Chance bekommen, Chance genutzt: Lennart Karl hat mit seinem Auftritt beim Telekom Cup gegen Tottenham Hotspur (4:0) mächtig Eigenwerbung betrieben. Der Youngster vom FC Bayern München wurde in der 68. Minute zeitgleich mit acht weiteren Spielern eingewechselt, stahl seinen Kollegen aber sogleich die Show.
Selbst England schwärmt von Bayerns Super-Teenie
Eine Empfehlung für mehr
Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung für Kingsley Coman gelang dem 17-Jährigen sein erstes Tor für die erste Mannschaft des deutschen Rekordmeisters - und es war direkt ein wunderschönes.
Aus zentraler Position vor dem gegnerischen Strafraum brachte Karl ein Zuspiel von Mitspieler David Santos Daiber per Direktabnahme aufs Tor der Spurs und ließ deren Torhüter Guglielmo Vicario dabei keine Abwehrchance. Mit viel Effet schlenzte Karl den Ball mit seinem starken linken Fuß am Schlussmann vorbei ins lange Eck.
„Perfekt gemacht - ein gutes Signal für den Trainer“
Bayerns Ex-Star Rafinha, der die Partie als TV-Experte analysierte, war begeistert. „Der Junge musste diese Chance nutzen und das hat er gemacht. Er nimmt den Ball, schießt direkt, perfekt gemacht“, war der 39-Jährige bei Magenta Sport voll des Lobes über Karl.
„Er hat eine gute Präsenz. Er will den Ball haben und zeigt das auch”, führte Rafinha aus, der zusammenfasste: „Ein gutes Signal für den Trainer.“
Englische Presse reagiert auf Karls Traumtor
Auch die englische Presse zeigte sich durchaus beeindruckt. „Die La-Ola-Welle wurde durch ein Traumtor des 17-jährigen Lennart Karl unsanft unterbrochen, der den Ball aus 20 Metern spektakulär an Vicario vorbei ins Tor schoss. Das war ein Traumtor“, schrieb die Daily Mail.
The Independent titelte „Teenager schießt Traumtor“. Der Telegraph schrieb von einem „herrlichen Schlenzer von Karl an Vicario vorbei“.
Karl ahmt Ronaldo-Jubel nach
Karl selbst war die überschwängliche Freude nach seinem Debüt-Treffer unschwer anzusehen.
Mit ausgestreckten Armen lief er jubelnd Richtung Südkurve und setzte sich lässig auf die Werbebande, die Arme vor seiner Brust verschränkt - eine unverwechselbare Hommage an Cristiano Ronaldo, der einst so gejubelt hatte.
Bayern-Fans dürfen sich in dieser Saison aller Voraussicht nach häufiger an ihrem Juwel erfreuen. Nachdem der Linksfuß in der vergangenen Spielzeit in seiner Altersklasse, der U17, 38 Scorerpunkte in 18 Einsätzen verbuchen konnte, steht für ihn der nächste Schritt an.
Karl, der vom früheren DFB-Kapitän und ehemaligen Münchner Michael Ballack beraten wird, ist inzwischen ein fester Teil der Profimannschaft und soll in der kommenden Saison der Backup-Kandidat für den rechten Flügel werden.
Eberl deutet baldige Karl-Verlängerung an
Sein Vertrag, der Stand jetzt im kommenden Sommer auslaufen würde, soll deswegen auch zeitnah verlängert werden. Wie Sportvorstand Max Eberl nach dem Testspiel gegen die Spurs andeutete, könnte es bald etwas zu vermelden geben.
„Wir sind sehr zuversichtlich“, plauderte Eberl aus und fügte an: „Ich hoffe, ich habe jetzt nichts Falsches gesagt und wieder falsche Kommunikation betrieben, aber es sieht sehr gut aus.“
Karl stammt aus Frammersbach im Spessart. Seine fußballerische Ausbildung genoss er zunächst bei Viktoria Aschaffenburg und Eintracht Frankfurt, ehe er 2022 in den Nachwuchs des FC Bayern wechselte. Nach seinen starken Vorstellungen am Campus könnte nun seine Stunde bei den Profis schlagen.
Ausfälle eine Chance für den Bayern-Nachwuchs?
Neben seiner Rolle als Flügel-Backup wäre der Youngster auch eine Option, die Lücke des verletzten Jamal Musiala (Wadenbeinbruch) zumindest zeitweise zu schließen, denn Karl kann auch zentral hinter den Spitzen agieren.
Dazu passen Eberls Aussagen, dass die Bayern auf die drei Langzeitverletzungen von Musiala, Hiroki Ito und Alphonso Davies nicht mit zusätzlichen Transfers reagieren wollen.
„Du willst keinen dafür kaufen, weil im Oktober/November alle drei zurückkommen. Wenn wir die drei noch dabeihaben, haben wir einen ausgezeichneten Kader. Die Zeit bis dahin müssen wir überbrücken. Wir werden deswegen keine Spieler verpflichten“, sagte Eberl nach dem Spiel.
Die Bayern haben sich zuletzt wieder verstärkt auf die Fahnen geschrieben, die Durchlässigkeit für die eigenen Talente zu den Profis erhöhen zu wollen.
In der Innenverteidigung durfte zuletzt auch der 16-jährige Cassiano Kiala in den beiden Testspielen seine ersten Profiminuten einheimsen. Und nicht zuletzt sammelte Karls 18 Jahre alter Vorlagengeber Santos Daiber schon beim 2:1-Sieg gegen Olympique Lyon zuletzt als unaufgeregter Vertreter des verletzten Aleksandar Pavlovic Pluspunkte.
Eberl zeigt sich angetan
Neben Karl machte am Donnerstag auch der 18-jährige Jonah Kusi-Asare mit seinem ebenfalls sehenswerten Treffer zum 4:0-Endstand auf sich aufmerksam.
Eberl zeigte sich ganz generell angetan von den Leistungen der Talente. „Wenn man sich den Kader anschaut, können sie sich berechtigterweise ihre Einsatzzeiten erarbeiten. Das haben sie in der kurzen Vorbereitung auch getan. Sie integrieren sich, hören zu und lernen.“
Die 20 Minuten aus der Abteilung Jugend forscht in einem Testspiel gegen eine Premier-League-Mannschaft wollte er aber auch nicht zu hoch hängen. „Es dann konstant auf den Platz zu bringen, ist dann die nächste Hürde“, fügte Eberl hinzu. „Sie haben erstmal alle einen sehr, sehr guten Eindruck gemacht.“