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Aleix García: Endlich raus aus Xhakas großem Schatten

Endlich der, der er sein soll

Nach einem schwierigen ersten Jahr scheint Aleix García in Leverkusen doch noch Fuß zu fassen. Der Spanier ist seit dem Abgang von Granit Xhaka gefragter denn je – und überzeugt mit Leistungen.
Aleix Garcia übernimmt die Rolle von Granit Xhaka
Aleix Garcia übernimmt die Rolle von Granit Xhaka
© IMAGO/Vitalii Kliuiev
Nach einem schwierigen ersten Jahr scheint Aleix García in Leverkusen doch noch Fuß zu fassen. Der Spanier ist seit dem Abgang von Granit Xhaka gefragter denn je – und überzeugt mit Leistungen.

Oft ist es mutig, einen Aufschwung an einer einzigen Situation zu bemessen. Im Fall von Aleix García aber wohl trotzdem passend. Zu geeignet erscheint die 33. Minute beim letzten Heimspiel von Bayer Leverkusen gegen Union Berlin, als der Spanier im Angriffsdrittel winkt, den Pass bekommt und einen Moment Zeit hat. Mit dem ersten Kontakt legt er sich den Ball zurecht, dann erkennt er die Idee seines Landsmanns Lucas Vázquez, der sich rechts im Strafraum befindet, und die Dinge nehmen ihren Lauf.

Rund 20 Meter liegen zwischen ihm und dem gegnerischen Kasten, sieben Verteidiger und so schlecht sind die Köpenicker eigentlich nicht sortiert. Wenig riecht nach akuter Torgefahr. Doch dann dieser geniale Pass, den García diagonal durchsteckt und die gesamte Abwehr einmal seziert. Tempo, Timing - alles an diesem Zuspiel ist perfekt, alle sieben Unioner sind auf einen Schlag überspielt. Stefan Reinartz, Meister der berüchtigten Packing-Analyse, dürfte entzückt gewesen sein.

So hatte Vázquez im Sechzehner alle Freiheiten und fand mit einem präzisen Rückpass Ernest Poku, der den Ball schließlich über die Linie drückte. Die Führung, der Grundstein für den dritten Bundesliga-Sieg der Saison war gelegt – und einer hatte jedes Recht, sich besonders viele Lorbeeren abzuholen: García, der herausragende Akteur des Tages. Nach einem schwierigen ersten Jahr in Leverkusen scheint er endlich Fuß zu fassen. Denn zuletzt glänzte er wiederholt auf eine Art und Weise, die man lange von jemand anderem kannte.

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„Er ist so ein bisschen der Taktgeber, der Motor“

Von Granit Xhaka. García passte, ordnete, dirigierte und initiierte besondere Momente. Sowohl defensiv als auch offensiv agierte er als Anker. Am Ende hatte der 28-Jährige sage und schreibe 153 Pässe zu seinen Mitspielern gebracht – ein Bundesliga-Rekord für diese Saison. Und ein Wert, der an die glorreiche Zeit unter Xabi Alonso erinnert. Was wiederum zeigte, welche enorme Wandlung García in Leverkusen durchgemacht hat. Eine Wandlung vom Mitläufer zum Chef.

Insofern fiel der Tenor von allen Seiten ähnlich aus. Auch von Malik Tillman, der große Worte für seinen Teamkollegen fand. „Er ist so ein bisschen der Taktgeber, der Motor“, schilderte der Sommer-Neuzugang und fügte hinzu: „Klar, er ist ein guter Spieler, er ist ein sehr guter Spieler. Man braucht einfach jemanden im Team, der den Takt vorgibt, die Übersicht behält und ruhig bleibt.“ Trainer Kasper Hjulmand unterstrich ebenso, dass García in diesen Wochen immer besser werde und endlich der sei, der er immer sein sollte.

Wirklich angekommen war García in der vergangenen Saison nämlich nicht. Der Mann aus dem kleinen Ort Ulldecona im Süden Kataloniens wechselte im Sommer 2024 für 18 Millionen Euro vom FC Girona in die Bundesliga, um Bayers Schaltzentrale mit einem weiteren Denker und Lenker auszustatten. Allerdings hatte der Plan nur mäßigen Erfolg. An den etablierten Kräften des sensationellen Double-Jahres – Xhaka, Exequiel Palacios und Robert Andrich – kam er nicht nachhaltig vorbei.

García dachte über einen Wechsel nach

Zu selten durfte García 90 Minuten spielen. Zu selten konnte er seine wohl gefährlichste Waffe, seinen präzisen rechten Fuß, einsetzen. Insbesondere neben Xhaka ging der spanische Nationalspieler regelrecht unter. Beide sind sich vom Spielertyp her ähnlich. Platz gab es oftmals nur für einen von beiden. Und zwar für Xhaka, Alonsos verlängerter Arm auf dem Rasen, der quasi im Dauereinsatz war. So stellte sich für García bereits ein Jahr nach seiner Ankunft die Frage: Dranbleiben oder die Zelte in Leverkusen wieder abbrechen?

An Angeboten mangelte es nicht. West Ham United war einer der Bewerber. Doch García blieb. „Es gab Interesse und einige Gespräche, aber wenn es nicht geklappt hat, dann weil es nicht sein sollte“, erklärte er daraufhin. „Für mich ist die Champions League entscheidend. Ich habe hart gearbeitet und es war mir wichtig, dort zu spielen. Zu diesem Zeitpunkt standen Leverkusen und die Champions League im Vordergrund. Es war eine interessante Option, aber ich fühle mich wohl, wo ich bin.“

Vom Mitläufer zum Mittelfeldchef

Diese Entscheidung scheint sich nun für ihn auszuzahlen. In Leverkusen wurde im Sommer bekanntlich alles auf links gedreht. Auch Xhaka gehört zu den Leistungsträgern, die den Verein verlassen haben. Dazu sucht Andrich seine Form, Palacios fällt wegen einer Adduktorenverletzung noch mehrere Monate aus. García ist also gefragter denn je – und die sich bietende Gelegenheit nutzt er bislang exzellent. Im zentralen Mittelfeld ist er mit dem lauf- und zweikampfstarken Equi Fernández endlich gesetzt.

Dass er eine Rolle als Stratege auf hohem Niveau konstant ausfüllen kann, hat er bereits bewiesen – in der Saison 2023/24, als er Girona völlig überraschend in die Champions League führte. Jetzt ist er auf dem besten Wege, neben Alejandro Grimaldo und Loic Badé wieder Chef zu werden. Seine jüngsten Leistungen rechtfertigen das jedenfalls. Gelingt ihm das weiterhin, hätte er es nach langem Anlauf doch noch aus Xhakas großem Schatten geschafft.