Ausgerechnet Ivan Perisic verließ den Rasen, als das neue Kapitel von Paul Wanner offiziell begann.
FC Bayern: War Paul Wanner wirklich nicht mutig genug?
War Wanner nicht mutig genug?
Der frühere Bayern-Star – immerhin Triple-Sieger 2020 und damals wichtiger Ergänzungsspieler unter Trainer Hansi Flick – klatschte mit Wanner ab und nahm ihn kurz in den Arm, bevor der Neuzugang der PSV Eindhoven sein spätes Debüt beim 4:2-Heimsieg gegen den FC Groningen feierte (86.).
Der große Unterschied zwischen beiden Profis neben dem Offensichtlichen: Als Perisic beim deutschen Rekordmeister spielte, war er bereits im Herbst seiner Karriere und ein Bankplatz durchaus eingeplant. Wanner hingegen braucht Zeit auf dem Rasen und sucht das Spiel – im wahrsten Sinne des Wortes.
Schmidt hätte Wanner gerne bei Bayern gesehen
Ist sein Abschied vom FC Bayern also damit schon erklärt?
„Ich halte ihn für einen herausragenden Fußballer, der eine große Zukunft haben kann. Ich hätte mir schon gewünscht, ihn mit Top-Spielern zu sehen, damit er seine Qualität zeigen kann“, sagte Heidenheim-Coach Frank Schmidt am Sonntag im SPORT1 Doppelpass.
Wanner und Schmidt hatten in der vergangenen Saison zusammengearbeitet, als klar wurde, dass das Offensivjuwel nicht für den Abstiegskampf gemacht ist – zumindest bekam er in der Rückrunde zunehmend weniger Spielzeit. Das große fußballerische Vermögen erkannte Schmidt trotzdem bzw. war es sowieso offenkundig für jeden, der Wanner mindestens einmal hat spielen sehen.
Eberl kritisiert Wanner indirekt
Dass die Bayern sich von Wanner mehr Mut erwartet hatten, machte Sportvorstand Max Eberl bereits am Donnerstag deutlich – einen Tag, bevor der Wechsel endgültig fix wurde.
„Es kommt auf die Spieler an, ob sie besser werden und sich Herausforderungen stellen wollen“, sagte der 51-Jährige so allgemein wie möglich – aber meinte natürlich Wanner.
Der 19-Jährige sollte von den Offensiv-Abgängen und der Verletzung von Jamal Musiala profitieren und sich einen Platz in der Mannschaft erkämpfen – das zumindest war der Ende Juli vorgetragene Plan von CEO Jan-Christian Dreesen und eben Sportvorstand Eberl. Traute sich Wanner genau das nicht zu?
„Es ist natürlich eine Mentalitätsfrage. Wenn du von dir überzeugt bist, dann gehst du den Schritt nicht (zu Eindhoven; Anm. d. Red.)“, sagte Tim Steidten, früherer Sportkoordinator bei Bayer Leverkusen und Experte im Scouting, am Sonntag im Doppelpass.
Zugleich gehe es aber darum, „welchen Weg dir der Verein zeigt. Bayern hätte ihn nicht verkaufen müssen. Sie hätten auch sagen können: Du bleibst schön bei uns.“
Tillman als Vorbild für Wanner?
Was der 46-Jährige damit zu implizieren scheint: Neben allen Beteuerungen, wie gerne man weiter mit einem mutigen Wanner geplant hätte, könnte es sein, dass die Chancen für Wanner doch nicht die allerbesten gewesen waren – und dass dies den Youngster schließlich zum Wechsel bewog, zu einem Verein, der für seinen Ausbildungscharakter bekannt ist.
„Für Paul Wanner war sicher Malik Tillman ein gutes Beispiel. Bei Bayern ausgebildet, dann einen riesigen Sprung gemacht und jetzt bei Leverkusen. Das war für ihn entscheidend. Und ich glaube, das wird ihm Eindhoven in den Gesprächen auch so erklärt haben“, sagte SPORT1-Experte Stefan Effenberg.
Tatsächlich hatte Tillman bei Bayern alle Jugendmannschaften durchlaufen, bei den Profis wollte er jedoch nie richtig ankommen, trotz vieler Versuche.
Wanner? „Bewusst für uns entschieden“
Auf zwei Leihen folgte 2024 schließlich der feste Wechsel nach Eindhoven, wo er reüssierte und sich für die Bundesliga in Stellung brachte – ein Weg, den auch Wanner durchaus gehen könnte.
„Paul hat auch den Wechsel zu uns (zu Heidenheim; Anm. d. Red.) damals extrem abgewogen. Er hat sich viel Zeit gelassen und dann bewusst für uns entschieden“, erklärte Schmidt am Sonntag.
Es scheint also recht unwahrscheinlich, dass Wanner seinen Bayern-Abgang diesmal nur aus dem Bauch entschieden hat.