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Bundesliga: Die heikle Identitätsfrage beim HSV

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Der riskante Bundesliga-Plan des HSV

Der Hamburger SV überrascht in der Sommerpause nicht nur mit seiner Transferpolitik. Der Aufsteiger hat bis zum Bundesligastart in weniger als drei Wochen einiges zu tun.
Ransford-Yeboah Königsdörffer stand kurz vor einem Wechsel zu OGC Nizza. Jetzt ist der Deal geplatzt - die Fans des Hamburger SV setzen deswegen beim Training ein Zeichen.
Der Hamburger SV überrascht in der Sommerpause nicht nur mit seiner Transferpolitik. Der Aufsteiger hat bis zum Bundesligastart in weniger als drei Wochen einiges zu tun.

Dieser HSV ist einfach anders. Die meisten Bundesliga-Aufsteiger reiten oft auf der entstandenen Euphoriewelle und bewahren ihr Kadergerüst aus der 2. Liga. Nicht so der Hamburger Sportverein.

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In den Kaderplanungen der Hamburger spielen die Aufstiegshelden nur eine untergeordnete Rolle. Mit Innenverteidiger Warmed Omari wurde am Donnerstag bereits der 7. Transfer des Sommers verkündet, Rechtsverteidiger Giorgi Gocholeishvili könnte bald folgen.

Der Plan seitens der Verantwortlichen ist klar und wird auch ehrlich kommuniziert. Vorstand Stefan Kuntz betonte zum Saisonauftakt, wie schwach die Hamburger Laufwerte im Vergleich zur Erstligakonkurrenz und Mitaufsteiger Köln gewesen seien.

Ein neuer Fußball beim HSV - aber auch Probleme

Trainer Merlin Polzin wünschte sich in einem Sky-Interview von den Fans, dass „sie sich vom Fußball der 2. Liga lösen“ und „auch das Verteidigen feiern“. Doch ist es so klug, all das aufzugeben, was einen so stark machte?

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Die ersten Testspiele gegen den FC Kopenhagen, Sturm Graz und Olympique Lyon gingen allesamt verloren. Vor allem das 0:4 im Volksparkstadion gegen Lyon ernüchterte viele Fans vier Wochen vor dem Bundesligastart. Polzin denkt anders. Er wählte bewusst drei Europapokalteilnehmer, um seine Spieler und sein neues System direkt auf die härteste Probe zu stellen.

Dabei weicht die gewohnte 4-3-3-Ordnung dem neuen 3-4-3. Doch hinter diesen Nummern stecken eben Spieler, die für die Umsetzung verantwortlich sind. Und dort wackelt es. Offensiv wie defensiv.

Rayan Philippe, Jordan Torunarigha und Nicolai Remberg verkörpern noch nicht die Sicherheit, die mittelfristig von ihnen verlangt wird. Nicolás Capaldo (zuletzt bei RB Salzburg) gilt als der Königstransfer des Sommers, wird aber wie Stürmer Yussuf Poulsen noch in der Belastung gesteuert.

Der HSV vermisst Ludovit Reis

Mancher Spieler aus der vergangenen Saison findet sich derweil auf der Bank wieder. Robert Glatzel ist aktuell nur dritter Stürmer. Ransford Königsdörffer, ein weiterer Aufstiegsheld, sollte eigentlich nach Nizza wechseln, kehrte nach Bedenken der Franzosen beim Medizincheck aber wieder zurück nach Hamburg.

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Eine offene Frage gibt es auch zwischen den Pfosten. Keeper Daniel Heuer Fernandes hat mit Bayern-Leihgabe Daniel Peretz namhafte Konkurrenz bekommen.

Aus dem Aufstiegskader sind nur noch Miro Muheim und Jean-Luc Dompé klare Stammspieler. Letzterer steht nun allerdings wegen einer im Training erlittenen Sprunggelenksverletzung vorerst nicht zur Verfügung.

Bei der Leistung der bekannten Kräfte war zuvor in der Vorbereitung noch Luft nach oben. Offensiv fehlt ihnen mit Ex-Kapitän Ludovit Reis der ideale Spielpartner, doch dieser wechselte für rund sieben Millionen Euro zum FC Brügge. Reis war sowohl mit als auch gegen den Ball der Motor der Spielidee des HSV.

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Seine Nachfolger Remberg und Capaldo sind defensivere Spielertypen, die sich zudem erstmal an ihre neue Umgebung gewöhnen müssen.

Polzin sieht „ganz klare Fortschritte“

Positiv ist, dass die aktuellen Ersatzspieler Druck auf die Stammkräfte entfachen. Beispielsweise wirkt Rechtsverteidiger Silvan Hefti deutlich fitter als in der Vorsaison. Kreativposten Emir Sahiti funktioniert auf Rechtsaußen aktuell besser als Neuzugang Philippe. Auch die Youngster Omar Megeed und Alexander Rössing-Lelesiit hatten gegen Lyon ihre guten Momente.

Im Doppeltest am Samstag gegen Ligakonkurrent SC Freiburg reichte es in den ersten 70 Minuten immerhin zu einem 1:1, die zweiten 70 Minuten gingen dann mit 0:4 doch recht deutlich verloren.

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„Im ersten Spiel hat man im Vergleich zu den Vorwochen ganz klare Fortschritte gesehen“, sagte Trainer Polzin. „Für uns dienen diese Spiele als große Hilfe, um zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Wenn wir das schaffen und am Ende die Defensive aus dem ersten Spiel und die Offensive aus der zweiten Partie kombiniert bekommen, dann sind wir auf einem guten Weg.“

HSV mit klarem Signal an Polzin

Jetzt geht es im Trainingslager auf Mallorca inklusive Testspiel beim La-Liga-Klub RCD Mallorca weiter. Polzin freut sich, dass es „nicht weniger anspruchsvoll wird“ und er weiter an der neuen Spielidee arbeiten kann.

Ein deutliches Zeichen sendeten die Verantwortlichen mit der Verlängerung der Verträge des Trainerteams um Chefcoach Polzin am Samstag. „Wir gehen diesen Schritt aus voller Überzeugung, und unser Signal ans Trainerteam und das Umfeld ist klar: Wir wollen damit Sicherheit und Rückendeckung für die kommenden Aufgaben geben“, betonte Kuntz.

Die Gefahr ist jedoch, dass in der aktuellen Umbauphase hin zu Polzins perfektem System zu viel Zeit verloren geht. Bereits zu Saisonbeginn erwarten den HSV zu Hause gegen St. Pauli (2. Spieltag) und Heidenheim (4. Spieltag) zwei Schlüsselspiele.

St. Pauli ein Vorbild für den HSV?

Diese beiden Vereine haben auf ihre Art vorgemacht, wie man als Aufsteiger in der Liga bleibt. Beide Teams schafften es, indem sie sich auf ihre Stärken besannen und den Kader nicht groß veränderten. Sie machten das Beste aus den im Vergleich zum HSV geringeren Möglichkeiten.

Polzin und Kuntz wählen bewusst einen anderen Weg, den sie sich gerade selbst ebnen. Dass es dauert und manchmal auch klemmt, ist auf einer Baustelle normal. Wichtig ist trotzdem, dass der Umbau pünktlich zum Saisonstart abgeschlossen ist. Denn der HSV will zwar anders sein, aber in erster Linie dann doch erfolgreich.