Dankbarer könnte Borussia Dortmund Niko Kovac nicht sein. Der 53-Jährige führte die Dortmunder zur nicht mehr für möglich gehaltenen Qualifikation für die Champions League. Nicht umsonst sprach Lars Ricken von einer der „größten Trainerleistungen in der Geschichte des BVB“. Und daran gibt es keine Zweifel. Kovac, der Teufelskerl! Dennoch ist die Vertragsverlängerung überstürzt.
Diese BVB-Entscheidung ist überstürzt
Diese Entscheidung ist überstürzt
Seit Jürgen Klopp haben es erst drei Trainer länger als ein Jahr bei Schwarz-Gelb ausgehalten: Thomas Tuchel, Edin Terzic und Lucien Favre. Doch die Schicksale von Peter Bosz, Peter Stöger, Marco Rose und Nuri Sahin zeigen: Beim BVB kann es trotz anfänglicher Euphorie auch ganz schnell in die andere Richtung gehen.
Mehr Risiko als Chance
Auch wenn sich die Dortmunder so sehr nach Konstanz in der Führung sehnen. Garantie für Erfolg gibt es nicht! Eine derartig langfristige und verlässliche Planung ist nicht möglich. Dass der BVB nun ein Jahr vor Ablauf des Vertrags vorzeitig um ein weiteres verlängert, ist mehr Risiko als Chance.
Warum die Eile? Wieso nicht den Start in die Saison abwarten und im Herbst oder Winter eine Entscheidung fällen? Gerade nach diesem Stotterstart!
Verlängerung aus Dankbarkeit ist nicht zielführend
Natürlich hat dieser Vertrauensbeweis der Bosse auch etwas mit Dankbarkeit zu tun. Durch Kovacs Aufholjagd schob sich das Team am letzten Spieltag noch auf den vierten Platz vor. Dem Klub winkt dadurch auch in dieser Spielzeit wieder eine dreistellige Millionensumme. Zum Vergleich: In der Saison 2024/25 kassierten die Dortmunder trotz Viertelfinal-Aus in der Königsklasse über 100 Millionen Euro. Sowohl sportlich als auch finanziell werden sie ihm das nie vergessen - zu Recht. Doch Kovac nur aus Dankbarkeit schon jetzt einen neuen Vertrag zu schenken, wäre nicht zielführend.
Es wäre nicht das erste Mal, dass dem Verein eine vorzeitige Vertragsauflösung teuer zu stehen kommt. Diese Entscheidung erhöht den Druck auf die Bosse.
Die BVB-Verantwortlichen trauen Kovac nicht nur in dieser Saison ein starkes Abschneiden zu, sondern auch den bevorstehenden Umbruch im nächsten Sommer. Viele Verträge, gerade die von zahlreichen Routiniers, laufen aus. Auch bei anderen Vereinen gehörte das zu Kovacs Aufgaben - mit unterschiedlichem Erfolg.
Kovacs Arbeit fängt gerade erst an
Kovacs durchschnittliche Amtszeit beträgt rund eineinhalb Jahre. Nur bei Eintracht Frankfurt knackte er die Zweijahresmarke. Bei allen anderen Stationen war nach etwas mehr als einem Jahr Schluss. Ob er das beim BVB länger hinbekommt? Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall. Doch im Profifußball weiß man nie.
Kovac war und ist aktuell ein Segen für den BVB. Mit seiner Art und Weise tut er dem Verein gut, bringt die dringend benötigte Ruhe in den Klub und weiß auch, wie er die Spieler richtig anpacken bzw. „in den Arsch treten“ muss.
Doch seine Arbeit fängt gerade erst an. Dass die Verantwortlichen schon jetzt ein Fazit ziehen und mit ihm über die kommende Saison hinweg planen, ist unnötig voreilig.