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Union Berlin: Aus Baumgarts Verhalten wächst ein größeres Problem

Baumgarts brandgefährliche Kehrseite

Das Verhalten von Steffen Baumgart steht immer öfter in den Schlagzeilen. Doch seine Art tut Union Berlin nicht nur Schlechtes, beurteilt SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.
Steffen Baumgart sieht beim 4:3-Sieg von Union Berlin gegen Eintracht Frankfurt nach einem emotionalen Ausbruch die Rote Karte. Auf der anschließenden Pressekonferenz äußert sich der Union-Coach zu der Situation.
Das Verhalten von Steffen Baumgart steht immer öfter in den Schlagzeilen. Doch seine Art tut Union Berlin nicht nur Schlechtes, beurteilt SPORT1-Kolumnist Tobias Holtkamp.

Wer sich nicht im Griff hat, kann gefährlich werden - für sich und für andere. Steffen Baumgart, das hat er beim Spiel seines Arbeitgebers Union Berlin in Frankfurt einmal mehr gezeigt, hat sich nicht im Griff.

Wenn die Emotionen hochkochen, das ist mittlerweile oft belegt, gerät er immer wieder außer Kontrolle. Dieses Mal war es erst ein Stinkefinger, wohl in Richtung des Schiedsrichters, später eine wütend auf das Spielfeld getretene Papierkugel. Der DFB zeigte sich mit nur einem Spiel Sperre noch gnädig. Baumgart wird nur das Heimspiel gegen den HSV gesperrt von der Tribüne aus verfolgen müssen.

Im März hatte Baumgart im Heimspiel gegen Bayern schon einmal gefehlt, da er im vorherigen Saisonverlauf vier Mal verwarnt worden war.

Baumgart wird zum Problem für Union Berlin

Aus dem Verhalten des Cheftrainers wächst jetzt ein größeres Problem. Dass Baumgart keine Besserung geloben kann, ist Thema im Verein.

Nach den Aktionen von Frankfurt sagte der Trainer: „Wer eine Entschuldigung erwartet oder dass ich sage, beim nächsten Mal mache ich es besser - da bin ich zu emotional, um eine hundertprozentige Sicherheit zu geben.“ So ehrlich diese Worte sind, so risikobehaftet sind sie auch.

Beim HSV wurde Baumgart das zum Verhängnis

Baumgart ist unberechenbar und explosiv. In Hamburg, wo er vorher arbeitete, ist ihm das zum Verhängnis geworden. Mit seiner lauten und maximal emotionalen Art, bei jeder Besprechung und auch vor jedem Spiel in der Kabine, ist er extrem von den Ergebnissen abhängig.

Tritt nicht ein, was er aus voller Kehle predigt, verliert er an Glaubwürdigkeit. Beim HSV war das so. „Am Ende blieb oft nur noch hängen, dass er gebrüllt hat. Weniger die Inhalte“, berichtet einer, der eng mit ihm arbeitete.

Verstärkung und Risiko für Union Berlin

Baumgart setzt sich mit seiner Arbeitsweise brutal unter Druck. Er gibt sich als aggressiver Kämpfer, an der Seitenlinie immer auf Hochtouren, der Einsatz vorlebt, mit jeder Faser. Damit zündet er an, seine Spieler, auch die Zuschauer, wenn sie hinter ihm stehen.

Wenn es läuft, geht das voll auf. Bei Union passt das. Die Mannschaft folgt ihm, die Spieler schätzen und bewundern, wie er sich für sie zerreißt. Baumgart, zumindest für den Herbst 2025 lässt sich das uneingeschränkt sagen, ist eine sportliche Verstärkung für die Berliner.

Doch, und auch darüber reden sie in Köpenick, für die Marke Union Berlin und ihr Erscheinungsbild ist Baumgart ein Risikofaktor. Da geht es um Themen wie Vorbildfunktion und Werte wie Fairplay und Respekt - die auch Partnern wichtig sind und Sponsoren.

Baumgart ist einerseits der bekannteste Unioner. Bundesweit ein Aushängeschild. Aber, und das ist die brandgefährliche Kehrseite: Niemand weiß, wann der Trainervulkan das nächste Mal ausbricht. Und wie. Daran müssen sie arbeiten.