Dass Kingsley Coman nach zehn Jahren beim FC Bayern die bayerische Landeshauptstadt verlässt, gilt in seiner französischen Heimat durchaus als Überraschung. Schließlich trumpfte er zuletzt in der Vorbereitung auf und schloss einen Wechsel in diesem Sommer eigentlich so gut wie aus.
Coman-Abschied vom FC Bayern: "Wer würde solch ein lukratives Angebot ablehnen?"
Coman? „Wer würde ablehnen?“
Trotzdem herrscht überwiegend Verständnis für den Schritt. Denn es ist nicht das erste Mal, dass sein Abgang vom deutschen Rekordmeister zum Thema wurde.
„Seien wir doch mal ehrlich: Wer würde denn solch ein lukratives Angebot ablehnen?“, fragte Sylvain Wiltord bei SPORT1. Wiltord trug zwischen 1999 und 2006 92-mal (26 Treffer) das französische Nationaltrikot und wurde 2004 mit dem FC Arsenal englischer Meister ohne eine einzige Niederlage.
„King hat in München zehn Jahre verbracht. In der heutigen Fußballwelt ist das eine Rarität. Mit dem FC Bayern hat er alles gewonnen. Der Schritt, nach Saudi-Arabien zu wechseln, ist nachvollziehbar. Es ist der richtige Zeitpunkt“, ergänzte Wiltord.
Coman-Transfer zu Al-Nassr: „Man lebt nur einmal“
Coman unterschrieb für drei Jahre bei Al-Nassr und wird künftig an der Seite von Cristiano Ronaldo auflaufen. Anders als zunächst angenommen, wird sein Gehalt aber wohl nicht ganz so üppig ausfallen.
Wie das Portal arriyadiyah.com vermeldete, soll der 29-Jährige statt der zunächst kolportierten 20 bis 25 Millionen Euro nun angeblich „nur“ 12,5 Millionen Euro verdienen.
„Man lebt nur einmal und womöglich hätte er eine zweite Chance nie mehr bekommen“, sagte Wiltord.
Die oft aufkommende Kritik am geringeren sportlichen Wert der Liga teilt der 51-Jährige indes nicht.
„Die saudi-arabische-Liga ist Jahr für Jahr konkurrenzfähiger geworden. Man braucht sich dabei nur all die berühmten Namen anzuschauen. Das ist schon der Wahnsinn, auch mit der Tatsache verbunden, dass mittlerweile gar junge, talentierte Spieler dort ihr Geld verdienen. Bei der letzten Klub-WM konnte man ja sehen, dass diese Klubs immer besser werden“, sagte Wiltord.
„Düstere Perspektiven“ in der Nationalmannschaft
Verständnisvoll zeigte sich auch Alain Boghossian in der Causa Coman. Der Weltmeister von 1998 versteht Comans Entscheidung, auch weil sich seine Situation in der französischen Nationalmannschaft in den vergangenen Monaten erheblich verschlechtert hat.
„Seit der Europameisterschaft 2024 spielt er unter Didier Deschamps kaum mehr eine Rolle“, analysierte Boghossian. „Durch die neue Generation um Bradley Barcola, Désiré Doué, Rayan Cherki und Michael Olise hat sich seine Situation drastisch verkompliziert, sodass seine Perspektiven im Hinblick auf die kommende Weltmeisterschaft düster aussehen. Womöglich hat dieser Fakt eine Rolle in seiner finalen Entscheidung gespielt.“
In 58 Länderspielen hat Coman bislang acht Tore für die Équipe Tricolore erzielt. Sein bislang letztes Länderspiel bestritt er allerdings im November 2024. Das Halbfinale der Nations League im März verpasste er verletzungsbedingt, beim Final Four im Juni wurde er nicht berücksichtigt.
„Eigentlich sollte er bereits vor einem Jahr den FC Bayern verlassen, die Verantwortlichen wollten ihn ja damals schon verkaufen", sagte Ex-Nationalspieler Boghossian. „Nun gibt es bei diesem Transfer nur Gewinner.“