Kapitän Robert Andrich nahm kein Blatt vor den Mund. Nach dem Mega-Einbruch von Bayer Leverkusen in der Schlussphase beim 3:3 (2:1) gegen Werder Bremen war die Laune des Mittelfeldspielers im Keller. „Jeder hat für sich gespielt, jeder ist für sich alleine auf dem Platz herumgelaufen“, monierte Andrich.
Leverkusen-Kapitän Andrich lässt bei ten Hag tief blicken
Andrich lässt bei ten Hag tief blicken
Der neue Trainer Erik ten Hag, der weiter auf seinen ersten Bundesligasieg mit der Werkself warten muss, scheint die Mannschaft ebenfalls noch nicht zu erreichen, wie Andrich durchblicken ließ. „Der Trainer ist der, der oben steht. Er muss natürlich von ganz oben am meisten Ruhe reinkriegen, aber am Ende sind wir die, die auf dem Platz stehen“, sagte er.
Elfer-Debatte ärgert Andrich
Der Nationalspieler nannte sinnbildlich die Szene als Patrik Schick und Exequiel Palacios auf dem Platz diskutieren, wer den Elfmeter vor dem 3:1 schießen darf: „Natürlich ist ,Pala‘ auch ein guter Elferschütze. Aber ich glaube, aktuell haben wir andere Sachen.“
„Das war auch ein Zeichen an den Gegner. Der sieht: Die führen 2:1, können das 3:1 machen und diskutieren erst mal über einen Elfmeter. Das sind Kleinigkeiten, die einen Gegner aufbauen. Wir können da nicht zwei Minuten herumstehen und Schnick-Schnack-Schnuck spielen, wer den Elfer schießt“, schimpfte Andrich: „Das ist eine von vielen Sachen, die bei uns nicht im Moment rundlaufen.“
„Weiß nicht, ob ich das bei Bayer jemals erlebt habe“
Die katastrophale Schlussphase, die Bayer gegen zehn Bremer und mit einem zwischenzeitlichen Zwei-Tore-Vorsprung im Rücken im Weserstadion erlebte, sie war mehr als nur ein kleiner Ausrutscher einer noch nicht eingespielten Mannschaft. Sie sei ein „Sinnbild unserer aktuellen Situation“, sagte Andrich. „Wir haben zu viele Leute, die sich mit anderen Sachen oder nur mit sich selbst beschäftigen. Ich weiß nicht, ob ich das bei Bayer jemals erlebt habe.“
Bereits vor dem folgenschweren Einbruch sei die Partie gegen die ersatzgeschwächten Werderaner „ein bisschen Not gegen Elend“ gewesen, befand der Kapitän. Den XXL-Umbruch beim Vizemeister, dessen Kaderplanungen auch wenige Tage vor Ende der Transferphase noch nicht abgeschlossen sind, wollte er nicht als Ausrede gelten lassen.
„Das hat auch nichts mit irgendwelchen Unruhen oder mit Spielerwechseln oder Prozessen zu tun“, motzte Andrich: „Wir sind auf dem Platz und müssen das regeln, und da können wir uns nicht ständig hinter irgendwelchen Sachen verstecken. Es hat nur mit eigener Motivation zu tun.“