Der nächste Abschied vom FC Bayern ist fix. Und mit Paul Wanner trifft es diesmal einen Mann, der eigentlich als einer der Hoffnungsträger der Münchner galt. Schließlich hatten noch Ende Juli CEO Jan-Christian Dreesen und Sportvorstand Max Eberl verkündet, dass man die anstehende Saison mit dem 19-Jährigen plant.
Neue Details zum Wanner-Deal des FC Bayern
Neue Details zum Wanner-Abgang
Doch bereits damals war die Faktenlage eine andere. Gegen einen Wechsel Wanners hatte man an der Säbener Straße schon in jenen Tagen nichts einzuwenden (SPORT1 berichtete).
Drei Wochen später sind Tatsachen geschaffen: Wanner geht zur PSV Eindhoven – nicht zur Leihe, sondern fix. Immerhin sicherten sich die Bayern ein Rückkaufsrecht.
Der Ablauf der Geschehnisse zeigt dabei eindeutig: Gekämpft haben die FCB-Bosse nicht um ihren nun Ex-Schützling, der einst als jüngster Spieler der bayerischen Geschichte einen Pflichtspieleinsatz erhielt.
Deal lief rasend schnell
SPORT1 weiß: In Eindhoven war früh bekannt, dass die Münchner Wanner bereits bei einem zweistelligen Millionenangebot abgeben würden – trotz der Aussagen von Dreesen und Eberl.
Dementsprechend ließen sich die Niederländer davon nicht irritieren und forcierten einen Deal.
Als sich PSV und der Youngster dann einig waren, war der Rest nur noch Formsache. Widerstand von den Münchner Verantwortlichen oder Trainer Vincent Kompany kam nicht auf – leichtes Spiel für Wanners neuen Klub.
Kompany ist englisch geprägt
Dass der Coach nicht als großer Jugendförderer auftritt, sorgt schon seit Wochen für Irritationen hinter den Kulissen.
Gerade am Nachwuchs-Campus blickt man mit Sorge darauf, dass der Belgier – trotz aller Bekenntnisse der Beteiligten – nicht im großen Stil auf junge Spieler setzt. Selbst im Fall von Lennart Karl, dessen Vertrag jüngst verlängert wurde, rechnen einige Beobachter nicht mit vielen Einsätzen.
Dabei ist Kompanys Marschroute auch verständlich: Als Trainer wird er immer am kurzfristigen Erfolg gemessen, für „Jugendwahn“ ist im Tagesgeschäft des FC Bayern fast kein Platz. Zudem ist der Trainer von seiner Zeit in der Premier League geprägt. Talente werden nicht in erster Linie gefördert, sondern fertig gekauft.
Eine Wahrheit, die die Verantwortlichen allerdings nicht offen ansprechen. Den Talenten werden weiterhin große Versprechen gemacht.
Kritik an Talenten
Im Fall von Wanner griff Eberl am Donnerstag dann zu jenem Mittel, das er schon nach dem Abschied von Adam Aznou Richtung Everton bemühte. Die Erklärung des Sportvorstands lautete: Der Spieler ist nicht mutig genug.
„Es kommt auf die Spieler an, ob sie besser werden und sich Herausforderungen stellen wollen“, sagte Eberl.
Eine Lesart, die Wanner angesichts seiner bisherigen Karriere mit Stationen in der Fußballprovinz, nicht sonderlich stören dürfte. Den beschwerlichen Weg über Elversberg, Heidenheim und jetzt im Ausland zu wählen, spricht eine andere Sprache.
Bei Aznou war das SPORT1-Infos zufolge allerdings anders. Und auch am Campus wundert man sich über die wenig verblümte Kritik an aufstrebenden Jungprofis – auch weil sie die Arbeit mit den Talenten nicht einfacher macht.