Bundesliga>

Bayer Leverkusen: Alarmstufe Rot bei ten Hag jetzt schon erreicht

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Radikale Folgen mehr als denkbar

Zwei Spiele, zwei alarmierend schlechte Auftritte: Bei Bayer 04 Leverkusen herrscht früh in der Saison Krisenstimmung. Der neue Coach Erik ten Hag ist bereits schwer angeschlagen – und wackelt.
Erik ten Hag kam als großer Hoffnungsträger zu Bayer 04 Leverkusen. Doch jetzt wird die Luft schon merklich dünner für den 55-Jährigen.
Zwei Spiele, zwei alarmierend schlechte Auftritte: Bei Bayer 04 Leverkusen herrscht früh in der Saison Krisenstimmung. Der neue Coach Erik ten Hag ist bereits schwer angeschlagen – und wackelt.

Selbst in dem Moment, als die Welt noch halbwegs in Ordnung war und Bayer Leverkusen die Chance hatte, die zuvor schon brodelnde Lage wieder etwas zu beruhigen, lief nichts so, wie es in einem Bundesliga-Team eigentlich laufen sollte. 63 Minuten waren beim Gastspiel in Bremen absolviert. Es gab Elfmeter für die Werkself. Der Ausgangspunkt einer Szene mit absolutem Symbolcharakter. Denn die Frage nach dem Schützen artete in einen bizarren Streit aus.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nachdem Christian Kofane sowohl den Strafstoß als auch den Platzverweis gegen Niklas Stark herausgeholt hatte, schnappte sich der gerade eingewechselte Exequiel Palacios den Ball und wollte den Elfmeter schießen. Patrik Schick hatte jedoch andere Pläne, ging in die Diskussion und wollte Palacios mehrmals die Kugel wegnehmen. Der Argentinier gab diese aber nicht her. Also lag es an Kapitän Robert Andrich, ein Machtwort zu sprechen und zu entscheiden, dass Schick antreten werde.

Andrich sauer: „Jeder hat für sich gespielt“

Eine Szene, die tief blicken ließ und einiges über den aktuellen Zustand der Mannschaft aussagt. Palacios kickte den Ball anschließend motzig weg. Die Tatsache, dass Schick den Elfmeter sicher zum zwischenzeitlichen 3:1 für Leverkusen verwandelte, interessierte so niemanden mehr wirklich. Viel wichtiger war die Außenwirkung. „Wir haben zu viele Leute, die sich nur mit anderen Sachen beschäftigen. Wir haben zu viele, die sich nur mit sich befassen. So sah das Spiel auch aus: Jeder hat für sich gespielt. Jeder ist auf dem Platz herumgelaufen für sich allein“, schimpfte Kapitän Robert Andrich nach der Partie.

Heißt im Klartext: Leverkusen ist derzeit keine Mannschaft, sondern eine Ansammlung von Individualisten. Dass diese Einzelspieler es trotz einer 2:0- und 3:1-Führung schafften, die sicher geglaubten drei Punkte noch abzugeben und am Ende das 3:3 zu kassieren, beförderte den Vizemeister mit Vollgas in den Krisenmodus und drückte die Laune von Andrich und seinen Kollegen endgültig in den Keller. Nach zwei Spieltagen samt zwei fragwürdigen Leistungen ist die Alarmstufe Rot erreicht – und radikale Folgen für den Verantwortlichen möglich: Erik ten Hag. Zumindest wackelt der Stuhl des neuen und ratlos wirkenden Trainers bereits kräftig.

{ "placeholderType": "MREC" }

Kompletter Umbau statt Umbruch bei Bayer

Angesichts der zahlreichen Abgänge von Schlüsselfiguren wie Xabi Alonso, Florian Wirtz, Jeremie Frimpong, Granit Xhaka, Jonathan Tah, Lukas Hradecky und nun wohl auch Piero Hincapie kommt der holprige Saisonstart wenig überraschend. Längst wirkt das Wort „Umbruch” wie eine krasse Untertreibung, ein „kompletter Neuaufbau” wäre als Begriff treffender. Ten Hag sollte deshalb eine gewisse Anpassungszeit bekommen. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass diese undefinierte Zeit nach nur zwei Spieltagen schon wieder vorbei ist, ist hoch. Intern und extern nimmt die Kritik massiv zu.

Sowohl vor als auch nach dem Desaster in Bremen blieb Rückendeckung für den Niederländer aus – und die Gründe dafür sind vielschichtig. Eine derart schlechte Schlussphase gegen ein Werder-Aufgebot, das personell extrem geschwächt antrat und obendrein in Unterzahl agierte, war mehr als bedenklich und selbst von einer neu formierten Leverkusener Mannschaft kaum zu akzeptieren. Essenzielle Dinge wie eine klare Struktur fehlten gänzlich, dazu wirkte das Team völlig führungslos. Und das, obwohl ten Hag beinahe die gesamte Startelf seit Beginn der Vorbereitung zusammenhatte.

Keine Spielidee in Leverkusen erkennbar

„Ich will nicht alles schlechtreden, aber bis zum 3:1 war das auch schon Not gegen Elend“, sagte Andrich und ließ erahnen, dass die Mannschaft bereits auf eine gewisse Weise hilflos am Boden liegt. Ob ten Hag seine Spieler noch erreicht oder jemals eine Verbindung zu ihnen gefunden hat, ist mindestens fraglich. Schon nach der Auftaktpleite gegen Hoffenheim gab es erste Berichte, denen zufolge der Alonso-Nachfolger intern durchaus kritisch gesehen werde, weil keine spielerische Idee erkennbar war und der angepriesene Fußball mit hohem Pressing schmerzlich vermisst wurde. In Bremen verbesserte sich das nicht.

Zwar machte ten Hag im feinsten Kees-van-Wonderen-Stil wiederholt deutlich, dass er nicht Harry Potter sei und nicht zaubern könne. Dennoch sollte das Spiel an der Weser bereits ein echter Härtetest für das Gesamtkonstrukt Bayer sein – und dieser ging krachend schief. Wann Andrich die Werkself zuletzt so überfordert wie in den vergangenen beiden Begegnungen gesehen hat? „Vor drei Jahren. So ein paar Flashbacks habe ich da. Es sind so viele Sachen, die aufeinander fallen“, antwortete der Nationalspieler auf eine entsprechende Frage. Damals stand Bayer nach dem 8. Spieltag auf Platz 17, ehe Alonso übernahm.

{ "placeholderType": "MREC" }

Reagiert der Klub diesmal noch schneller? Neben den eklatanten sportlichen Problemen gibt es jedenfalls weitere Anzeichen, die darauf hindeuten. So soll die Zusammenarbeit von ten Hag mit den Co-Trainern Andries Ulderink und Rogier Meijer sehr zu wünschen übrig lassen. In der jüngsten Pressekonferenz wirkte der 55-Jährige oft energielos und schien schnell genervt von Nachfragen. Zudem seien die Ansprache und Kommunikation des Trainers nicht gut, hört man aus dem Team. Und beim Transfer von Lucas Vázquez soll ten Hag sogar außen vor gelassen worden sein. Die Liste der Mängel wächst extrem schnell an.

Ten Hag schon gegen Frankfurt nicht mehr auf der Bank?

Alles in allem ist es ten Hag nicht im Geringsten gelungen, eine Aufbruchstimmung zu erzeugen – oder wenigstens Ansätze davon. Vielmehr herrscht im Klub seit Wochen Ungewissheit. Die Bosse um Simon Rolfes und Fernando Carro erkennen die Probleme seit Langem und sind der Überzeugung, dass der Kader grundsätzlich stark genug ist. Doch ten Hag hat schon viel Kredit verspielt. Nicht zuletzt, weil er immer wieder öffentlich und vehement Verstärkungen forderte. Missstimmung soll es so auf allen Ebenen geben.

Der Niederländer klammert sich nun an den Effekt genau dieser Neuzugänge. „Nach der Länderspielpause haben wir richtig Konkurrenzkampf. Dann müssen wir als Mannschaft auftreten. Das fängt damit an, Verantwortung zu übernehmen und individuelle Leistungen zu bringen“, sagte ten Hag: „Und sie müssen mir zeigen, dass sie zusammenarbeiten möchten.“ Diese Frage bewegt allerdings auch die Bosse in Bezug auf seine eigene Person. Denn es ist offen, ob ten Hag beim nächsten Ligaspiel gegen Frankfurt (12. September) noch auf der Trainerbank sitzen wird.

{ "placeholderType": "MREC" }

Wie die Bild und der kicker übereinstimmend melden, wollen die Leverkusener erst die Transferperiode beenden und dann über die Zukunft ten Hags entscheiden. Eine Entlassung nach nur zwei Bundesliga-Spielen – das eigentlich Undenkbare – wäre dann eine mögliche Lösung. So viele Signale gibt es, die für diese außergewöhnliche Maßnahme sprechen würden. Das Risiko, dass sonst mit jeder Woche Wartezeit noch mehr als ohnehin schon kaputtgeht, scheint hoch.