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BVB-Star Julian Brandt - Magier oder Mitläufer?

Magier oder Mitläufer?

Julian Brandt wird bei Mainz 05 ins kalte Wasser geworfen - und begeistert unter anderem Niko Kovac. Kann der BVB-Star nun beweisen, wer er wirklich ist?
Borussia Dortmund festigt mit dem Sieg gegen Mainz die Position als Bayern-Verfolger Nummer eins in der Bundesliga. Eine Kampfansage an den Rekordmeister lässt sich Cheftrainer Niko Kovac dennoch nicht entlocken.
Julian Brandt wird bei Mainz 05 ins kalte Wasser geworfen - und begeistert unter anderem Niko Kovac. Kann der BVB-Star nun beweisen, wer er wirklich ist?

Kurz sah es aus, als würde der zunächst brillant vorgetragene Turbo-Konter des BVB in die Hose gehen.

Karim Adeyemi hatte die erste Abwehrreihe der Mainzer bereits überrannt und stürmte auf den letzten verbliebenen Verteidiger zu, als er einen schlecht getimten Pass in den Rücken des mitgeeilten Julian Brandt spielte.

Doch an diesem Nachmittag in der MEWA Arena von Mainz konnte kein Ball zu schwierig sein – zumindest nicht für Brandt.

Großes Lob für BVB-Star Brandt

Der 29-Jährige stoppte in vollem Lauf ab und nahm die Kugel mit dem rechten Außenrist an, um sie in einer fließenden Bewegung auf Adeyemi weiterzuleiten. Das Ergebnis war das 2:0 für Borussia Dortmund.

„Das war eigentlich ein schlechter Ball von Adeyemi, aber das ist halt Julian Brandt. Aus einem schlechten Pass macht er das Perfekte. Er nimmt ihn mit dem rechten Fuß sensationell an und spielt ihn mit links rüber, sodass Adeyemi mit dem ersten Kontakt abschließen kann“, sagte Sky-Experte Fredi Bobic in der Pause. „Eigentlich war der in den Rücken gespielt, andere Spieler hätten damit ein Problem.“

Ein Problem hatte Brandt an diesem Samstagnachmittag aber sowieso nicht – auch nicht, als ihm wenige Minuten vor Anpfiff mitgeteilt worden war, dass er heute nicht auf der Bank Platz nimmt – wie zunächst angedacht –, sondern dringend für den kurzfristig ausfallenden Serhou Guirassy einspringen muss.

Brandt wird ins kalte Wasser geworfen

„Das war natürlich ein bisschen überraschend, weil Serhou Schmerzen hatte beim Warmmachen. Da wird man so ein bisschen ins kalte Wasser geworfen. Es ist anders auf jeden Fall“, erklärte Brandt nach dem Spiel bei Sky.

Der ehemalige Nationalspieler, der wegen eines Kahnbeinbruchs am Anfang der Saison zwischenzeitlich gefehlt hatte und nun erstmals wieder von Beginn an auflaufen durfte, war in Hälfte eins Dreh- und Angelpunkt der Dortmunder Offensive, bereitete neben dem zweiten Tor durch Adeyemi auch das erste mustergültig vor, als er einen genialen Ball quer durch den Strafraum auf Daniel Svensson am langen Pfosten spielte.

„Diesen Pass (zum 1:0; Anm. d. Red.) spielen nicht viele. Man sieht, wenn er da sein muss, ist er da. Seit ich da bin, habe ich nur das größte Lob für ihn“, sagte Trainer Niko Kovac bei DAZN.

Dass Brandt zu genialen Momenten fähig ist, hat er im Laufe seiner Bundesliga-Zeit immer wieder bewiesen – zunächst bei Bayer Leverkusen, später beim BVB.

Zum Verhängnis wurde ihm allein die Inkonstanz seines Spiels, das Auf und Ab einer Karriere, die besonders in den vergangenen Spielzeiten sukzessive an Schwung verlieren schien.

Es geht um die Zukunft von Brandt

Doch Kovac scheint weiter an seinen vielseitig einsetzbaren Offensivakteur zu glauben.

„Er ist 29, keine 38. Das erwarte ich schon von einem Spieler seiner Klasse (kurzfristig für die Startelf bereit zu sein; Anm. d. Red.). Ich freue mich. Er hatte eine Hand-OP gehabt, deswegen war er in den letzten Spielen nicht immer dabei. Jule ist ein total mannschaftsdienlicher Spieler. Ein Spieler, der über eine immense Qualität und Erfahrung verfügt“, sagte der Kroate nach dem Spiel.

Für Brandt, dessen Vertrag im Sommer 2026 ausläuft, geht es dabei vor allem um seine Zukunft – und darum zu zeigen, dass der BVB mit ihm erfolgreich sein kann.

„Ich bin schon viele Jahre hier und wir haben schon einige weniger gute Starts hingelegt, wo wir der Musik schon am 3. oder 4. Spieltag hinterhergelaufen sind. So ist es erst mal eine Situation, die wir uns erarbeitet haben“, sagte Brandt über die Tabellensituation, die den BVB nur zwei Punkte hinter den übermächtigen Bayern zeigt.

Ob das so bleibt, hängt auch davon ab, wer Brandt für diese Dortmunder Mannschaft sein kann: der Mitläufer aus so manchen schlechten Tagen oder der Magier von Mainz, für den kein Pass zu schlecht gespielt ist, um damit zu zaubern.