sich geben. Die Mannschaft habe „den Kampf heute nicht so angenommen“, meinte Trainer Niko Kovac. Sportdirektor Sebastian Kehl sprach davon, dass „das so nicht reicht“ und stellte klar: „Das darf uns nicht passieren. Insgesamt waren wir heute nicht wirklich da.“
Ein alarmierender Rückfall in alte BVB-Zeiten
Alarmierender Rückfall beim BVB
Co-Trainer Robert Kovac legte bereits in der Halbzeit in bemerkenswerter Deutlichkeit den Finger in die Wunde: “Wir kommen nicht in die Zweikämpfe, haben keinen Druck auf den Ball, spielen die Bälle nur in den Fuß und nicht hinter die Kette. Wir haben nur Ballbesitz in der letzten Linie und spielen nicht schnell genug nach vorne. Es war zu wenig.”
Es sind Sätze, die bereits so in der vergangenen Saison fielen. Der Auftritt gegen St. Pauli (3:3) zeigt aber auch sonst alarmierende Parallelen auf.
BVB rettet sich mit individueller Klasse
Am Ende ist es die individuelle Klasse, die die Dortmunder rettet und zunächst in Richtung Siegerstraße bringt. Serhou Guirassy bleibt trotz seines verschossenen Elfmeters die „Lebensversicherung“ des BVB. Der 29-Jährige erzielte per Kopf und fast schon aus dem Nichts – wie schon beim 1:0 im Pokal in Essen - die Dortmunder Führung.
Waldemar Anton platzierte den Ball nach toller Nmecha-Vorarbeit perfekt im unteren Eck, Julian Brandt zeigte beim 3:1 seine ganze Klasse. Doch genau auf Aktionen wie diese ist der BVB aktuell angewiesen. Denn das Zusammenspiel klappt beim Saisonstart noch überhaupt nicht.
Offensiv fehlt es dem BVB an zündenden Ideen – dieselbe alte Leier wie so oft in der vergangenen Saison.
BVB mit mangelhafter Disziplin
Auch beim Thema Disziplin macht der BVB genau da weiter, wo er im letzten Jahr aufgehört hat. Youngster Filippo Mane handelte sich bei seinem Bundesliga-Debüt eine Rote Karte ein. Mit dem vertretbaren Platzverweis (86. Spielminute) kippte die Partie.
„Wir haben uns eigentlich vorgenommen, dass wir da aufpassen“, ermahnte Sportdirektor Kehl. In der vergangenen Saison handelte sich der BVB mit sechs Platzverweisen (dreimal Gelb-Rot, dreimal glatt Rot) so viele ein, wie kein anderer Bundesligaklub – ein trauriger Bestwert. Zum Vergleich: Die letztjährigen Spitzenteams wie Leverkusen (1 Platzverweis), Bayern (1), Eintracht (1), Freiburg (2) waren deutlich disziplinierter.
Brandt, der nach seiner Einwechslung (46.) noch zu den besten Dortmundern gehörte, wurde deutlich: „Wir haben super viele Punkte liegen lassen aufgrund von Roten Karten. Das haben wir anscheinend mit in die neue Saison genommen. Das tut auf Dauer weh und irgendwann brauchst du das den Leuten auch nicht mehr erklären. Wir müssen irgendwann mal lernen, in den entscheidenden Augenblicken nicht mit einem Mann weniger zu spielen.“
Dass in der vergangenen Hinrunde gegen den FC Augsburg (1:2) mit Almugera Kabar ebenfalls ein Debütant vom Platz flog, ist fast schon kurios.
Personalnot beim BVB immer schlimmer
Die angespannte Personalsituation in der Defensive spitzt sich durch die kommende Sperre weiter zu. Wie schon im letzten Jahr muss ein BVB-Trainer, diesmal Kovac, kreativ werden. Denn mit Anton steht Kovac nur ein gelernter Innenverteidiger zur Verfügung.
Unter Ex-Coach Nuri Sahin war damals kaum mehr an einen geregelten Trainingsbetrieb zu denken. Am Ende kostete ihn wohl auch der Mangel an Alternativen wenige Monate später den Job.
Kovac bewies Galgenhumor: „Mein Bruder war mal Innenverteidiger.“ Doch wie lange kann er noch darüber lachen?
BVB-Rückfall in alte Zeiten?
Kann man bereits jetzt schon von einem Rückfall in alte Zeiten sprechen? „So schnell geht‘s natürlich nicht. Wir haben heute nicht gut gespielt, von daher müssen wir uns das wirklich ankreiden. Aber dass wir jetzt irgendwie von vergangenen Zeiten reden, das ist zu früh“, so Kovac.
Fakt ist: Die Dortmunder haben gerade einmal zwei Pflichtspiele in dieser Spielzeit absolviert. Fakt ist aber auch: Die Parallelen zu vergangener Saison sind nicht zu übersehen.