Fitness, Ernährung und ein gesunder Schlaf. Das sind die Themen, denen Willi Orban täglich alles unterordnet. Der Innenverteidiger, der im Sommer sein zehnjähriges Jubiläum bei den Sachsen feierte, achtet wie kaum ein anderer auf seine Gesundheit. Im SPORT1-Interview hat der 32-jährige sein Geheimnis verraten, worauf es ankommt und wie er nahezu verletzungsfrei durch seine Karriere gekommen ist.
Bundesliga: Willi Orban lüftet sein Fitnessgeheimnis
Kurioser Lifestyle! So lebt Willi Orban
Außerdem verrät der ungarische Nationalspieler, wie nah er einem Abgang im Sommer war und welcher Neuzugang ihn am meisten beeindruckt.
„Erste Verletzung hat mich sensibilisiert“
SPORT1: Herr Orban, wir starten ganz unkonventionell in das Interview: Haben Sie sich heute morgen einen Wecker gestellt?
Willi Orban: Interessante Frage! Nein, tatsächlich habe ich mir heute Morgen keinen Wecker gestellt. Ich werde immer zwischen 6 Uhr und 8 Uhr wach und das war auch heute so der Fall.
SPORT1: Sie regulieren Ihren Schlafrhythmus durch Ihren Hormonhaushalt. Wie genau funktioniert das?
Orban: Das ist ein komplexes Thema, es geht um die Biochemie des Körpers. Man kann abends den Körper unterstützen, beispielsweise durch Einnahme von Magnesium. So kann man dem Körper das Signal geben, dass die Ruhephase eingeleitet wird und das Serotonin ausgeschüttet wird.
SPORT1: Woher kommt die Leidenschaft für diese Themen?
Orban: Das Interesse kam nach und nach. Meine erste Knieverletzung hat mich sensibilisiert, dass man am Ende in erster Linie selbst verantwortlich ist für den eigenen Körper. Egal, ob technisch, mental oder athletisch.
SPORT1: Wie viel Disziplin benötigt es, um so einen professionellen Lifestyle zu leben?
Orban: Ich sage immer: alles hat im Leben seinen Preis. Und ich bin immer noch gerne bereit, diesen Preis zu zahlen. Es gibt natürlich die Momente, wo ich meiner Freundin abends erklären muss, dass wir die Serie oder den Film ausmachen, weil mir mein Schlafrhythmus wichtig ist.
Orban: „Bin ein Spieler, der für Konstanz steht“
SPORT1: Wie gehen Ihre Mitspieler mit Ihrem Faible für Ernährung und Gesundheit um? Gibt es da mehr Augenrollen oder Respekt?
Orban: Die kennen mich ja mittlerweile. Es gibt einige Spieler, die auch immer mal wieder Fragen stellen, wie ich verschiedene Dinge handhabe. Einige sind da sehr motiviert und stellen ebenfalls fest, dass ein guter Schlafrhythmus ihnen guttut. Genauso wie ich auf dem Platz vorangehe, bin ich auch in der Kabine für Fragen jeglicher Art offen. Ich denke, ich bin ein Spieler, der für Konstanz steht und über die Jahre bewiesen hat, sich immer wieder weiterzuentwickeln.
SPORT1: Sie haben sich zuhause ein eigenes kleines Fitnessstudio eingerichtet, obwohl Sie als Profifußballer ohnehin oft schon zwei Mal täglich trainieren. Was machen Sie da noch zusätzlich?
Orban: Ich bin ein großer Fan von progressivem, strukturiertem Krafttraining. Also Training auf Maximalkraft mit hohen Gewichten. Da nutze ich mein eigenes Gym schon ein bis zwei Mal die Woche, gerade an den Tagen nach den Spielen.
SPORT1: Rund um die Europameisterschaft 2024 in Deutschland waren Sie nicht ganz zufrieden mit dem Fitnessstudio, das Ihnen für die ungarische Nationalmannschaft bereitgestellt wurde. Was war da los?
Orban: Das Gym, das uns am Homeground bereitgestellt wurde, war nicht optimal für mein Krafttraining. Es waren zu wenig Gewichte vor Ort. Ich schaute dann online, wo das nächste öffentliche Gym ist und bin in der EM-Vorbereitung dorthin gefahren.
SPORT1: Aber wurden Sie im öffentlichen Gym nicht regelmäßig erkannt und angesprochen?
Orban: Ja, natürlich, das war dann auch der Fall. Das ganze Land hat die EM verfolgt, da gab es schon die ein oder anderen ungläubigen Blicke und Personen, die gefragt haben, was ich hier mache. Am Ende ist die Fitnessszene sehr cool, ich habe da nur positive Erfahrungen gemacht.
„Viele Spieler sind nicht bereit diesen Preis zu zahlen“
SPORT1: Wenn wir auf das Thema Ernährung schauen: Was darf im Hause Orban im Kühlschrank nicht fehlen?
Orban: Die Basics. Eine gute Qualität an Fleisch darf nie fehlen. Viele Eier. Und einmal pro Woche gibt es Leber bei mir, das ist das Multivitamin der Natur. Ich ernähre mich proteinhaltig. Logischerweise habe ich als Sportler auch einen größeren Bedarf.
SPORT1: Es gibt Profifußballer, die sich als Belohnung Fast Food holen. Ist sowas denkbar bei Ihnen?
Orban: Das gibt’s weniger. Da bin ich sehr strikt. Natürlich gönnt man sich mal was, aber ich bin gar kein Fan von Fast Food. Das ist nicht das Optimale für die Regeneration. Ich bin schon davon überzeugt, dass die Ernährung entscheidend ist für die Langlebigkeit einer Karriere.
SPORT1: Haben Sie sich ein Ziel im Kopf, wie lange Sie noch auf Top-Niveau spielen wollen?
Orban: Sich so ein Ziel zu setzen wäre zu verbissen. Ich habe das Gefühl, je älter ich bin, desto besser werde ich. Natürlich muss man irgendwann erkennen, dass es nicht mehr für das Top-Niveau reicht, aber aktuell ist genau das Gegenteil der Fall. Ich bin noch in der Lage mich zu entwickeln.
„Bin nicht der Prototyp Fußballer“
SPORT1: Wenige Spieler haben so ein großes Augenmerk auf diese Themen. Sind Sie ein Exot im Profifußball?
Orban: Ich bin nicht der vermeintliche Prototyp Fußballer. Ich bin außerdem in gewisser Weise eine Person der Öffentlichkeit, da trage ich eine Verantwortung, auch für soziale Dinge und dem werde ich gerecht.
SPORT1: Diesen Sommer haben Sie Ihr zehnjähriges Jubiläum bei RB Leipzig gefeiert. Hätten Sie damals gedacht, dass es so eine lange Zeit hier sein wird?
Orban: Nein, davon kann man nicht ausgehen. Im modernen Fußball ist das ja schon ungewöhnlich. Der Verein und ich haben uns gemeinsam entwickelt. Von den zehn Jahren haben wir neun international gespielt, acht Jahre davon in der Champions League. Das ist immer noch der Anspruch vom Verein und von mir selbst, da wollen wir hin. Deswegen muss jeder alles dafür tun, dass wir wieder nach Europa kommen
SPORT1: Im Sommer gab es einen großen Umbruch bei RB Leipzig, auch um Ihre Person gab es immer wieder Abgangsgerüchte. Wie konkret war es?
Orban: Dadurch, dass ich noch einen langfristigen Vertrag und immer noch meine Qualität habe, war ich mir sicher, hierbleiben zu wollen. Es lagen auch Angebote anderer Vereine vor, das gehört dazu. Für mich war aber klar, dass ich hier bleiben und das als Chance sehen möchte, das vergangene Jahr wiedergutmachen und als Mannschaft noch enger zusammenzurücken.
SPORT1: Sie kommen aus Kaiserslautern, haben dort gespielt. Wäre das eines Tages eine Herzensangelegenheit da nochmal zu spielen?
Orban: Ich bin dort geboren, habe die ganze Jugend dort durchlaufen, habe meine ersten Erfahrungen gesammelt. Ich verfolge mit einem Auge immer noch, was da passiert. Für mich haben sie eines der schönsten Stadien in ganz Deutschland. Es würde mich sehr freuen, wenn sie aufsteigen.
SPORT1: Mit beispielsweise Romulo, Bakayoko oder auch Diomande hat RB enorm viel Qualität dazu bekommen. Wer hat Sie am meisten überrascht?
Orban: Grundsätzlich sind das alles Jungs, die sich zu Topspielern entwickeln können. Romulo ist zum Beispiel ein Spieler, der sehr weit und klar in seiner Mentalität ist. Er bringt ein großes Paket mit in einem jungen Alter. Dass er diesen Schritt aus der türkischen Liga so schnell bewältigt hat, das spricht für ihn.