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Bundesliga: Köln-Neuzugang exklusiv im SPORT1-Interview über Heimat, Shitstorm und Ziele beim FC

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„Ich bin nur ein Junge aus Island“

Isak Johannesson hat mit seinem Wechsel von Fortuna Düsseldorf zum Rhein-Rivalen 1. FC Köln mächtig für Schlagzeilen gesorgt. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der Dauerläufer über den brisanten Wechsel, die neue Aufgabe und die Euphorie nach den zwei emotionalen Auftaktsiegen.
Ìsak Jóhanesson ist die neue Hoffnung des 1. FC Köln. Dabei prägt den Isländer eine interessante Geschichte: Er kommt ausgerechnet aus Düsseldorf. Doch was macht ihn noch aus?
Isak Johannesson hat mit seinem Wechsel von Fortuna Düsseldorf zum Rhein-Rivalen 1. FC Köln mächtig für Schlagzeilen gesorgt. Im exklusiven SPORT1-Interview spricht der Dauerläufer über den brisanten Wechsel, die neue Aufgabe und die Euphorie nach den zwei emotionalen Auftaktsiegen.

Jeder Verein und jede Mannschaft hat eigene Aufnahmerituale. Meist müssen die Neuzugänge Lieder trällern oder Tänze aufführen - Fremdschämen inklusive. Beim 1. FC Köln gehört das zwar auch zum guten Ton, doch es gibt auch einen Termin der angenehm anderen Sorte. Nämlich: Der Zoobesuch.

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Und so schlenderten die FC-Neuzugänge um Joel Schmied, Sebastian Sebulonsen, Kristoffer Lund und Isak Johannesson am Dienstagmittag durch den Kölner Zoo. FC-Spielerin Dora Zeller (seit 2023 im Verein) führte die vier herum. Das Quintett schrieb fleißig Autogramme, machte Fotos, besuchte Geißbock Hennes und half bei den Tier-Fütterungen.

Auch für Johannesson war es das erste Mal. Der Isländer hatte sichtlich Spaß, bei der Seelöwen-Fütterung war ihm aber auch der Respekt anzusehen.

Start hätte besser nicht sein können

Für den 22-Jährigen ist im Sommer ein Traum in Erfüllung gegangen. Dennoch bekam der Mittelfeldspieler für seinen Wechsel von Düsseldorf nach Köln auch einen Riesen-Shitstorm ab. Sein Start in Köln hätte trotzdem nicht besser sein können. Im Pokal schoss Johannesson seine neuen Farben in der achten Minute der Nachspielzeit in die zweite Runde und hatte auch bei seinem Bundesliga-Debüt gegen Mainz einen großen Anteil am knappen 1:0-Sieg.

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Im SPORT1-Interview spricht Johannesson über seine ersten Wochen beim FC, über das Geheimnis des isländischen Fußballs und wieso es fast jeder in seiner Familie in den Profifußball geschafft hat.

SPORT1: Herr Johannesson, der Zoo-Tag des 1. FC Köln hat mittlerweile Tradition. Sie waren das erste Mal im Kölner Zoo, haben viele Fans getroffen und Seelöwen gefüttert. Wie war´s?

Isak Johannesson: Es war wirklich cool. Es ist immer schön, den Fans zu begegnen und die Freude in ihren Gesichtern zu sehen. Und ich habe endlich Hennes kennengelernt. Das war bislang noch nicht der Fall. Am Sonntag sehe ich ihn dann das erste Mal im Stadion.

Als kleiner Junge von der Bundesliga geträumt

SPORT1: Ihr Bundesliga-Debüt hätte nicht besser laufen können: Erstes Spiel, erster Sieg. Wie hat es sich angefühlt?

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Johannesson: Seit ich ein kleiner Junge bin, träume ich davon, in der Bundesliga zu spielen. Dass wir dann auch noch gewinnen, sogar zu Null, war unglaublich. Den Tag werde ich nie vergessen.

SPORT1: So unvergesslich, wie Ihr Last-Second-Siegtreffer in der 90.+8 im Pokal gegen Regensburg (2:1; Anm. d. Red.)? Immerhin habt ihr erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit ausgeglichen …

Johannesson: Das war einfach nur verrückt. Der Pokal ist immer etwas Besonderes. Dort zwei Tore innerhalb von zwei Minuten in der Nachspielzeit zu schießen, war unfassbar.

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SPORT1: Was sind denn die größten Unterschiede zwischen Bundesliga und 2. Liga?

Johannesson: Das haben wir in den ersten 20 Minuten in Mainz zu spüren bekommen. Die Intensität ist sehr viel höher. Wir haben viel mehr Druck bekommen. Und die Qualität der Spieler ist natürlich auch eine andere.

Johannesson ist ein Kilometer-Monster

SPORT1: Kein Spieler spulte in der vergangenen Zweitliga-Saison so viele Kilometer wie Sie herunter: 386. Die hohe Intensität dürfte Ihnen liegen …

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Johannesson: Ich liebe diese Art des Fußballspielens. In Deutschland wird sehr viel gelaufen, viele Meter davon sind intensiv. Ich liebe es zu laufen und viele Zweikämpfe zu führen. Der Spielstil passt zu mir. Natürlich muss ich mich aber auch noch an das Level gewöhnen. Die Bundesliga ist immerhin eine der besten der Welt.

SPORT1: Wie gut passt der Spielstil Ihres Trainers Lukas Kwasniok zu Ihnen?

Johannesson: Sehr gut. Gerade die Art und Weise, wie wir verteidigen wollen. Ich werde natürlich nicht verraten, wie (lacht). Es hat auf jeden Fall im ersten Spiel funktioniert und das wird für uns auch der Schlüssel in dieser Saison sein.

SPORT1: Was sind denn Ihre Ziele beim FC?

Johannesson: Für mich ist am wichtigsten, sich zu entwickeln. Es wird Spiele geben, in denen ich gut spiele, aber vielleicht auch mal nicht so gut. Ich werde aber immer alles geben, um dem 1. FC Köln, so gut es mir möglich ist, zu helfen.

SPORT1: Mit dem FC Kopenhagen haben Sie bereits fünfmal Champions League und Conference League (8 Einsätze, 4 Scorer) gespielt. Ist eine Rückkehr nach Europa das große Ziel?

Johannesson: Die Europa League fehlt mir noch. Aber Spaß beiseite, wir schauen jetzt erstmal von Spiel zu Spiel. Es ist so eine harte Liga. Wir müssen gut trainieren und uns bestmöglich auf jeden Gegner vorbereiten. Unser Fokus liegt jetzt voll auf Freiburg.

SPORT1: In der Vorbereitung hieß es oft: Entweder spielen Sie oder Eric Martel. Im ersten Saisonspiel hat es mit euch beiden ganz gut geklappt. Geht es also auch gemeinsam?

Johannesson: Ich glaube sogar, dass das perfekt passt. Er ist ein bisschen defensiver und ich kann dadurch offensiver und ein bisschen kreativer spielen. Wir beide können viel laufen, unterstützen uns gegenseitig. Und wir gewöhnen uns immer besser aneinander.

Shitstorm? „Ich bin nur ein Junge aus Island“

SPORT1: Für Ihren Wechsel von Düsseldorf nach Köln haben Sie einen Shitstorm der Fortuna-Fans bekommen. Waren Sie selbst überrascht von der Intensität?

Johannesson: Ich wusste um diese Rivalität. Am Ende bin ich aber „nur“ ein Junge aus Island, der hier so weit kommen möchte, wie es geht. Jetzt bin ich in einem sehr guten Klub. Gleichzeitig bin ich meinem alten Verein sehr dankbar dafür, was er für mich getan hat. Ich glaube, viele Leute verstehen mich und können nachvollziehen, dass ich den nächsten Schritt machen wollte.

SPORT1: Trotzdem war das Ausmaß der Kritik schon extrem. Sehr oft ging es auch unter die Gürtellinie …

Johannesson: Das kann ich verstehen. Das ändert aber nichts daran, dass ich die zwei Jahre dort geliebt habe. Köln ist jetzt mein neues Kapitel. Ich wurde sehr gut aufgenommen, die ersten Wochen waren top und ich freue mich einfach auf alles, was mit diesem Verein noch kommt. Die Fans sollen sehen und spüren, wie groß meine Leidenschaft ist.

SPORT1: Ihr Wechsel hatte keinen weiten Umzug zur Folge. Knapp 50 Kilometer rheinaufwärts. Wie gefällt es Ihnen als erster isländischer Spieler in Köln?

Johannesson: Es ist wirklich schön. Die Leute hier sind wahnsinnig offen. Ich gehe gerne mit meiner Freundin spazieren und in die vielen tollen Restaurants. Auch die Jungs aus dem Team haben mir schon das eine oder andere gezeigt. Vor allem ein Brunch-Lokal mag ich gerne (lacht). Shoutout an „GuMo“.

„Für meine Familie gab es nur Fußball“

SPORT1: Sie sind in Sutton Coldfield in der Nähe von Birmingham geboren. Gefühlt jeder aus Ihrer Familie ist Profifußballer geworden: Ihre Cousins, Onkel und auch Ihr Papa und Großvater. Ihr Großvater stand sogar noch als Trainer bei Stoke City und bei der Nationalmannschaft Islands an der Seitenlinie. Ihr Vater lief für Leicester City und den FC Burnley auf. Haben Sie eine besondere Beziehung zum englischen Fußball und zur Premier League?

Johannesson: Auf jeden Fall. Bei uns sind alle fußballverrückt. Zwei meiner Onkel (Bjarni Gudjonsson, Thordur Gudjonsson; Anm. d. Red.) haben aber auch hierzulande gespielt, beim VfL Bochum. Die haben mir eine Menge über Deutschland und den Fußball erzählt - ausschließlich positives. Ich will diese Tradition weiterführen. Die Isländer haben eine spezielle Verbindung zum Fußball. Für mich und meine Familie gab es nur Fußball.

SPORT1: Dennoch: Ist die Premier League ein Traum von Ihnen?

Johannesson: Das ist aktuell überhaupt kein Thema bei mir. Ich will mit dem FC noch viele Jahre lang in der Bundesliga spielen. Die Fans, Stadien und die ganze Fußballkultur hier sind einfach unglaublich.

Die WM 2026 als großer Traum

SPORT1: Im September stehen für Sie die WM-Qualifikations-Spiele mit Island an (bislang 35 Einsätze; 4 Tore). Ihre Gegner lauten Aserbaidschan, Frankreich und Ukraine. Noch haben Sie an keinem großen Turnier teilgenommen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, bei der WM 2026 dabei zu sein?

Johannesson: Natürlich ist das ein großer Traum. Davon träumt jeder Fußballer. Den ersten, nämlich die Bundesliga, habe ich mir schon erfüllt. Jetzt versuche ich, den nächsten Wirklichkeit werden zu lassen. Eine Europa- oder Weltmeisterschaft wäre Wahnsinn. Wir haben ein sehr gutes, vor allem aber auch junges Team. Ich glaube, wir haben gute Chancen, dabei zu sein.

SPORT1: Und das, obwohl Island gerade einmal rund 400.000 Einwohner hat – nicht einmal die Hälfte von Köln. Wie kommt das?

Johannesson: Es ist einfach verrückt. Du sagst es: Es ist die Hälfte von Köln. Das sagt eigentlich alles. Vielleicht haben wir in Island irgendetwas im Wasser oder Essen, was uns zu guten Fußballspielern macht (lacht).

SPORT1: Und das wäre?

Johannesson: Meine Mama kocht richtig gut. Lamm zum Beispiel. Ob das der Grund für den Erfolg im isländischen Fußball ist, weiß ich aber nicht. Trotzdem: Ich liebe isländisches Essen und deshalb freue ich mich auch schon wieder ein bisschen auf die Länderspielpause. Davor wollen wir aber noch drei Punkte einfahren.

SPORT1: Ist das Essen das, was Sie am meisten in der Heimat vermissen?

Johannesson: Auf jeden Fall. Obwohl …(überlegt und lacht) meine Familie vermisse ich natürlich am meisten.