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Ein überraschender Blickwinkel auf die "Watschn" für Max Eberl

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„Eher ein Ritterschlag für Eberl“

Uli Hoeneß‘ langjähriger Weggefährte Sepp Maier spricht im exklusiven SPORT1-Interview über den vieldiskutierten Doppelpass-Auftritt des Bayern-Patrons - und bewertet die Kritik an Max Eberl anders als viele andere.
Uli Hoeneß gibt zu, dass Max Eberl mit der Streitkultur beim FC Bayern zu kämpfen hat. Im SPORT1 Doppelpass spricht er über die Zukunft des Sportvorstands.
Uli Hoeneß‘ langjähriger Weggefährte Sepp Maier spricht im exklusiven SPORT1-Interview über den vieldiskutierten Doppelpass-Auftritt des Bayern-Patrons - und bewertet die Kritik an Max Eberl anders als viele andere.

Der Aufsehen erregende Auftritt von Bayern-Patron Uli Hoeneß im SPORT1-Doppelpass bewegt Fußball-Deutschland.

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Kritische Töne über Sportvorstand Max Eberl, Attacken auf die Experten Lothar Matthäus und Markus Babbel, streitbare Einschätzungen zum wilden Transfer-Sommer: Der Ehrenpräsident hat jede Menge Zünd- und Diskussionsstoff hinterlassen.

Was treibt den langjährigen Macher des Rekordmeisters an? SPORT1 hat nachgefragt bei einem der ältesten Weggefährten und Freunde Hoeneß‘: Torhüter-Legende Sepp Maier.

Der Weltmeister von 1974 spricht im exklusiven Interview über seine Sicht der Dinge auf die von Hoeneß aufgeworfenen Streitfragen.

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Maier: „Uli redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist“

SPORT1: Herr Maier, Uli Hoeneß und Rekordnationalspieler Lothar Matthäus liegen nach Hoeneß‘ Doppelpass-Auftritt mal wieder über Kreuz ...

Maier: Ach, das ist doch fast schon ein Ritual! Uli redet halt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist - das war schon immer so. Dass er Matthäus gleich wieder einen mitgibt, wundert mich nicht. Jeder weiß: Wenn Uli und Lothar aneinandergeraten, dann knallt’s kurz, aber es brennt kein Haus ab. Für mich ist das kein „Konflikt“, sondern ein bisschen bayerisches Theater. Nur dass es in der Öffentlichkeit halt größer wirkt, als es ist.

SPORT1: Auslöser war diesmal der Streit über den tatsächlichen Marktwert von Nick Woltemade, als Bayern noch um ihn buhlte. Matthäus hatte 80 bis 100 Millionen Euro genannt und damit letztlich richtig geschätzt.

Sepp Maier: Ob Woltemade 80 oder 100 Millionen wert ist? Das entscheidet am Ende sowieso nur der Markt. Aber eines ist klar: Uli wollte Matthäus nicht kleinmachen, sondern einfach zeigen, dass solche Summen mit Vernunft nichts mehr zu tun haben.

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SPORT1: In Richtung Matthäus fiel aber auch der Satz, er habe „nicht alle Tassen im Schrank“, worauf Hoeneß im Dopa folgen ließ: „Wir haben uns beim Frauen-Spiel getroffen und auch die Hand gegeben. Aber sonst haben wir uns wenig zu sagen, weil ich festgestellt habe, dass er noch keine neue Tasse gefunden hat.“

Maier: Das ist typisch Uli! Seine Sprüche sind manchmal härter als nötig, aber das gehört zu ihm. Und Lothar: Der steckt das weg, kennt das ja seit 25 Jahren. Die beiden brauchen sich fast gegenseitig, so wie zwei alte Rivalen im Boxring. Mal schlägt der eine zu, mal der andere. Man denke an den Spruch, Matthäus solle nicht mal Greenkeeper bei Bayern werden – das war damals eine richtige Bombe. Aber seien wir ehrlich: Niemand kann Matthäus’ Karriere wegdiskutieren. Weltfußballer, Rekordnationalspieler - das steht. Uli bleibt halt bei seiner Linie: Er lässt keinen anderen an seinem Tisch bestimmen.

SPORT1: Pikanterweise hat Matthäus als Reaktion nun behauptet: „Mich haben Leute des FC Bayern kontaktiert und sich für die peinlichen Aussagen von Uli entschuldigt.“

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Maier: Also ganz ehrlich: Dass beim FC Bayern jemand losrennt und sich für Uli entschuldigt: Das glaube ich nicht. Da kennt man ihn doch!

SPORT1: Wie bewerten Sie die kritischen Aussagen von Hoeneß über Sportvorstand Max Eberl?

Maier: Max hat einen Höllenjob, das darf man nicht vergessen. Beim FC Bayern ist man immer unter Dauerfeuer. Dass Uli ihn da öffentlich ein bisschen kritisiert, ist nicht böse gemeint, sondern soll ihn stärken. Es war schon eine ordentliche Watschn für Eberl, aber beim FCB wird keiner mit Samthandschuhen angefasst - das muss man wissen, bevor man hier Verantwortung übernimmt. Das gilt auch für Max Eberl.

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SPORT1: Für sehr viel Wirbel sorgte unter anderem Hoeneß‘ Aufforderung an Eberl, dass er endlich „begreifen“ soll, dass wichtige Fragen bei Bayern auf mehrere Schultern verteilt seien.

Maier: Und genauso ist es ja auch. Bayern ist kein Zwei-Mann-Betrieb, da braucht’s viele starke Schultern. Uli hat Recht: Wenn man denkt, man kann alles allein machen, geht man kaputt. Das ist die Botschaft - und die stimmt.

SPORT1: Spannend war auch Hoeneß‘ Hinweis, er und Karl-Heinz Rummenigge hätten sich oft gestritten „wie die Besenbinder“, sich aber auch immer wieder vertragen. Eberl sei dagegen „ziemlich empfindlich“. Ist das so?

Maier: Ein bisserl vielleicht, ja. Aber das macht ihn menschlich. Jeder ist anders gestrickt: Der Uli ist halt ein Dickschädel, der steckt alles weg, und der Max nimmt sich Sachen vielleicht mehr zu Herzen. Wichtig ist nur: Am Ende muss man wieder gemeinsam rausgehen und für den Verein arbeiten - und das kann Eberl, da bin ich sicher. Viele denken: Eigentlich müsste Eberl jetzt hinwerfen, aber ich glaube nicht daran. Er wird jetzt nicht seine Sachen packen.

SPORT1: Glauben Sie, dass Hoeneß’ Aussagen die Position von Eberl schwächen?

Maier: Uli redet nie, um jemanden zu demütigen. Er sagt, was er denkt, und das wirkt dann manchmal härter, als es gemeint ist. Aber eigentlich macht er damit klar: Max ist wichtig, er muss Verantwortung tragen. Das ist eher ein Ritterschlag als ein Angriff. Von daher muss Max Eberl sich da noch keine Sorgen machen.

SPORT1: Sehen Sie anhaltendes Konfliktpotenzial?

Maier: Beim FC Bayern gibt’s immer Konflikte - das ist Tradition wie die Wiesn! (lacht) Aber genau das macht den Verein stark. Wo viel Druck ist, entsteht auch viel Energie. Solange alle das Herz am rechten Fleck haben, sehe ich keine Gefahr. Im Gegenteil: Der FC Bayern lebt von dieser Reibung.

SPORT1: Uli Hoeneß hat den Transfermarkt mit dem Spiel Monopoly verglichen. Die Schlossallee ist die Säbener Straße aber längst nicht mehr ...

Maier: Nein, die Säbener Straße ist längst keine Einkaufsmeile mehr. Früher war es vielleicht noch möglich, mit vergleichsweise überschaubaren Summen große Spieler zu verpflichten, heute spielen wir in einer ganz anderen Liga. Der Markt hat sich extrem verändert: Ablösen, Gehälter, Beraterhonorare: Das hat inzwischen Dimensionen angenommen, die man früher eher im Spiel als in der Realität vermutet hätte. Und genau das meinte Uli Hoeneß wohl mit seiner Anspielung.

SPORT1: Muss der FC Bayern seine Strategie anpassen, um im internationalen Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren?

Maier: Bayern muss sich in einem globalen Wettbewerb behaupten, bei dem Klubs aus England, Spanien oder inzwischen auch Saudi-Arabien Summen aufrufen, die weit über das hinausgehen, was man an der Säbener traditionell gewohnt war. Es geht nicht mehr darum, die Schlossallee zu besitzen, sondern darum, überhaupt noch auf dem Spielbrett konkurrenzfähig zu bleiben.