Der Abgang von Nick Woltemade zu Newcastle United schmerzte insbesondere Stuttgarts Trainer Sebastian Hoeneß. Nun hat sich unter anderem Sky-Experte Dietmar Hamann dazu geäußert.
"Bei aller Liebe": Hamann kritisiert Hoeneß wegen Reaktion auf Woltemade-Deal
Hamann kritisiert Hoeneß
„Wenn du 85 oder 90 Millionen für so einen Spieler bekommst, dann gibt es nichts zu überlegen. Da verstehe ich ihn nicht, das muss der Trainer verstehen“, sagte Hamann.
„Für sowas auch Verständnis haben sollte“
Der Ex-Profi legte nach: „Bei aller Liebe zu Sebastian Hoeneß, er macht einen tollen Job. Er hat ja etwas gewusst, es hieß ja immer, wenn die Bayern eine bestimmte Summe zahlen, dann geht er (Woltemade, Anm. d. Red.). Dann muss der Trainer auch sagen, dass der Verein auf die Finanzen gucken muss. Deswegen habe ich die Aussage von Sebastian Hoeneß nicht ganz verstanden, weil er für sowas auch Verständnis haben sollte.“
Hoeneß hatte sich auf der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach wie folgt geäußert: „Fakt ist: Für uns ist das sportlich ein herber Verlust, das ist das, was zählt.“
Der Coach bemängelte im Hinblick auf den Kader: „Ich muss ganz deutlich sagen, dass es auch, bevor der Nick jetzt transferiert wurde, noch nicht ganz gelungen ist, diese Dinge umzusetzen.“
„Es gehört dazu, dass nicht jeder Hurra schreit“
Der Vorstandsboss des VfB, Alexander Wehrle, reagierte am Samstag bei Sky - sichtlich bemüht, die Wogen zu glätten: „Ich verstehe die Perspektive von Sebastian total. Dass er aus sportlicher Sicht gerne weiter mit Nick gearbeitet hätte, ist klar, wir auch. Aber wenn eine Größenordnung erreicht ist, dann haben wir eine Gesamtverantwortung für diesen Klub für die nächsten Jahre. Er kann sich logischerweise nicht freuen, dass er Nick verliert, deswegen habe ich das total verstanden.“
Sportvorstand Fabian Wohlgemuth äußerte sich parallel dazu bei DAZN ähnlich: „Es ist völlig legitim, dass unser Trainer den Kader, die sportliche Konzeption verteidigt. Das ist seine Aufgabe. Dennoch: Wir tragen Verantwortung für den Verein. Es gehört dazu, dass nicht jeder applaudiert und Hurra schreit, wenn wir einen unserer Leistungsträger verkaufen.“
Wohlgemuth gab zu: „Ehrlich gesagt schlagen auch in meiner Brust zwei Herzen. Wir müssen damit leben - haben aber einen guten Kader, um damit umzugehen. Wir wurden von dem Angebot überrollt. Wir konnten das nicht ignorieren. Wir können wirtschaftlich einen riesigen Sprung machen.“
Hoeneß selbst bekräftigte am Samstag vor dem Spiel seine Position nochmal - wobei er gleichzeitig darauf aus war, nicht noch draufzusatteln.
Hoeneß: „Lassen wir uns über das Spiel sprechen“
„Ich habe gestern auf der PK gesagt, was ich gedacht habe“, sagte Hoeneß bei DAZN auf die Frage von Moderatorin Laura Wontorra, ob er wegen des Woltemade-Verkaufs „wütend“ oder „traurig“ sei: „Heute ist mein Fokus auf dem Spiel. Es bringt jetzt nichts mehr, dem was hinzuzufügen. Aus sportlicher Sicht ist mein Standpunkt nachvollziehbar, denke ich, aus finanzieller Sicht ist der andere auch nachvollziehbar. Aus Klubsicht geht es darum, dass wir unsere sportlichen Ziele nicht außer Acht lassen dürfen. Den Punkt wollte ich mal machen gestern.“
Als Wontorra nachfragte, ob es nun eher darum gehe, seine vorhandenen Spieler zu stärken oder auf Ersatz für Woltemade auf dem Transfermarkt zu drängen, antwortete Hoeneß: „Nochmal: Lassen wir uns übers Spiel sprechen. Ich werde immer all meinen Spielern den Rücken stärken. Man wird alles andere sehen. Wir arbeiten sicher hart daran, uns zu verstärken.“
Bei Sky ergänzte Hoeneß mit Blick auf den Deadline Day: „Wir wollen versuchen, bis Montag eine Lösung zu finden, um schlagkräftig genug in die Saison zu gehen. Man muss auch sehen, dass wir es geschafft haben, Topspieler zu entwickeln. Was wir uns als Verein auf die Fahne geschrieben haben, ist unsere besten Spieler zusammenzuhalten. Aber dass das angesichts der Marktlage schwierig geworden ist, ist auch klar.“