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"Nach diesem Transfersommer war das nicht leicht für mich"

Transfer-Gerüchte? „Keine leichte Zeit“

Werder-Star Romano Schmid blickt im exklusiven SPORT1-Interview auf den Bundesliga-Kracher gegen den FC Bayern - und eine unruhige persönliche Phase.
Romano Schmid ist eine feste Größe im Kader von Werder Bremen. Dennoch gab es im Sommer Gerüchte über seinen Abgang, denn auch Werder soll nicht abgeneigt gewesen sein, den Österreicher ziehen zu lassen.
Werder-Star Romano Schmid blickt im exklusiven SPORT1-Interview auf den Bundesliga-Kracher gegen den FC Bayern - und eine unruhige persönliche Phase.

Bremens Romano Schmid ist seit diesem Sommer der dienstälteste Werder-Profi. Dabei hätte die Zusammenarbeit zwischen Spieler und Verein in diesem Sommer auseinandergehen können.

Werder musste Geld einnehmen, hat das auch offen kommuniziert. Der Name Schmid wurde immer wieder als potenzieller Abgang an der Weser genannt. Doch trotz zahlreicher Gerüchte ist der Österreicher weiterhin Werderaner.

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht er über den Transfersommer und seine aktuelle Verfassung und erklärt, was es braucht, um am Freitag (ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) die Bayern zu schlagen.

Licht und Schatten bei Werder

SPORT1: Herr Schmid, die Saison ist schon ein paar Wochen alt. Wie bewerten Sie diese?

Romano Schmid: Das ist schwierig zu bewerten. Es gilt, langsam das zu stabilisieren, was wir gut machen, und dies auch über eine längere Phase zu zeigen. Und wenn wir mal ein Spiel verlieren, sollten wir auch versuchen, nicht gleich drei oder vier Gegentore zu bekommen.

SPORT1: Gegen Gladbach macht Werder vier Tore und die Euphorie rund um den Verein war sehr groß. Wie nimmt man das als Profi wahr?

Schmid: Dass die Euphorie so groß war, habe ich gar nicht so mitbekommen. Es war natürlich ein Befreiungsschlag nach den ganzen Gegentoren, die wir bekommen haben. Danach haben wir jetzt einen Dämpfer kassiert.

SPORT1: Zeigt so ein Dämpfer (0:3 gegen Freiburg, Anm. d. Red.) einem, dass noch sehr viel zu tun ist?

Schmid: Nein, wir wussten auch vor und nach dem Gladbach-Spiel, dass noch viel zu tun ist. Das Spiel gegen Freiburg hat uns das nun wieder gelehrt. So müssen wir die nächsten Wochen auch angehen.

Bittere Premiere für Schmid

SPORT1: Das Spiel gegen Freiburg wird Ihnen sicherlich auch in Erinnerung bleiben, da Sie erstmals in Ihrer Karriere einen Elfmeter verschossen haben. Was war da los?

Schmid: Der Keeper (Noah Atubolu, Anm. d. Red.) hat einfach gut geredet, im Vorfeld ein paar Mentalspiele mit mir gemacht. Und das gut. Er sagte, dass er meine Elfmeter aus der U21 gesehen hat und weiß, welche meine Lieblingsecke ist. Ich wollte eigentlich woanders hinschießen, im letzten Moment habe ich dann gedacht, dass er es wirklich weiß. Dann hat man einfach im Ablauf gemerkt, dass es kein guter Elfmeter war, da ich mich im letzten Moment umentschieden habe. So verschießt man dann grundsätzlich Elfmeter.

SPORT1: Sollte es in München wieder einen Elfmeter geben, schießen Sie diesen dann?

Schmid: Ja, ich werde den schießen.

So will Werder die Bayern knacken

SPORT1: Blicken wir auf das Bayern-Spiel: Was spricht dafür, dass Werder da etwas mitnehmen kann?

Schmid: Es geht nur mit Leidenschaft, mit extremem Willen, alles wegzuverteidigen, dazu 90 Minuten lang Nadelstiche zu setzen. Die Momente, die wir haben, müssen wir besser nutzen als in den letzten Spielen. So kann es gehen. Aber es wird ein sehr schweres Spiel, da die Bayern sehr gut drauf sind, eine sehr gute Mannschaft haben, aber vor allem gefühlt im richtigen Flow sind. Da brauchen wir die Gladbach-Leistung - plus ein bisschen mehr.

SPORT1: Vergangene Woche sagte Marco Grüll, er möchte in dieser Spielzeit besser abschneiden als in der vergangenen. „Besser“ hieße in Werders Fall die Qualifikation für Europa. Was sind Ihre Ziele?

Schmid: Ich glaube, es wäre komisch, wenn Marco sagen würde, dass er schlechter als im Vorjahr abschneiden möchte. Es ist ja das Ziel eines jeden Fußballers, besser als im Jahr zuvor zu sein, sich stetig weiterzuentwickeln. Daher kann ich das nachvollziehen, aber jetzt von Europa zu sprechen, wäre viel zu früh. Deswegen schließe ich mich dem Marco an. Ich will besser sein als letztes Jahr.

SPORT1: Sie haben mit dem Wolfsberger AC schon in der Europa League gespielt. Wie groß ist die Sehnsucht, wieder europäisch zu spielen?

Schmid: Das will ich jetzt nicht zu sehr auf mich beziehen, sondern mehr auf den Verein. Ich glaube, ganz Werder, der Verein, die Stadt, würden sich wünschen, wieder international zu spielen. Unsere Aufgabe ist es, den Verein Schritt für Schritt wieder dorthinzuführen. Es ist aber nicht so leicht, wie es vielleicht klingt. Schön wäre es aber, wenn man Werder Bremen irgendwann wieder in internationalen Kreisen sieht.

Schmid über Wechselgerüchte: „Die Tür ist nie ganz zu“

SPORT1: Blicken wir auf den Transfersommer und Sie persönlich. Es gab um Ihre Person viele Gerüchte, nach dem Leverkusen-Spiel haben Sie am SPORT1-Mikro kein klares Werder-Bekenntnis gegeben. Wie erklären Sie das heute?

Schmid: Es war natürlich keine leichte Zeit für mich mit vielen Gesprächen, manche davon auch etwas unnötig. Die Tür ist bis zum Schluss nie ganz zu. Vor allem, wenn der Verein, so wie er es kommuniziert hat, offen für einen Transfer ist, muss man sich die Tür auch ein wenig offenhalten.

SPORT1: Ihr Name wurde immer wieder mit englischen Vereinen in Verbindung gebracht. Ist es Ihr Ziel, irgendwann mal in der Premier League zu spielen?

Schmid: Gerade jetzt habe ich keine derartigen Ziele. Ich muss hier meine Leistungen bringen, mit dem Kopf wieder voll da sein. Nach diesem Transfersommer war das nicht ganz leicht für mich. Vielleicht bin ich ein zu sensibler Mensch, der solche Dinge zu nah an sich ranlässt. Deswegen muss ich schauen, dass ich wie die letzten Jahre wieder bei hundert Prozent bin.

Schmids neue Rolle bei Werder

SPORT1: Haben Sie aktuell das Gefühl, dass Sie nicht bei hundert Prozent sind?

Schmid: Ich habe das Gefühl, dass noch etwas fehlt. Man hört die Gerüchte und als Spieler muss man sich damit auseinandersetzen, viel darüber nachdenken. Dann spielen die Veränderungen in der Mannschaft eine Rolle, man muss selbst auch wieder reinfinden. Ich war in den vergangenen drei, vier Jahren unter Ole (Werner, Anm. d. Red.) immer auf einer ähnlichen Position mit ähnlichen Aufgaben. Jetzt ist das ein bisschen anders. Deshalb bin ich auch noch nicht so hundertprozentig gefestigt wie die Jahre zuvor. Und mein Anspruch ist es, besser als zuletzt zu spielen.

SPORT1: Im kommenden Sommer steht die Weltmeisterschaft an. Wie groß ist der Traum, auf dieser Bühne mitwirken zu können?

Schmid: Das ist noch nicht wirklich zu greifen. Aber klar, als Kind wollte man immer mit Österreich an so einem Turnier teilnehmen. Wer das Land Österreich kennt, weiß, dass man erst einmal bei einer Weltmeisterschaft dabei war, deshalb wäre das schon etwas Besonderes. Die Vorfreude ist riesig, doch der letzte Schritt ist noch nicht gegangen.