In gewisser Weise ist die Saison für Tarek Buchmann bereits jetzt ein großer Erfolg. Denn der Innenverteidiger absolvierte für die Zweitvertretung des FC Bayern in der Regionalliga ganze zwei Spiele: 60 Minuten stand er beim Auftakt gegen den FC Augsburg II auf dem Rasen, 59 Minuten waren es gegen den TSV Buchbach. Zwei Einsätze, die für viele Normalität wären, für ihn aber weit mehr als das sind.
"Der FC Bayern wird ihn eng begleiten": Wird doch noch alles gut?
„Bayern wird ihn eng begleiten“
Der Hintergrund: Buchmann hatte in den vergangenen Jahren stets das Pech gepachtet. Eine Verletzung folgte auf die nächste, ein Rückschlag reihte sich an den anderen. Sowohl in der Saison 2023/24 als auch in der Spielzeit 2024/25 kam er deshalb nicht über zwei Einsätze hinaus. Diese Marke hat der 20-Jährige diesmal schon am zweiten Spieltag erreicht – und der nächste Schritt ließ nicht lange auf sich warten.
Buchmann wechselt von FC Bayern zum 1. FC Nürnberg
Seine Leihe zum 1. FC Nürnberg ist inzwischen perfekt. Bereits im Februar gab es Berichte, wonach sich Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf mit dem ehemaligen deutschen Juniorennationalspieler beschäftigen würden.
Jetzt ist Buchmann, der in München als großes Versprechen für die Zukunft galt, bevor ihn eine beinahe endlose Leidenszeit stoppte, mit etwas Verspätung der Sprung in die 2. Bundesliga gelungen.
„Er erinnert mich an Vincent Kompany”
Auf dem Papier könnte Buchmann für die Nürnberger eine starke Soforthilfe sein. Der 1,88-Meter-Mann zählte vor einigen Jahren zu den talentiertesten Innenverteidigern seiner Altersklasse. Mit 15 Jahren debütierte er für Deutschlands U16.
Spielerisch überzeugte er durch seine Ruhe am Ball, sein mutiges Auftreten und sein aggressives Zweikampfverhalten. In der Jugend nannten seine Mitspieler ihn auch schon „Mini-Boateng“, da sein Auftreten an das des Weltmeisters Jérôme Boateng erinnerte.
Auch Danny Schwarz, ehemaliger Talente-Coach am Bayern-Campus, schwärmte im SPORT1-Interview bereits 2023 von Buchmann. „Ich hatte Tarek bei mir in der U17 und finde, dass er sich hervorragend entwickelt hat“, betonte Schwarz.
Der Nachwuchstrainer zog einen Vergleich zu einer anderen Größe, die man in München mittlerweile sehr gut kennt. „Er bringt unglaublich viel für einen modernen Innenverteidiger mit. Er ist groß, schnell und technisch sehr begabt. Von seiner Physis und seiner Spielweise her erinnert er mich an Vincent Kompany. Ich sehe großes Potenzial bei Tarek.“
Erst Profivertrag, dann Verletzungsseuche
Das taten auch die Bosse an der Säbener Straße und statteten das Talent im Juni 2023 mit einem Profivertrag aus. Doch aus der Karriere in der ersten Mannschaft wurde vorerst nichts, weil ihn fortan beispielloses Verletzungspech heimsuchte, durch das er bei vielen Fans fast in Vergessenheit geriet.
Los ging es im Sommer 2023, als er sich eine Oberschenkelverletzung zuzog, die ihn über 100 Tage außer Gefecht setzte. Darauf folgten weitere Muskelverletzungen, die letztlich in einer Operation in der Berliner Charité mündeten.
Insgesamt verpasste Buchmann in der Saison 2023/24 dadurch 49 Pflichtspiele. Hinzu kam, dass das Abwehr-Juwel auch in der vergangenen Saison mit Rückschlägen zu kämpfen hatte.
Ein Muskelbündelriss und die folgende Reha samt Trainingsrückstand kosteten ihn 21 mögliche Einsätze bei den Profis. Zu Beginn des Jahres 2025 – kurz nach seinem Comeback bei den Amateuren – erlitt er dann eine langwierige Schulterverletzung, die ihn während des gesamten Saisonendspurts zum Zuschauen zwang.
FC Bayern gibt Buchmann nicht auf
Buchmann galt lange als Kandidat mit realistischen Möglichkeiten, auf einen Platz in der ersten Mannschaft. Die Bayern wollten ihn während der langen Zwangspause deshalb nicht fallenlassen. Nachdem es irgendwann fast schon so schien, als würde der Defensivspezialist gar nicht mehr richtig auf die Beine kommen, eröffnet sich ihm jetzt nach dem geglückten Comeback eine neue Chance.
Angesichts der namhaften teaminternen Konkurrenz - Jonathan Tah, Dayot Upamecano, Minjae Kim, Hiroki Ito und Josip Stanisic - ist ein Durchbruch in München aktuell sehr schwer. Doch die Bayern geben Buchmann nicht auf.
Vor seinem Transfer nach Nürnberg wurde sein Vertrag bei Bayern wie von SPORT1 berichtet um ein Jahr bis 2027 verlängert.
„Der FC Bayern wird ihn eng begleiten“
„Tarek bringt alles mit, um sich im Profibereich zu etablieren“, wurde Sportdirektor Christoph Freund zitiert: „Jetzt bekommt er die Möglichkeit, beim 1. FC Nürnberg in der Zweiten Liga wertvolle Spielpraxis zu sammeln. Tarek ist ein toller Charakter, der sich nicht aus der Bahn werfen lässt und nun seine nächsten Schritte machen soll. Der FC Bayern wird ihn eng begleiten.“
Beim Club kann sich Buchmann jetzt einen Namen machen und die Karten mit Blick auf die Bayern-Defensive neu mischen.
„Ich will hier konstant Leistung bringen, den nächsten Schritt bei meiner Entwicklung machen und gehe die Aufgabe mit maximaler Motivation an“, wurde Buchmann in der Mitteilung der Franken zitiert.
Ein Vorteil: Er kennt den Trainer. Miroslav Klose coachte Buchmann schon in der FCB-Jugend und ließ ihn seither nie aus dem Blick. Hoffnung machen zudem die Worte, die zuletzt vonseiten des FC Bayern zu vernehmen waren.
„Ich traue ihm nach wie vor alles zu”
Nach dem Regionalliga-Auftakt Ende Juli fand U23-Trainer Holger Seitz bereits positive und lobende Worte für den zurückgekehrten Abwehrspieler.
„Er hat in der Vorbereitung teilintegriert mitgemacht. Das lief absolut reibungslos. Später hat er das Training voll aktiv mitmachen können und seine Spiele gehabt. Zunächst über 15 Minuten, das konnten wir jetzt bis auf über 60 Minuten steigern. Wir bauen ihn auf. Er ist ein Profispieler und wird dort im Training mit dabei sein. Die Entwicklung passt“, sagte er in einem Interview mit Fußball Vorort/FuPa Oberbayern.
Buchmann habe „wirklich sehr viel Pech gehabt”, fügte Seitz hinzu und erklärte: „Die Schulterverletzung war maximal unglücklich, ist aber verheilt. Ich traue ihm nach wie vor alles zu. Tarek ist so schlau und spielintelligent, dass er sehr schnell wieder in die Spur finden kann. Und dann stehen ihm alle Türen oben offen. Es ist ein Prozess und er darf am Anfang nicht zu viel erwarten. Wir werden ihn Schritt für Schritt zu seiner absoluten Topform hinentwickeln.”
In der ersten Mannschaft trainiert Buchmann auch in Zukunft. Allerdings nicht mehr in der des FC Bayern. So werden Seitz und alle anderen Wegbegleiter nun aus der Ferne zuschauen, wie sich der einstige Hoffnungsträger entwickelt. Bleibt er gesund und kann die Erwartungen mit entsprechenden Leistungen auf dem Platz untermauern, könnte es doch noch mit einer Karriere beim Rekordmeister klappen.