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Das ist die bittere Gladbacher Wahrheit

Eine bittere Wahrheit

Gerardo Seoane muss schon nach dem dritten Spieltag bei Borussia Mönchengladbach gehen. Dass die Lage am Niederrhein sich durch den Trainerwechsel wandeln wird, bezweifelt SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.
Borussia Mönchengladbach zieht die Reißleine und stellt Trainer Gerardo Seoane frei. Das teilen die Fohlen einen Tag nach dem 0:4-Debakel gegen Werder Bremen mit.
Gerardo Seoane muss schon nach dem dritten Spieltag bei Borussia Mönchengladbach gehen. Dass die Lage am Niederrhein sich durch den Trainerwechsel wandeln wird, bezweifelt SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.

Borussia Mönchengladbach steckt in einem gefährlichen Strudel. Der Traditionsklub hat nicht nur das Gewinnen verlernt, sondern, der Eindruck steht, vor allem das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Ein Ur-Borusse fragte Sonntag, am Rande des 0:4 gegen Werder Bremen, in die Runde auf der Ehrentribüne: „Jetzt mal ehrlich, wer soll da unten denn auch den Karren aus dem Dreck ziehen?“ Und niemand hatte eine Antwort.

Die Lage ist alarmierend

Es ist die bittere Wahrheit im September 2025: Bis auf das Wappen und die Trikotfarben hat die Elf vom Niederrhein im Grunde nichts mehr mit den freudestrahlenden Fohlen zu tun, die vor fünf Jahren noch in der Champions League begeisterten und sogar ins Achtelfinale kamen.

Seit zehn Spielen ist die Borussia saisonübergreifend mittlerweile ohne Bundesliga-Sieg. In den drei Partien der aktuellen Spielzeit gelang kein einziger Treffer. Die Lage scheint nicht nur alarmierend - sie ist es auch. Am Borussia-Park ist der Optimismus gestorben.

Doch so sicher die Fans sind, dass der sportliche Zusammenbruch der letzten Monate vor allem dem jetzt entlassenen Trainer Gerardo Seoane anzukreiden ist, so unsicher sind sich in genau dieser Frage viele Mitarbeiter, nicht nur aus dem sportlichen Bereich, auch auf der Geschäftsstelle.

Die Trennung von Seoane sei ein „branchenüblicher Reflex“, die „große Hoffnung auf einen Impuls“. Doch Seoane habe eigentlich genau die Qualitäten, gerade auch menschlich, die der zusammengestellte Kader benötige.

Dazu passt, mit welcher Überzeugung Sportchef Roland Virkus vor dem Bremen-Spiel noch seinen Schweizer Cheftrainer verteidigte. Wegen einer erkennbar „positiven Entwicklung“ ließ Virkus keine Zweifel an Seoane zu. Einem 0:0 zum Auftakt gegen den HSV war ein guter Auftritt gegen Stuttgart gefolgt. Das späte 0:1 brachte dann aber große Enttäuschung.

Kleindienst fehlt an allen Ecken und Enden

Die Gladbacher haben zweifellos einige wirklich gute Fußballer in ihren Reihen. Aber keine starken Führungsspieler! Der verletzte Kapitän und Torjäger Tim Kleindienst fehlt an allen Ecken und Kanten. Vor Mitte Oktober wird er nicht zurück sein.

Sein Vertreter Rocco Reitz ist mit der Aufgabe, die Mannschaft durch eine Krise zu tragen, noch überfordert. Drumherum sind die meisten Kollegen vor allem mit sich selbst beschäftigt, tauchen unter statt voranzugehen.

Ob ein neuer Trainer wirklich die Problemlösung ist? Das muss zumindest bezweifelt werden. Eugen Polanski, der jetzt übernimmt und von der U23 kommt, hat den Vorteil, sowohl den Verein als auch den Kader gut zu kennen.

Vielleicht löst er Blockaden, aber auf keinen Fall kann er zaubern. Das wieder erstarkte Leverkusen, auf das sie Sonntag treffen, wird für die Wackel-Borussia ziemlich sicher zwei Nummern zu groß sein.

Der Mönchengladbacher Karren dürfte, auch ohne Seoane, noch länger ziemlich fest im Dreck stecken.